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Entschuldigungen schreiben lernen

Deutsch büffeln zwischen Frühlingsrollen und persischem Reis: Neues Integrationsprojekt in Göttingen soll Mütter aus Migrantenfamilien aus der Isolation holen und ihnen vor allem die Angst vor der Einrichtung Schule nehmen

Der Tisch im Kellerraum der Göttinger Hagenbergschule ist mit Teekannen und Plätzchen-Tellern beladen, dazwischen liegen fotokopierte Texte, Blocks und Stifte. Einige der Frauen, die auf den viel zu kleinen Stühlen sitzen, tragen Babys auf dem Arm. 14 Mütter aus Syrien, der Türkei, dem Iran, dem Irak, Eritrea, Pakistan, Vietnam und China treffen sich ein- bis zweimal pro Woche während der Unterrichtszeit in der Schule ihrer Kinder und büffeln Deutsch.

„Mama lernt mit“ ist der Name des neuen Integrationsprojekts in Göttingen, der erste Kurs ist im Oktober angelaufen. „Unser Angebot richtet sich an Mütter aus Migrantenfamilien, die schon länger in Deutschland leben, bisher aber keine Gelegenheit zum Deutschlernen hatten“, erläutert Ruth Zinner von der Göttinger Volkshochschule. Die VHS ist der Projektträger, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert die Kurse.

Dass sie an der Hagenbergschule stattfinden, ist kein Zufall. „Wir haben an unserer Grundschule einen Ausländeranteil von 43 Prozent“, erzählt Schulleiterin Christine Wardius. Die Mütter wurden gezielt über das Angebot informiert. „Mama lernt mit“ soll die Teilnehmerinnen auf spätere Sprachkurse vorbereiten. „Wir wollen die Frauen aber auch aus der Isolation holen und ihnen die Angst vor der Einrichtung Schule nehmen“, sagt Zinner. Viele ausländische Frauen trauten sich nicht zu Elternabenden. Und wüssten nicht, wie sie für ein krankes Kind eine Entschuldigung schreiben sollten.

„Wir haben deshalb ganz gezielt durchgenommen, wie man das Kind schriftlich oder am Telefon entschuldigt“, berichtet Kursleiterin Silke Weinert. Ein anderes Thema war die Ernährung. Die Mütter sollten typische Gerichte aus ihren Heimatländern vorstellen und in den Kurs mitbringen. „Wir hatten da vietnamesische Frühlingsrollen, persischen Reis und jede Menge Salate“, erinnert sich Wardius.

Für die Teilnehmerinnen selbst ist wichtig, dass sie hier ungezwungen Deutsch lernen können. Die Vietnamesin Tran Phoong, die seit 16 Jahren in Deutschland lebt, besuchte anfangs eine Regelschule. Doch da machte ihr das Lernen keinen Spaß. „Ich war die Älteste, die anderen Kinder haben mich ausgelacht“, sagt sie. Zu den Kursen „Mama lernt mit“ kommt die 31-Jährige dagegen gern. „Ich will unbedingt besser Deutsch lernen“, sagt sie. „Wenn man lange in Deutschland lebt und die Sprache nicht spricht, ist das ganz schlecht.“ REIMAR PAUL

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