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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Der türkischstämmige Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli ist zurück in Deutschland. Im März wird er nicht zur Fortsetzung seines Prozesses nach Istanbul reisen. „Ich habe durch das Einreiseverbot keine Chance, am 9. März dabei zu sein. Aber das wollte ich auch nie“, sagte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Köln. Die Grenze der Willkür sei erreicht. Akhanli war bei seiner Einreise in die Türkei im August festgenommen worden und saß bis zum 8. Dezember in einem türkischen Gefängnis. Ihm wird vorgeworfen, 1989 an einem Raubmord auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Das Verfahren war in Deutschland und in der Türkei jedoch als politisch motiviert kritisiert worden. Nach seiner Entlassung im Dezember reiste Akhanli in sein Heimatdorf. „Es war eine tolle, tolle Erfahrung, das schöne Gesicht der Türkei zu sehen. Ich hatte die Türkei verloren. Die Menschen haben mich zurückgewonnen.“ Seit er zuletzt 1991 in der Türkei gewesen sei, habe sich das Land rasant entwickelt. „Das Land ist moderner geworden, dynamischer.“ Das Hauptproblem des Landes sei, dass man sich nicht mit der Vergangenheit auseinandersetze. Es gebe keine demokratischen Hoffnungsträger und keine moderne Opposition. Die Lösung sei ein Beitritt zur EU. „Das ist die einzig mögliche Rettung für die Türkei, ein Rechtsstaat und eine Demokratie zu werden“, sagte Akhanli. „Man sagt immer, Europa will die Türkei nicht. Aber umgekehrt ist die Türkei selbst unentschlossen.“ Als Akhanli vergangene Woche ausreisen wollte, hielten ihn die Behörden zunächst fest. Dann verhängten sie ein Einreiseverbot gegen ihn. Er habe sich ohne gültiges Visum als deutscher Staatsbürger länger als drei Monate in der Türkei aufgehalten.