: Die Hamburg-Safari
Augen auf: Mitten in der Hansestadt gibt es jede Menge wilder Tiere zu entdecken, von Termiten bis zum Seehund
Um wilde Tiere zu sehen, fahren die meisten Großstädter aufs Land. Das müssen sie aber gar nicht. Der Naturführer „Wilde Hamburger“ von Autor Uwe Westphal und Fotograf Günther Helm erklärt, warum.
In Hamburg kommen mehr Tier- und Pflanzenarten vor als in jeder anderen deutschen Großstadt. Der Naturforscher Uwe Westphal erzählt zum Beispiel von Schweinswalen vor Blankenese und Bodentermiten im Heizungssystem.
Neben den Exoten beobachtete Westphal die üblichen Großstadttiere wie die Enten im Stadtpark. Die Enten regulieren ihren eigenen Bestand durch die Tötung der weiblichen Tiere. Die Folge: Erpelüberschuss. Das hat grausame Folgen für die weiblichen Enten. Sie werden immer häufiger von männlichen Artgenossen vergewaltigt und ertrinken oft dabei.
Uwe Westphal ist Diplom-Biologe und arbeitet als freier Publizist. In leicht verständlicher Sprache und mit anschaulichen Beispielen erklärt er das Verhalten und die Lebensweise vieler Tierarten.
Um das Zusammenspiel verschiedener Arten zu erklären, beschreibt Westphal unterschiedliche Biotope mit den darin existierenden Tier- und Planzenarten. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof leben zum Beispiel mehr als 80 Tierarten. Seit 2002 wurden sogar fünf oder sechs Füchse gesichtet.
Ein Kapitel widmet Westphal seinen eigenen Entdeckungstouren. Die Begegnung mit einem Seehund an der Elbe gehört dazu. Dieser bescherte dem Naturforscher ein Mittagessen. Nach einem kurzen Kampf erbeutete der Seehund einen Hecht und verlor dann das Interesse. Der Fisch trieb ans Ufer und Westphal sammelte ihn ein.
Aber auch im eigenen Haus sind manchmal erstaunliche Entdeckungen möglich. Eine Frau in Harburg entdeckte fast 30 Fledermäuse in ihren Küchengardinen. Auf vielen Dachböden leben Steinmarder und bald wahrscheinlich auch Waschbären. Diese dringen aus den Randbereichen der Stadt immer weiter ins Zentrum vor.
Westphal kombiniert Forschungsergebnisse mit persönlichen Erlebnissen und sorgt so für spannende Geschichten von unbekannten Nachbarn und Mitbewohnern. Der Naturfotograf und langjährige Leiter der Hamburger Vogelschutzwarte Günther Helm liefert mit über 160 Farbfotos die nötige Anschaulichkeit.
„Wilde Hamburger“ ist ein Buch für jeden, der sich für Artenvielfalt in der Großstadt interessiert. Damit der Leser nach der Lektüre selbst auf Beobachtungstour gehen kann, liefert der Autor Ausflugstipps und Wanderrouten mit. LISA THORMÄHLEN
Uwe Westphal und Günther Helm: „Wilde Hamburger“, Murmann-Verlag, 2006, 285 Seiten, 19,50 Euro
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