ladenschluss : Halbherzig
Nun ist es also bald so weit: Ab dem 23. November dürfen Geschäfte in NRW rund um die Uhr öffnen. Theoretisch. Doch wird es auch so kommen? Werden wir künftig nur noch nachts shoppen? Schlüpfer, Töpfe, Nagelscheren – nur noch nach Mitternacht? Mitnichten. Viel wahrscheinlicher ist, dass die meisten Läden an den Kernöffnungszeiten festhalten werden. Und sich weiterhin ein Bild bietet, wie es schon jetzt in den Fußgängerzonen Usus ist: Hier hat ein Laden geöffnet, dort nicht. Wer es wie macht, ist ja jedem Einzelhändler überlassen. Durchblicken wird der Kunde da nie.
KOMMENTAR VONBORIS R. ROSENKRANZ
Schon die Fußball-WM hat gezeigt, wie viel Bedarf die Kunden haben, spät abends in ein Kaufhaus zu gehen. Nämlich gar keinen. In den meisten Häusern, denen es während des Fußball-Spektakels gestattet war, länger zu öffnen, langweilten sich die Angestellten zu Tode, so wenig war zu tun. Wesentlich mehr zu tun hätten Videotheken, wenn sie sonntags öffnen dürfen. Aber das wollen die Parteien im Landtag nicht – bis auf die FDP. Dabei gäbe es, im Gegensatz zum Nacht-Shopping, Bedarf: Ende vergangenen Jahres hatten sich immerhin 120.000 Menschen in NRW mit ihrer Unterschrift dafür ausgesprochen, Videotheken die Sonntags-Öffnung zu gestatten. Gerade diese, in anderen Bundesländern längst etablierte Regelung wäre zeitgemäß. Doch vor allem die CDU muss – ihrer christlichen Klientel zuliebe – dagegen sein. Allerdings betreibt sie den Sonntagsschutz recht halbherzig. Selbst an einem Adventssonntag im Jahr dürfen Geschäfte nun öffnen: Einerseits soll der Sonntag, wie die Kirchen nicht müde werden zu betonen, ein Tag der Besinnung und Einkehr sein. Andererseits darf dann ausgerechnet in der Weihnachtszeit, einer Zeit der Besinnung und Einkehr, an einem Sonntag geshoppt werden. Sonderbar.