elbphilharmonie : Visionen um jeden Preis
Sachzwänge können ja so unangenehm sein. Und bisweilen richtig weh tun, vor allem finanziell. Was für ein Glück für den Hamburger Senat, dass unerwartete Steuereinnahmen ihn vor der größten anzunehmenden Blamage bewahren: Die Elbphilharmonie stoppen zu müssen, hätte ihn und seine hochfliegenden Träume der Lächerlichkeit preisgegeben.
KOMMENTARVON SVEN-MICHAEL VEIT
Vollmundig waren die Ankündigungen gewesen, eine kulturelle Großtat von globaler Bedeutung erbringen zu wollen. Eine Nummer kleiner hätte es vielleicht auch getan, aber nicht im Nachhinein. Ein solcher Offenbarungseid auf die Visionen von der Weltmetropole musste vermieden werden – um jeden Preis.
Die Bedenken gegen die Sinnhaftigkeit der Elbphilharmonie sind damit aber nicht entkräftet. Ob das Projekt betriebs- und volkswirtschaftlich zu betreiben ist, ob die halbe Region gemeinsam mit Touristenströmen aus der halben Welt die Säle stürmen wird, ob das Programm, das dort zur Aufführung gelangt, die hehren Verheißungen erfüllt – all das kann erst die Zukunft zeigen.
Mithin darf, wer möchte, weiter daran glauben, dass die Millionen in Hochkultur und Renommee gut investiert sind in der reichsten Stadt Deutschlands, die zugleich eine der sozial am tiefsten gespaltenen ist. Es gibt jedoch auch zahlreiche gute Gründe, daran zu zweifeln.
Hamburgs Senat allerdings musste so entscheiden – zum Aussteigen war es zu spät.