piwik no script img

Archiv-Artikel

„George Clooney in weißen Seidenstrümpfen“

KLAMOTTEN Die Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken gilt als „glamouröseste Professorin Deutschlands“. Im sonntaz-Gespräch erklärt sie, warum Innerlichkeit eitel ist – und warum Männer nicht sexy sein dürfen

Barbara Vinken

■ Die Frau: 1960 geboren in Hannover. Sie studierte Literaturwissenschaften in Aix-en-Provence, Freiburg, Konstanz und Yale. Seit 2004 ist sie Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie ist Mutter eines Sohns. Ihr Buch „Die deutsche Mutter. Der lange Schatten eines Mythos“ (Fischer, 2001) löste eine größere Debatte aus.

■ Das Werk: Neben ihrer Tätigkeit als Literaturwissenschaftlerin – mit Veröffentlichungen zum Beispiel über Kleist oder Flaubert – hat sich Vinken immer wieder mit dem Phänomen der Mode als Zeichen- und Kommunikationssystem auseinandergesetzt. Ihr Buch „Angezogen. Das Geheimnis der Mode“ (Klett Cotta, 2014) wurde in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

GESPRÄCH ALEM GRABOVAC FOTOS CHRISTOPH BUSSE

Mit ihrem Buch „Angezogen“ war Barbara Vinken für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert. Nach der Bekanntgabe treffen wir uns in einem Café auf der Leipziger Buchmesse. Nein, sagt sie, sie sei nicht traurig darüber, dass sie nicht gewonnen habe. Den Preis hätten doch alle gleichermaßen verdient. Wir bestellen uns einen Espresso. Frau Vinken trägt ein zeitlos anmutendes Kleid aus schwarzem Kaschmir.

Wie ich sehe, besitzen Sie eine Handtasche von Prada?

Der Witz an dieser Tasche ist, dass man sie nicht schließen kann. Viele meiner Bekannten, aber auch Wildfremde auf der Straße weisen mich immer panisch daraufhin, dass meine Handtasche geöffnet ist. Dieser Bruch von Erwartungshaltungen gefällt mir. Ich habe diese Tasche gekauft, um mich zu amüsieren.

Sie sind in Hannover aufgewachsen …

Stimmt – leider.

Sie bedauern das?

Es ist einfach die langweiligste Stadt Deutschlands.

Welcher Modestil war denn damals in Hannover angesagt?

Alle Leute hatten Parkas an. Und woran ich mich auch noch erinnere sind diese Elephant Pants, irre weite Beine, Knallfarben. Und dann mussten natürlich alle mit den Jeans in die Badewanne steigen.

Haben Sie das auch gemacht?

Natürlich, damit sie knalleng wurden. Das war ja noch vor dem Stretch.

Modestil der Mutter?

Sie ist vom Fach, war Designerin. Gut erinnere ich mich an ein grau-weiß gestreiftes Leinenkostüm und an ein türkisfarbenes Kostüm aus Wollbouclé.

Sind Sie durch Ihre Mutter zur Mode gekommen?

Eigentlich durch meine Tante. Sie hat uns Kleider genäht, auf die ich sehr stolz war. Und dann war da dieses einschneidende Erlebnis mit der Mode – in Paris natürlich. Ich war so 25, in der Rue Saint Etienne, ich bin durch Zufall in ein Geschäft in einer oberen Etage gelaufen und da habe ich eine Jacke von Margiela angezogen, die ganz dissonante Stilelemente kunstvoll zusammenfügte. In diesem Moment habe ich erkannt, was Mode kann. Seitdem interessiere ich mich für Mode als Gegenstand von ästhetischer Reflexion.

In Ihrem Buch stellen Sie die These auf, dass es nur eine weibliche Mode gibt. Können Sie das kurz erklären?

Vor der Französischen Revolution trennte die Mode die Klassen, seit der Moderne trennt sie die Geschlechter. Im Ancien Régime erkannten sie sofort, ob jemand zum Adel, zum Klerus oder zum dritten Stand gehört. Kleider machten Leute. Frauen wie Männer trugen ihre Zeugungskraft und Fruchtbarkeit zur Schau: Die Frauen haben den Busen und das Becken, die Männer ihr Geschlecht und die Beine betont. Nach der Revolution, in der Moderne, steht markierte Sexualität auf Seiten des Weiblichen, unmarkierte Sexualität auf Seiten des Männlichen. Die Männer legen allen Wert der Welt darauf, das nichtmodische Geschlecht zu sein. Sie tragen Anzug als zivile Uniform und verzichten um der Macht willen auf Sexiness. Den Frauen wurde der jetzt als weibisch gebrandmarkte Part der entmachteten Aristokratie auf den Leib geschrieben: das Frivole, Spielerische, Überflüssige, Reizende, Ornamentale. Sie wurden zum schönen, sinnlichen, erotischen Geschlecht – das kann man als Bürde oder als Privileg sehen.

Und warum bezeichnen Sie die Mode als ein antimodernes Phänomen?

Die Mode wird zum Anderen der Moderne, eingeschlossen ausgeschlossen. Eine orientalische Kolonie im Herzen des Westens. Während der Anzug der Ästhetik der Moderne vollkommen entspricht, schreiben Philosophen der weiblichen Mode unablässig eine grundlegende Reform vor. Die weibliche Mode wird als tyrannisch gesehen, willkürlich, unterwerfend, dem selbstbestimmten Subjekt nicht angemessen.

Die Frauen sind also die modischen Verlierer der Moderne?

Ja und nein. Es gibt in der Moderne zwei Erzählungen der Mode. Friedrich Nietzsche etwa, Adolf Loos und Thorstein Veblen fanden die jetzt mit dem Weiblichen gleichgesetzte Mode dekadent, kurz, ein „grässliches Kapitel“ der Kulturgeschichte. Sie macht die Frau zum Sexspielzeug oder zum Luxusobjekt, das sich an den meistbietenden versteigert. Veblen sah die Dame des Hauses als eine Art Maserati, die als Mobilia paradiert, um seine Kreditwürdigkeit unter Beweis zu stellen.

Und wie geht die andere Erzählung?

Was der Mann nicht mehr darf, haben sich die Frauen angeeignet: Sie zeigen – unglaublich selbstbewusst – einen fähigen, geschmeidigen, schnellen, erotischen Körper. Der Männeranzug, die Frankfurter Banker Uniform, wie man es mal genannt hat, verdeckt die erotischen Reize.

Sie scheinen den Männeranzug zu hassen?

Nein, ich finde ihn nur nicht besonders anziehend. Ästhetisch ist er ausgesprochen leistungsfähig; er verschleift und idealisiert den individuellen Körper, er unifiziert ihn und schmilzt ihn in eine Körperschaft gleicher Anzugträger ein. Durch den Anzug passiert etwas ganz Ähnliches wie in der Zweikörperlehre des Königs: Der Amtskörper überlebt den individuellen Körper. Er verleugnet den Tod und sorgt für eine falsche Transzendenz. Gleichzeitig verkörpert er bürgerliche Ideologie: Konstant hängt man sein Mäntelchen nicht in den Wind, kleidet sich gedeckt und nicht bunt wie ein Pfau, reiht sich ein und fällt nicht heraus, und hat Wichtigeres im Kopf als oberflächlich blendende Kleidung. Der Anzug ist Inbegriff einer Rhetorik der A-Rhetorik. Die Formgebung bürgerlicher Ideologie und moderner Ästhetik im Anzug ist gelungen und global erfolgreich gewesen. Interessant finde ich ihn deshalb noch lange nicht.

Aber sind die Anzüge wirklich so unsexy, wie Sie behaupten? George Clooney oder Don Draper aus der Fernsehserie „Mad Men“ sehen doch großartig im Anzug aus.

Über den Anzug gibt es sehr viele verschiedene Meinungen. Hegel fand, der Anzug sei hinüber- und herübergezerrter Stoff, mechanisch zugeschnitten, Falten an den falschen Stellen werfend, kurzum ein Desaster. Der Modesoziologe Edmond Goblot hat das Raffinierteste zum Anzug gesagt: Frauen, die den Anzug sexy finden, zögen die Klasse der Schönheit vor. Sie suchen einen gut verdienenden Mann aus bürgerlichen Kreisen, der sie unterhalten kann. Es sei keine erotische, sondern eine ökonomische Wahl. Und nur das mache den Mann im Anzug sexy.

Ich bleibe dabei: George Clooney und Don Draper sehen im Anzug sexy aus.

Sie würden anders angezogen wesentlich sexyer aussehen.

Worin zum Beispiel?

Stellen Sie sich Don Draper vor, angezogen wie der Hubertus von Dürer in der Alten Pinakothek in München. Ein Bild von einem Mann, der von oben bis unten in einer Art knallroten Cat Suit, hauteng, gepackt ist. Enger als unsere Jeans nach der Badewanne, sehr silhouettierend, mit ewig langen Beinen. Vor der französischen Revolution haben die Männer Beine und Po gezeigt. Oder George Clooney in weißen Seidenstrümpfen und pelzbesetztem schwarzem Samtwams, schmeichelnd, anziehend.

Hm …

Doch, glauben Sie mir, das wäre großartig.

Gut, aber ist die Grundopposition der modischen Moderne wirklich die zwischen Frau und Mann? Soziale Milieus grenzen sich doch gerade durch ihren Kleidungsstil ab. Mode – Stichwort Bourdieu – als Distinktionsmerkmal, als kulturelles Kapital …

Die die Mode konstituierende Opposition ist die zwischen männlich und weiblich. Das heißt natürlich nicht, dass wir deswegen keine Klassenmode mehr hätten: Blue Collar, White Collar. Außerdem sieht man auf einen Blick, ob – und wo – der Anzug maßgeschneidert ist, wie der Stoff fällt, ob die Schuhe rahmengenäht sind... Die Herrenmode ist eine Kunst der feinen Unterschiede geworden. Frauen, hat Réne König gemeint, seien dagegen geborene Demokratinnen und würden in ihren Kleider keinen Klassenunterschied markieren. Ist vielleicht doch ein bisschen komplizierter. Jedenfalls ist die weibliche Mode im Gegensatz zur erotisch nicht markierten Männermode eben dies: erotisch markiert.

Also doch die Beine als erotisches Kapital?

Die Frauenmode distinguiert nach Klassen über den erotischen Moment. Geht es nur darum, wie Loos gesagt hat, dem Mann um jeden Preis und folglich auf die billigste Weise ins Auge zu stechen oder kann man es sich leisten, zu zeigen, dass man auf dem erotischen Markt souverän ist und nicht an den Mann gebracht werden muss? Einen Körper inszenieren, der so kostbar ist, dass er hors prix ist? Oder gar nicht als Objekt, sondern als begehrendes Subjekt auftreten? Das ändert nichts daran, dass der Eros aufseiten des Weiblichen bleibt.

Sollte demnach der Mann zum Objekt der Begierde der Frau werden?

Warum nicht? Schön, wenn sie es sich leisten könnten. Wenn sich diese auf Figur geschnittenen Anzüge à la Dior durchgesetzt hätten, diese arabeske Silhouettierung, dann würde das wirklich darauf hinweisen, dass sich die Geschlechterverhältnisse verändert hätten. Ist aber wohl noch ein weiter Weg. Die Grundopposition in der Moderne der Mode bleibt die zwischen markierter weiblicher und unmarkierter männlicher Erotik.

So gesehen müsste die Frau ihre markierte Sexualität opfern, um Macht zu bekommen?

Das ist in Deutschland so. Und das glauben Frauen wie Männer. Für beide Geschlechter ist es immer noch absolut schwer vorstellbar, dass jemand weiblich ist, also die Entsagung in der Mode nicht leistet und trotzdem intelligent sein kann und darüber hinaus auch noch Autorität und Macht besitzt.

Interpretieren Sie so auch den Modestil der Kanzlerin?

Frau Merkel löst Weiblichkeit in Pragmatik auf. Und trägt Farbe.

Und die Politiker allgemein? Fällt Ihnen ein Politiker oder eine Politikerin mit einem guten Modestil ein?

Sahra Wagenknecht hat Autorität und ist trotzdem eine modische Erscheinung.

Fällt Ihnen ein Mann ein?

Nee, tut mir leid. Mag aber auch daran liegen, dass ich Politiker nicht gerade für eine Augenweide halte und deshalb nicht so oft hingucke.

Was würden Sie deutschen Politikern als Stilberaterin empfehlen?

Céline! Der Modedesignerin Phoebe Philo gelingt es, weibliche Momente wie das Kleid beizubehalten, aber dieses mit Autoritätszitaten aufzuladen, die nicht vom Anzug übertragen werden. Zum Beispiel auf Richterroben oder Pastorengewänder zurückzugreifen. Die weibliche Form, das Kleid, bleibt, und es wird quasi intertextuell mit andern Autoritätszitaten aufgeladen. Sehr raffiniert.

Und bei Männern?

Den Anzug wie ein Dandy tragen – Raf Simons für Jil Sander war darin sehr gut.

Sie schreiben, dass heutzutage jeder den Anschein erwecken möchte, nicht modisch angezogen zu sein. Weshalb ist das so?

Ganz grob gesagt: In Deutschland hat das Bildungsbürgertum den Adel und nicht der Adel das Bildungsbürgertum reformiert. In Frankreich ist es es umgekehrt. Der Einfluss der Aristokratie ist stilprägend geblieben. Das deutsche Bildungsbürgertum hat sich nun einmal gegen alles Weibliche, Französische, Verführerische, Oberflächliche, Geschminkte, gegen allen leeren eitlen Schein der schönen Oberfläche definiert. Dagegen wurden breitbeinig Tiefe und Authentisches ins Feld geführt.

Sich nicht modisch anzuziehen, haben Sie einmal gesagt, sei für Sie eine narzisstische Verblendung.

Die Leute beanspruchen, um ihrer selbst willen – so wie sie sind – geliebt zu werden. Sie können darauf verzichten, zu gefallen; das haben sie gar nicht nötig. Jeder soll gefälligst ihre schöne Seele nackt erkennen. Umso schlimmer für die anderen, wenn sie das nicht sehen. Narzisstisch, finden Sie nicht?

Also eine Tyrannei des Authentischen?

Total. Todernst.

Mode ist ja auch immer eine Normierung. Widerspricht das nicht dem Zeitgeist der Individualisierung?

Doch, und das ist ja auch das Allerwitzigste, dass jeder glaubt, er kann anziehen, was er will, und er zieht auch an, was er will, und nach zehn Jahren stellt sich heraus, dass alle komischerweise doch ziemlich ähnlich gekleidet waren.

Gibt es momentan einen gesellschaftskritischen Modestil?

Eher Eskapismus. Viele Leute leugnen durch ihre Kleidung den Blick der anderen und damit das Wesen der Gesellschaft. Man klinkt sich aus, schafft sich seine eigenen Fantasiewelten. Das Schlimmste sind die Jack-Wolfskin-Jacken. Jeder für sich im Dschungel gegen alle und dann einsamer Aufbruch in Richtung Nordpol. Am besten im Kleinpanzer SUV.

Stehen Modeketten wie Zara oder H&M für eine Demokratisierung der Mode, oder sind sie ein Zeichen für die neue Uniformierung der Welt?

Sie sind zurzeit ein Moment der extremen Demokratisierung – noch nie konnten so schnell Schnitte, Farben, ein Look flächendeckend kopiert werden. Allerdings führt dies nicht nur zum Sterben der Textilindustrie in Europa, sondern zu einer Globalisierung der Ausbeutung. Es kann – und das müsste eigentlich jedem auffallen – nicht sein, dass die Kleider so billig sind. Kleider müssen und sollten teurer werden – waren sie übrigens auch immer im Verhältnis zum Einkommen.

Schon mal bei H&M gekauft?

Für mein Kind, als es ganz klein war, allerdings lieber bei Zara, die schneiden zierlicher.

Wie alt ist Ihr Kind denn jetzt?

Er ist 17.

Wo steht er gerade modisch?

Er lässt sich immer noch von mir Kleider schenken. Das finde ich ziemlich unglaublich – und es macht mich sehr glücklich, ihn anzuziehen.

Und wie ziehen Sie ihn an?

Weich, warm, bleu, blanc, klassisch, fürchte ich.

Aber eigentlich müssten Sie ihm doch enge Hosen und rote Strumpfhosen anziehen?

Sehr enge Hosen tragen im Moment sowieso alle. Die roten Strumpfhosen? In meinem nächsten Leben, sonst hätte ich restlos verspielt. Sie wissen ja, junge Leute begehren nichts heißer, als so zu sein wie alle.

Schlimmster Mode-Fauxpas bei Männern?

Immer noch weiße Socken in Sandalen.

Bei Frauen?

Seidenstrümpfe, einen Hauch zu dunkel, und goldig glitzernd. Ein Albtraum.

Der größte modische Fauxpas in Ihrem Leben?

Solche Strümpfe, einmal zu einem kurzen Kleid aus cool wool. Ganz, ganz schrecklich. Eine Freundin ist fast in Ohnmacht gefallen.

Kann man über guten Geschmack in der Mode streiten?

Nein. Aber schlechter Geschmack kann hin und wieder äußerst reizvoll sein

Lieblingsdesigner?

Das wechselt. Gerade trage ich gerne Alaïa. Dieses unglaubliche Fallen und Schwingen, dieses fantastische Gewicht der Stoffe – ein Stoffkünstler, der außerdem noch herausragend schneidert.

Wie würden Sie den Modegeschmack der Deutschen charakterisieren?

Quadratisch, praktisch, gut.

Wie kommen Sie auf gut?

Die Deutschen geben für Autos, ohne mit der Wimper zu zucken, wahnsinnig viel Geld aus. Technik scheint einen realen Gegenwert zu versprechen. Es ist schwer zu vermitteln, dass das Unwiderstehliche der Mode gerade im Aushebeln des ökonomischen Preis-Leistungs-Verhältnisses liegt. Für ein Nichts, für das gewisse Etwas, Unsummen auszugeben …

Als gefragte Professorin kommen Sie viel herum in der Welt. Wo sind die Menschen am besten angezogen?

Interessanterweise immer noch in Italien. In Manhattan – in Brooklyn übrigens auch.

Und wo am schlechtesten?

Hm …

Sagen Sie jetzt nicht Nordkorea?

Das kann ich gar nicht sagen, da ich noch nie dort war. Am schlechtesten … hm … nein, lieber nicht. Man will ja niemanden beleidigen.

Welche Rolle spielt Mode in Ihrem Alltag?

Es ist ein großes Vergnügen. Es macht mir Spaß. Bringt mein Leben in Form. Mit Kleidern freue ich mich auf morgen und erinnere mich an gestern.

Sie tragen gern Pelz. Kein schlechtes Gewissen?

Was Pelz angeht, denke ich nicht in moralischen Kategorien. Sollte ich vermutlich. Zum Pelz habe ich ein fetischistisches Verhältnis. Ich habe das Gefühl, dass die Kraft des Tiers in mich hineinströmt. Einen Pelz nehme ich überall mit hin, er ist Tag und Nacht bei mir, ich trage ihn als Morgen- und Hausmantel, lebe und schlafe darin. Im Pelz fühle mich in der ja oft kalten und harten Welt weich geborgen, gut aufgehoben, behütet und beschützt.

Sie könnten also auch keine Vegetarierin werden?

Ich müsste mich mehr damit beschäftigen. Die ganze Tierhaltung ist natürlich eine Katastrophe. Hm …

Wie viel darf ein Kleid bei Ihnen kosten?

Hm …

Ehrlich.

Mode ist ruinös.

Was sollten die Menschen auf Ihrer Beerdigung tragen?

Auf meiner? Ich will ein Totenhemd von Dior, um mit Boris Vian zu reden. Aber wie ich mich kenne, nehme ich mein Kommunionskleid aus Baumwollbatist und lasse es noch einmal umnähen. Es wurde aus dem Brautkleid meiner Mutter genäht, und nach mir trugen es meine kleinen Schwestern.

Und die Trauergäste?

Schwarz, natürlich, theatralisches Tiefschwarz. Je schwärzer, desto besser.

Alem Grabovac, 40, sonntaz-Autor, trägt stets nur Anzüge