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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Das hat Potenzial

■ betr.: „Schulräume sollen extern vermietet werden: Diese Rechnung geht nicht auf“, taz.de vom 22. 4. 14

Industrienationen benötigen ja keine gut gebildeten Menschen, aber immer ein Plus unter der Rechnung. Wenn wir die Klassenstärken jetzt noch um 10 bis 20 Kinder erhöhen, brauchen die Schulen noch weniger Räume – da steckt noch Potenzial in den Gebäuden. Kinder sitzen ja eh nicht gerne still auf Stühlen, also warum nicht auf Fußboden und Fensterbänken sitzen lassen – auch gleich eine gute Übung für die Uni, sofern sie so weit überhaupt kommen (dürfen) … AGITATOR, taz.de

Solch ein Unfug

■ betr.: „Diese Rechnung geht nicht auf“, taz vom 23. 4. 14

Die kritischen Töne in diesem Artikel sind sehr moderat gehalten. Eigentlich muss doch die Frage gestellt werden: Kann sich Berlin/Deutschland nicht mal mehr Schulen leisten? Auf welches Niveau sollen wir noch heruntergespart werden? Jetzt müssen sich die Schulleiterinnen noch mit solch einem Unfug auseinandersetzen. Die haben bestimmt andere wichtigere organisatorische Aufgaben zu erfüllen!

Wann kommen endlich die richtigen Gegenvorschläge? Unbenutzte Räume in den Parlamentsgebäuden unterzuvermieten. Brauchen wir so viele Politiker und den immensen Raumbedarf überhaupt? Können sich nicht immer zwei Abgeordnete ein Zimmer teilen?

In der Schule teilen sich zwanzig bis dreißig Kinder schon ein Zimmer und eine Lehrerin. Sollte man bei den unterschiedlichen Individuen und den unterschiedlichen kulturellen und familiären Hintergründen nicht besser an kleinere Gruppen, mehr Lehrer und mehr Klassen denken? Sie haben ja recht, Frau Wierth: Bei dem Zustand der Toiletten wird sich sowieso niemand finden, der in diese Schulen einziehen möchte. NORBERT VOSS, Berlin

Biotop der Neuen Art

■ betr.: „Gastkommentar zum Tempelhofer Feld: Verdoppelt Kreuzberg!“, taz.de vom 24. 4. 14

Ganze Planergenerationen haben sich schon wie der Gast-Autor seit den frühen 70ern an diesem Feld abgearbeitet. Und was bekamen sie vom jeweiligen Senator zu hören? „Die Mitte bleibt frei. Nur der Rand wird marginal/behutsam/kreativ/innovativ (je nach Wortmode) entwickelt.“ Das heißt vom Prinzip her, es bleibt ein Flughafen. Für wen auch immer. Das Planungsrecht ist auch unsicher, dank auf Eis liegenden Flächennutzungsplans/Landschaftsprogramms.

Wenn da nur nicht die 82 Milliarden Euro Schulden wären und die unbekannten Gläubiger. Also für die teuerste Immobilie der Welt (Wert rund 8 Milliarden Euro) lässt sich doch wunderbar ein Finanzpaket schnüren. Dann haben wenigstens die Gläubigerbanken was davon. Wie wär es mit einem geschlossenen Garantiefonds? Hat doch wunderbar funktioniert und die Verschuldung Berlins durch die Decke schießen lassen. Oder warum hat unser Senator seinen „Masterplan“ weltweit als das Renditeobjekt der Zukunft wie Sauerbier angeboten? Klar, die Katze lässt das Mausern nicht.

Am 25. Mai haben die Berliner Gelegenheit, diesem Ausverkauf seiner Juwelen einen Riegel vorzuschieben. Hoffentlich klappt’s. Dann sind es auch nur 50 Cent, die uns diese weltweit einzigartige innerstädtische Offenlandschaft, das Biotop der Neuen Art kostet. Pro Berliner versteht sich. Alle nachfolgenden Generationen würden es uns danken. FLORIAN BLÜMCHEN, taz.de

Das funktioniert nicht

■ betr.: „Gastkommentar zum Tempelhofer Feld: Verdoppelt Kreuzberg!“, taz.de vom 24. 4. 14

Kreuzberg lebt heute immer noch von seiner Geschichte und der ab den frühen 80er Jahren Stück für Stück kommerzialisierten Subkultur, die vor allem durch die Mauerlage (= Randlage) und den damit verbundenen Freiräumen entstehen konnte. Dies auf der grünen Wiese neu zu bauen, wie Kommentator Roland Stimpel vorschlägt, wird nicht funktionieren. Dieser Stadtteil ist nicht gewachsen. Außerdem ist es für einen Stadtplaner mehr als peinlich, wenn dieser nicht die Herausforderungen des Klimawandels thematisiert (Freifläche = Kühl-, Frischluft-, Naherholungsfunktion und Erhalt der Biodiversität), mal ganz zu schweigen von den klassischen Flächennutzungskonflikten (Grünraum versus Versiegelung, Stadt der kurzen Wege versus Immissionsbelastung der ansässigen Bevölkerung).

KARL VOR DER BUCHE, taz.de

Der Ostermarsch lebt

■ betr.: „Kein bisschen Frieden: Ciao, Bella Ostermarsch“, taz.de vom 21. 4. 14

Nach 1968 flaute das bundesweite Interesse nicht ab, da ging es erst richtig los! Und die 70er Jahre überspringen Sie einfach. Sie schreiben dann, dass die 80er Jahre nur ein „kurzes Revival“ erlebten. Keineswegs. Allein 1981 (und danach noch einmal) erlebte die Bundesrepublik eine der größten, nein, der beeindruckendsten Demos in Bonn mit über 300.000 Teilnehmenden aus allen Teilen des Landes, zu Fuß, mit Bussen, Bahnen und Pkws. Auch anlässlich des Besuchs von US-Präsident Ronald Reagan. Mit vielen Sozialdemokraten und vor allem sämtlichen Jusos mit Protestplakaten „Ich bin SPD-Mitglied und gegen den NATO-Doppelbeschluss!“ unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. SPD-Mitglieder sollten nämlich rigoros aus der Partei ausgeschlossen werden, wenn sie an dieser Demo teilnehmen. Der Hofgarten der Bonner Universität konnte diese beeindruckenden, friedlichen Massen gar nicht fassen – und quoll über in alle Nebenstraßen! 1982 wurde Helmut Schmidt von der FDP („Wendepartei“) in enger Kooperation mit der CDU gestürzt und Helmut Kohl kam an die Macht!

Aus dieser Zeit gingen die Grünen hervor und gründeten ihre Partei! GERDA FÜRCH, taz.de