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Archiv-Artikel

Raucherräume: Inseln oder Knast

Rauchverbote in Restaurants werden immer wahrscheinlicher. Doch ob es wenig effektive Raucher-„Bereiche“ oder geschlossene Räume werden, bleibt die Gretchenfrage. Auch ob Kneipen weiter zugequalmt werden dürfen, ist noch unklar

AUS BERLIN GEORG LÖWISCH

In den Verhandlungen um Rauchverbote kristallisiert sich als entscheidende Frage heraus, ob und wie in Gasstätten Raucherräume zugelassen werden. Dass Rauchverbote in der Gastronomie beschlossen werden, ist nach Stimmen aus Verhandlungskreisen inzwischen wahrscheinlich. Allerdings kommt es aufs Detail an: Auf der einen Seite stehen großzügig Raucherbereiche, auf der anderen Raucherräume mit so hohen Auflagen, dass kein Wirt sie einrichtet.

„Entscheidend ist, dass das Nichtrauchen die Regel ist und nicht die Ausnahme“, sagte federführende SPD-Politiker Lothar Binding gestern der taz. „Jetzt wird über die Ausnahmen diskutiert – entlang des Begriffs Raucherraum.“ Der Verbraucher-Staatssekretär Gerd Müller (CSU) hatte am Mittwoch im Bundestag von abgetrennten Räumen in Speiserestaurants gesprochen, ohne näher darauf einzugehen.

Wie man Raucherräume in Gaststätten erlaubt, aber dennoch faktisch ein totales Rauchverbot erreicht, hatte ein hoher italienischer Beamter deutschen Politikern kürzlich vor Augen geführt. Donato Greco, ein Abteilungsleiter des Gesundheitsministeriums in Rom, berichtete am 16. Oktober in Berlin vom italienischen Weg: Die Einrichtung von zulässigen Raucherräumen ist dort so teuer, dass kaum ein Wirt sie sich leisten mag. Die Räume müssen nicht nur durch eine Tür vom Rest der Kneipe getrennt sein. Geht die Tür auf, muss eine Unterdruckbelüftung verhindern, dass Qualm entweicht. Kosten: zwischen 20.000 und 30.000 Euro.

In Italien wird in Raucherräumen bedient. In Schweden werden Raucherräume dadurch unattraktiv, dass sich die Gäste Speisen selbst holen müssen. Hingegen spricht ein Papier des deutschen Verbands der Cigarettenindustrie VDC nicht von geschlossenen, sondern nur „gesonderten, ausgewiesenen Bereichen“. Sie könnten durch „Absperrungen/ Wände, Abstand und/oder Luftsteuerung“ getrennt werden. Binding sagte, ein Raucherraum müsse abgeschlossen sein. Reine Raucherplätze seien sinnlos. „Für mich ist offen, ob die technische Spezifikation so sein muss wie in Italien“, sagte er. „Was allerdings auch noch diskutiert werden muss: Wird in dem Raum bedient oder nicht?“

Unklar ist auch noch, ob zwischen den Gaststätten eine Unterscheidung getroffen wird. Staatssekretär Müller hatte am Mittwoch gesagt, in Speiserestaurants solle Rauchen verboten sein, in „Schankwirtschaften“ nicht. Dies sähen Eckpunkte der Arbeitsgruppe aus Union und SPD vor. Binding sagte indes: „Wir haben Fragmente aufgeschrieben, aber noch kein geschlossenes Papier.“

Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum wandte sich gegen eine Unterscheidung zwischen Bars und Restaurants. Die Gesundheit von Barmitarbeitern sei nicht verhandelbar. „Wie steht es mit dem Schutz einer nicht rauchenden schwangeren Mitarbeiterin in einer Bar?“ Die Politik könne auch zuerst die Beschäftigten von Restaurants schützen und für Bars einen späteren Zeitpunkt festlegen. „So hat man es zum Beispiel in Kalifornien gemacht.“

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