: „Befreit in Bergen-Belsen“
GEDENKEN Die ehemalige KZ-Insassin Hédi Fried spricht mit ihren Enkeln übers Erinnern
■ 52, arbeitet als Historikerin in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und wird die heutige Podiumsdiskussion moderieren.
taz: Frau Jensen, Sie kennen Hédi Fried schon sehr lange. Was ist sie für eine Frau?
Ulrike Jensen: Sie kommt ursprünglich aus Rumänien, wurde aber nach der Besetzung durch Ungarn und später Deutschland als Jüdin des Landes verwiesen. Sie wurde mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert, wo beide Eltern sofort ermordet wurden. Sie war 20 Jahre alt und ist mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Livia Fränkel zusammengeblieben. Sie überlebten Auschwitz und wurden in drei Frauenaußenlager des KZ Neuengamme gebracht. Von dort aus kamen sie nach Bergen-Belsen, wo sie am 15. April 1945 befreit wurden. Die Schwestern sind zur Rekonvaleszenz nach Stockholm gegangen, haben Berufe ergriffen und Familien gegründet. Beide kommen heute von Schweden zu uns.
Wie verarbeitete Frau Fried eine solche Lebensgeschichte?
Hédi hatte Psychologie studiert und darauf 1984 in Stockholm das „Café 84“ gegründet – ein Ort, an dem sich KZ-Überlebende austauschen und psychologische Betreuung bekommen können. Sie feiern auch zusammen Sabbat.
Und sie wird von ihrer Geschichte erzählen.
Sie bringt ihre beiden Enkelsöhne mit. Mit den dreien werden wir darüber sprechen, wie die Erinnerungen aus der KZ-Zeit in der Familie weiter gegeben werden. Es ist interessant, zu wissen, ob Hédis Kinder mit ihren Kindern darüber sprechen – und wenn ja, wie. Mich interessiert auch, wie denn die Väter der Enkel über den Verfolgungshintergrund der Großmutter gesprochen haben. Oder ob die Jungen gedacht haben, dass sie gar nicht erst nachfragen möchten. Außerdem werden wir die Jungen fragen, inwieweit sie sich zutrauen, die Geschichte ihrer Großmutter weiterzugeben, wenn diese mal nicht mehr kann.
Wer kommt zuhören?
Es haben sich 40 Interessierte angemeldet. Leider sind nur wenige aus der vierten Generation dabei: die heutigen Schüler.
Sie gedenken von heute bis Montag des Jahrestags der Befreiung von Neuengamme.
Nein, Neuengamme wurde nicht befreit: Als die Briten am Abend des 3. Mai 1945 nach Hamburg kamen, war das Lager leer. Die Insassen waren von der SS mit drei großen Schiffen in die Lübecker Bucht gebracht worden. Diese wurden von den Briten bombardiert, weil sie dachten, dass sich darauf die Täter befänden. 7.000 Neuengammer starben dabei. INTERVIEW: STEF
19 Uhr, KZ-Gedenkstätte Neuengamme