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Archiv-Artikel

Auch Musiker malen mal

Man muss nicht immer gleich von Doppelbegabung sprechen, wenn wieder ein Schauspieler oder eine Schauspielerin, tendenziell eher aus dem Filmgeschäft, ein neues Album veröffentlicht hat und damit in Musik macht. Das kann auch einfach ein Hobby sein oder der Ausbau der Verwertungskette, prominente Namen verkaufen sich einfach besser. Und in den vermischten Nachrichten liest man sowieso ständig von einem weiteren Star, der nun gleichfalls zum Pinsel gegriffen hat, um sich in der Malerei zu verewigen. Udo Lindenberg beispielsweise, der seine Bilder gern mit Eierlikör aufs Papier bringt. Die Malerei ist eben so ein Austragshäusl der Kreativität, wenn halt sonst nicht mehr so viel läuft.

Und irgendwo muss die Kreativität ja hin. Manchmal schafft sie das sogar gleichauf in einer in Personalunion verwalteten Musik und Malerei, was gleich zu einer Sonderdisziplin beim Oldschool-Plattensammeln führen kann nur mit den Alben mit den von den Musikern selbst gestalteten Covern. Angeführt wird diese Galerie – die Platten gehören an die Wand und nicht in den Schrank – natürlich von Captain Beefheart. Über jeden Zweifel erhaben, als Musiker und als Maler, der in der Galerienszene eher unter seinem richtigen Namen Don Van Vliet bekannt ist. Auch Kevin Coyne hat seine Platten gern mit von ihm gemalten Bildern herausgebracht, die musikalisch wie visuell zu überzeugen wissen. Und Bob Dylan. Ein Maler auch er. Prunkstück in der Sammlung sein 1970er-Album mit dem von ihm heftig hingerotzten Dylangesicht: „Self Portrait“ ist das Album betitelt. Auch Joni Mitchell hat für ihre Cover selbst gemalt. Und Cat Stevens, von dessen Bildern durchaus Rückschlüsse auf seine Musik möglich sind.

In diese Musiker/Maler-Ecke darf man kurz John Lennon dazustellen, weil der für sein „Walls and Bridges“-Album in der Kiste gekramt und ein Bild gefunden hat, das er mal im Alter von elf Jahren gemalt hat. Der noch nicht voll ausgereifte Künstler hielt darin ein Fußballspiel des FC Liverpool fest. Doch eigentlich treibt sich Lennon hier nur deswegen herum, um wenigstens erwähnen zu können, dass diesen Mittwoch sein 30. Todestag zu betrauern ist. Sein Sohn aber lebt, Sean (ein Äquivalent für John) Lennon. Ein interessanter Musiker auch der. Am 13. Dezember hat er als The Ghost Of A Saber Tooth Tiger einen Auftritt im Frannz Klub.

Und im Neurotitan im Haus Schwarzenberg bekommt man einen Einblick, was die Berliner Musikszene bildkünstlerisch so treibt, mit der Ausstellung „Ich verzehre mich, wenn das alles ist“, bei der Musiker wie der Ex-Sterne-Keyboarder Richard von der Schulenburg oder Françoise Cactus (Stereo Total) ihre Bilder präsentieren. Vernissage heute Abend um 19 Uhr. THOMAS MAUCH