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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

American Hardcore USA 2006, R: Paul Rachman / Originalfassung mit Untertitel

„Aktivisten und Wegbegleiter geben kenntnisreich Auskunft über die Entwicklung des ‚American Hardcore‘, jenen von allen Glam-Elementen gereinigten Punk-Rock, der seine kurze Blütezeit um die Jahre 1985/86 erlebte. Neben Interviews greift die interessante, rasant montierte Musikdokumentation auf zahlreiche Artefakte der Bewegung zurück, leitet die gesellschaftlichen und politischen Ursprünge dieser Musikrichtung her und unterlegt die Bilder mit einer Vielzahl von Musikbeispielen.“ (filmdienst) HH

Angry Monk – Eine Reise durch Tibet Schweiz 2005, R: Luc Schaedler / Originalfassung mit Untertiteln

“Während der Westen den tibetischen Buddhismus gerade wegen seiner passiven Modernitätsverweigerung schätzt, wirft der Dokumentarfilm einen anderen Blick auf Tibet: Er porträtiert den Lama Gendun Choephel, der sich 1934 vom Klosterleben abwandte, um die sich modernisierende Welt zu bereisen. Seine Kritik an einem Buddhismus, der sich von der Welt abschottet und in sinnentleerte Rituale zurückzieht, ist doppelt relevant: historisch als Warnung, dass ein erstarrtes Tibet der rasanten Ideologie Chinas nichts entgegenzusetzen hat, aktuell, weil sie das westliche Bild des Buddhismus als vage ‚Lifestyle-Spiritualität‘ entlarvt. Diese doppelte Sinnspitze spiegelt sich auch in der Form, wenn der Bericht des Mönchs durch die Reisebilder der Gegenwart konterkariert wird. Umso klarer wird, wie drängend Choephels Forderung nach einer selbstbewussten tibetischen Kultur ist, die sich gegen die Unterdrückung durch den Osten, aber auch gegen die Vereinnahmungen des Westen zur Wehr setzen kann.“ (filmdienst) HB, HH

Arthur und die Minimoys Frankreich 2006, R: Luc Besson, D: Mia Farrow, Freddie Highmore

„Luc Besson gelingt mit seinem in einer Kombination aus Realfilm und Computeranimation gedrehten Kinderfilm um die Abenteuer eines Volks von Gartentrollen lediglich ein milde langweilendes Fantasy-Opus mit hässlichen Figuren, die gut und gerne der Ramschecke eines Spielzeugladens entsprungen sein könnten. Warum nur müssen diese Trolle immer spitze Ohren haben? Kann man sich da nicht einmal etwas Neues einfallen lassen? „Fantasy“ kommt doch schließlich von Fantasie und nicht von Drittverwertung längst ausgelutschter Ideen.“ (tip)BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

B

Babel USA 2006, R: Alejandro González Iñárritu, D: Brad Pitt, Cate Blanchett

„Der mexikanische Regisseur Alejandro Gonzáles Iñárritu stellt die babylonische Sprachverwirrung als metaphorisches Leitmotiv über ein kunstvolles Konstrukt von ineinander verwobenen Geschichten aus verschiedenen Ecken der globalisierten Welt. Ein Film über Liebe und Tod, Weltpolitik und Verteilungskämpfe, der trotz einiger Mängel im Detail große intellektuelle und emotionale Wucht entfaltet.“(tip)H, HB, HH, HL, KI, OL

Blood Diamond USA 2006, R: Edward Zwick, D: Leonardo DiCaprio, Djimon Hounsou

„Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone in den 1990er-Jahren eröffnen diverse Parteien auf der Jagd nach einem riesigen Diamanten einen Nebenkriegsschauplatz. Der packende Abenteuerfilm arrangiert geschickt die Klischees und Stereotypen des Genres und verdichtet sich nicht zuletzt dank seines souverän agierenden Hauptdarstellers zu einem grandiosen Spektakel vor überwältigender Kulisse. Dabei schreckt er in seiner Figurencharakterisierung freilich nicht vor grober Schwarz-Weiß-Zeichnung zurück und unterläuft durch die Auslassung einiger politischer Bezüge seine eigene moralisierende Anklage.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Casino Royale USA 2006, R: Martin Campbell, D: Daniel Craig, Dame Judi Dench

„Was haben die Kritiker und Fans Neu-Bond Daniel Craig im Vorfeld malträtiert: Er sei zu blond, zu unsympathisch und unerfahren. Aber spätestens jetzt dürften diese Stimmen endgültig verstummen. Denn der 38-Jährige Brite gibt dem berühmtesten Geheimagenten der Welt etwas zurück, was ihm in den letzten Filmen zunehmend fehlte: Eine Seele, wenn auch eine sehr dunkle. Mit knallharten Actionsequenzen und einer brutal-unterkühlten Atmosphäre gelang ‚Goldeneye‘-Regisseur Martin Campbell eine adrenalintreibende Wiederbelebung des beliebten MI6-Agenten, der zuletzt immer mehr zu einem hochgerüsteten Comic-Helden mutierte. An die Stelle des aalglatten Gentleman-Agenten tritt nun ein grimmiger Weltenretter mit Ecken und Kanten – erstklassig verkörpert von Hauptdarsteller Daniel Craig: ‚Einen Wodka Martini.‘ ‚Geschüttelt oder gerührt?‘ ‚Mir doch scheißegal.‘“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Catch a Fire USA 2006, R: Phillip Noyce, D: Derek Luke, Tim Robbins

„In den 80ern drehte der Australier Phillip Noyce großartige Filme wie ‚In der Hitze des Zorns‘ und ‚Todesstille‘. Dann ging er in die USA, füllte mit Massenware wie ‚Die Stunde der Patrioten‘ und ‚Der Knochenjäger‘ sein Konto, um 2002 zum politisch mahnenden Weltbürger zu mutieren. Von da an widmete er sich in seiner Heimat dem Aborigines-Drama ‚Long Walk Home‘, drehte in Vietnam die Polit-Parabel ‚Der stille Amerikaner‘ und inszenierte nun in Südafrika diese subtile Apartheids-Ballade. Erzählt wird die wahre Geschichte des schwarzen Ingenieurs Patrick Chamusso (Derek Luke), der fälschlicherweise als Freiheitskämpfer verdächtigt und im Gefängnis von dem Geheimdienstler Nic Vos (brillant: Tim Robbins) gefoltert, gedemütigt – und dadurch schließlich radikalisiert wird.“ (Cinema) H, HB, HH, KL

Chanson d’ Amour Frankreich 2006, R: Xavier Giannoli, Gerard Depardieu, Cecile De France

„Xavier Giannolis Film ist die emphatisch liebevolle Studie eines halbseidenen Berufes: Gérard Depardieu brilliert als Ballhaussänger, der in der französischen Provinz sein nostalgisches Publikum mit Schlagern aus deren Jugend umschmeichelt und sich in eine 30 Jahre jüngere Frau (Cécile de France) verliebt.“ (tip) H, HB, HH, HL, KL, OL

D

Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit USA 2006, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Paula Patton

„Visuell polierter Thriller über eine virtuelle Zeitmaschine, mit der sich ein Terroranschlag aufklären und vielleicht sogar verhindern lässt. ‚Déjà Vu‘ zeigt visuell glanzpoliert die Handschrift von Tony Scott und Hitproduzent Jerry Bruckheimer. Das Duo setzt seine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit auch mit diesem stark besetzten Thriller fort, der neben Action- auch Sci-Fi-Elemente besitzt und das aktuelle Verunsicherungsklima in Amerika mit einem Terrorismusplot spiegelt, der einen futuristischen Ausweg aus der Ohnmacht aufzeigt.“ (Blickpunkt:Film)DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Departed: Unter Feinden USA 2006, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson

Was für ein düsteres Ende! Mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie wird hier eine Geschichte abgeschlossen. Keinem der Protagonisten werden Rettung oder Vergebung gegönnt. Martin Scorsese ist der nihilistischen Essenz der Vorlage „Infernal Affairs“ treu geblieben, ohne dabei den Stil des Actionfilms aus Hongkong zu kopieren. Und in den Dialog lauert immer ein boshafter Witz, der aber nie zynisch wird, weil Scorsese bei aller Virtuosität bei der Inszenierung nie die Charaktere aus den Augen verliert. Darum verirrt sApocalypto ich der Zuschauer nie im labyrinthischen Plot. „Departed“ ist als Genrefilm extrem spannend und unterhaltend, aber er hat auch jenen ästhetischen Mehrwert, der die Klassiker von den nur gute gemachten Filmen unterscheidet. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Dreamgirls USA 2006, R: Bill Condon, D: Jamie Foxx, Jennifer Hudson

„Die Verfilmung des 1981 uraufgeführten Broadwaymusicals bleibt der Vorlage treu, hat weniger Tanz, aber mehr musikalisches Gewicht als ‚Chicago‘ zu bieten, auch wenn einige Songs eher der Beschreibung emotionaler Zustände als dem Hörvergnügen verpflichtet sind. Im Film ist es schließlich wie in der Story. Beyoncé ist der größere Blickfang und Namen, aber Jennifer Hudson dank ihrer Stimme der heimliche Star.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, HL

Du mich auch Deutschland 1986, R: Helmut Berge, Dani Levy, D: Anja Franke, Dani Levy

“Zwei junge Menschen, im Berlin der Gegenwart, auf der Suche nach den Gefühlen ihres ersten Verliebtseins, geraten in Konflikte mit der Unterwelt. Großstadtromanze mit selbstironischem Einschlag, die erheblich unter Belanglosigkeiten und formalen Mängeln leidet.“ (Lexikon des interationalen Films) HB

E

Ein gutes Jahr USA 2006, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Marion Cotillard

“Einmal mehr arbeitet Ridley Scott mit dem australischen Schauspieler Russell Crowe zusammen, doch anstatt eines römischen Kriegers gibt Crowe diesmal einen erfolgsverwöhnten Broker, der sein Leben ganz der Arbeit verschrieben hat. Doch dann erbt er von einem Onkel ein Weingut in der Provence. Die Landschaft, der Wein und eine schöne Nachbarin sorgen dafür, dass sein Leben eine neue Richtung nimmt. Der Stoff von ,Ein gutes Jahr‘ ist nicht gerade originell - doch die handwerklich perfekte Umsetzung und ein gut aufgelegtes Schauspieler-Ensemble habe dafür gesorgt, dass daraus ein schöner Unterhaltungsfilm geworden ist.“ (Rheinischer Merkur) BHV, H

End of the Century – The Story of the Ramones USA 2003, R: Jim Fields, Michael Gramaglia / Originalfassung ohne Untertitel

“Dokumentarfilm über Aufstieg, Wirken und Niedergang der New Yorker Rockgruppe ,The Ramones‘, die 1974 den Punk erfand und mehr als zwei Jahrzehnte im Geschäft blieb, ohne finanziell je richtig erfolgreich zu sein. Der konventionell erzählte Film verknüpft altes Archivmaterial mit aktuellen Interviews noch lebender Bandmitglieder oder Kollegen. Interessant wird er als (pop-)kulturelles Dokument, das nicht nur Einblicke in gruppendynamische Prozesse gewährt, sondern auch als Soziogramm einer Szene gelesen werden kann und Einblicke ins Rockgeschäft erlaubt.“ (filmdienst) HH

Enron – The Smartest Guys in the Room USA 2005, R: Alex Gibney

„Spannender Dokumentarfilm nach einem Enthüllungsbuch über die skandalöse Pleite des US-Energiekonzerns Enron im Jahr 2001. In einer unterhaltsamen, aber dennoch sachlichen Collage aus Interviews, Verhandlungsmitschnitten, Firmenvideos und Zeitungsberichten zeichnet er die Chronologie des groß angelegten Betrugs durch die Enron-Manager nach, die anfangs als Helden der New Economy gefeiert wurden, sich aber auf Kosten der US-Wirtschaft, mit Unterstützung der Politik, skrupellos bereicherten.“ (filmdienst) HB

Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter USA 2006, R: Stefen Fangmeier, D: Ed Speleers, Jeremy Irons

„Mit dem ersten Roman seiner Fantasysaga über die Freundschaft eines Jungen mit einem Drachen landete der damals erst 15-jährige Christopher Paolini einen Bestseller, der im Spannungsfeld zwischen ‚Der Herr der Ringe‘ und ‚Harry Potter‘ angesiedelt ist. Ähnlich ist auch die Filmadaption angelegt, mit der der ehemalige Effekt-Supervisor Stefen Fangmeier (‚Der Sturm‘) sein Regiedebüt gibt. Newcomer Ed Speleers übernimmt die Titelrolle; unterstützt wird er u. a. von Jeremy Irons als Brom und John Malkovich als Galbatorix.“ (Blickpunkt:Film) DEL, HB, HH, OL

F

Flags of Our Fathers USA 2006, R: Clint Eastwood, D: Adam Beach, Jesse Bradford

„Das berühmte Foto Joe Rosenthals, das 1945 drei US-Marines beim Hissen der amerikanischen Flagge nach der Einnahme der japanischen Insel Iwo Jima einfing, dient Regisseur Clint Eastwood als Aufhänger für ein filmisches Psychogramm seines Heimatlandes. Von dem durch Verluste gezeichneten japanischen Kriegsschauplatz heimgekehrt, werden die drei jungen Soldaten zu Helden stilisiert und auf eine Propaganda-Tour durch ein kriegsmüdes Amerika geschickt. Zeitlich verschachtelt werden die Schreckensbilder ihrer traumatischen Erlebnisse und die später erfolgte Neuinterpretation der Geschehnisse einander gegenübergestellt – und somit die historische Wahrheit eines Fotos, das um die Welt ging, hinterfragt.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, HH, HL, KL

Flutsch und weg USA 2006, R: Henry Anderson, David Bowers, Sam Fell

Die eingebildete Hausmaus Roddy St. James muss erst durch die Toilette in die Kanalisation gespürt werden, um dort durch die freche Girliemaus Rita zu erkennen, dass es ein Rudeltier ist und nichts in einem einsamen Käfig verloren hat. All das eklige Getier: die Mäuse, Ratten, Fliegen, Frösche, Kröten und Schnecken werden hier zu Helden. In einer parallelen Unterwelt hat sich das Ungeziefer in der Kanalisation eine Miniaturausgabe von London gebaut, in der die Towerbridge, der Piccadilly-Circus und noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus Abfall zusammengebastelt wurden. Bei diesem Film begeistert besonders der Witz im Detail: die vielen Anspielungen, die von Filmzitaten aus African Queen und James Bond bis zu Kafka und Marcel Marceau reichen. Die Mischung aus Claymotion und Computeranimation wirkt wie aus einem Guss und die einzelnen Figuren sind so einfallsreich entworfen, dass jedes Tierchen seine unverwechselbare Persönlichkeit hat. Wer kann noch ruhigen Gewissens eine Mausefalle aufstellen, nachdem er diesen Film gesehen hat? (hip)

H, HB, HH, HL, KI, OL

The Fountain USA 2006, R: Darren Aronofsky, D: Hugh Jackman, Rachel Weisz

„‚The Fountain‘ ist ein Jungbrunnen mit umgekehrter Wirkung, denn er lässt seinen Regisseur, Hollywoods Wunderkind Darren Aronofsky (‚Requiem for a Dream‘), recht alt aussehen. Auf drei Zeitebenen erzählt der Film die Liebesgeschichte eines Paars und stürzt das Publikum mit kühnen Sprüngen zwischen dem 16. Jahrhundert, der Gegenwart und der fernen Zukunft in schwere Verwirrung. Bei angestrengtem Grübeln während des psychedelischen Bilderwirbels und der dröhnenden Rundumbeschallung brummt rasch der Schädel. Während die Figuren verzweifelt nach einem Mittel gegen den Tod suchen, wäre mancher Zuschauer schon mit einer Aspirin zufrieden.“ (Der Spiegel) H, HH

Das Fräulein Deutschland/Schweiz 2006 , R: Andrea Staka, D: Mirjana Karanovic, Marija Skaricic

„Drei Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien treffen im Zürcher Industriegebiet aufeinander: Als die lebenshungrige Bosnierin Ana aus dem Nichts in der von Ruza mit strenger Hand geführten Betriebskantine auftaucht, mischt sie die eingeschliffene Existenz der Serbin wie auch der alten Köchin Mila gehörig auf. Andrea Stakas Spielfilmdébut – das in Locarno, Sarajevo und jetzt auch mit dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnet worden ist – gelingt es mit beachtenswerter Leichtigkeit, die geheimen Wünsche, Ängste und Sehnsüchte der Frauen in einer kaleidoskopartigen Spiegelung aneinander aufscheinen zu lassen. (Neue Zürcher Zeitung) H

Fremde Haut Deutschland 2005, R: Angelina Maccarone, D: Jasmin Tabatabai, Anneke Kim Sarnau

“Der Übersetzerin Fariba Tabrizi droht in ihrem Heimatland Iran die Todesstrafe, nachdem sie von Sittenwächtern als homosexuell entlarvt wurde. Mit der Unterstützung eines Verwandten kann Fariba nach Deutschland fliehen, aber im Frankfurter Flughafenlager wird ihr Asylantrag abgelehnt. Ein einfühlsamer und bewegender Film über eine Frau, die sich mit unbeugsamem Willen ihren Platz im Leben erkämpft.“ (Kommunalkino) HB

G

Gingerbread Man USA 1997, R: Robert Altman, D: Kenneth Branagh, Robert Downey jr.

“Nach Francis Ford Coppola (‚Der Regenmacher‘) hat sich ein weiterer Held des US-Autorenfilm an die Herausforderung Grisham gewagt, und natürlich entledigt sich der Halunke Robert Altman des Hollywood-Auftragsjobs mit der ihm eigenen List. Die Erwartung, dass Thriller drin ist, wo Grisham draufsteht, konterkariert er mit verwegenen Schlenkern in andere Genres und einer irritierenden Verschleppung des Tempos. Bei seinem eleganten Sabotage-Akt kommt Altman entgegen, dass die Vorlage – ein frühes, unveröffentlichtes Werk - nicht ganz dem Schema G entspricht. Statt eines idealistischen Jura-Ritters ist der Held hier ein skrupelloser Karrierist, der nicht den Kapitalismus bekämpft, sondern die eigene Selbstherrlichkeit. Ehe er das schafft, lässt Altman ihn ganz nett zappeln.“ (Der Spiegel) HH

H

Happy Feet Australien/USA 2006, R: George Miller

„Das Animationsmusical ‚Happy Feet‘ erzählt vom jugendlichen Kaiserpinguin Mumble, der sich anders als seine Artgenossen nicht durch Gesang, sondern durch Stepptanz ausdrückt. Während die melodramatische Geschichte vom Außenseiter, der am Ende die Gemeinschaft rettet, letztlich der Konvention verhaftet bleibt, bieten die per Motion-Capture aufgenommenen originellen Choreographien einigen Unterhaltungswert, und auch der Humor kommt in den Szenen mit den fünf frechen Adelie-Pinguinen, die Mumble auf seiner Reise durch die Antarktis beleiten, nicht zu kurz.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL

Das hässliche Entlein und ich Dänemark 2006, R: Karsten Kiilerich, Michael Hegner

„Ratte Ratso stolpert über ein Ei, dem ein gerupftes Küken entschlüpft. Ratso tauft es Ugly und will das naive Vieh als Jahrmarktsattraktion ausbeuten. Lieblose Figuren und plumpe Sprüche (‚Klappe dicht!‘) lassen Hans Christian Andersens Märchen über innere Schönheit zum Spektakel für die ‚Check, Digger!‘-Generation verkommen – laut und ohne jeden Charme.“ (Cinema) HB, HH

I

Idiocracy USA 2006, R: Mike Judge, D: Luke Wilson, Maya Rudolph

„Nach einem missglückten Experiment wacht Schussel Joe im Jahr 2505 auf und stellt fest, dass er der intelligenteste Mensch in ganz Amerika ist. Gnadenlos gut beobachtete „Beavis and Butthead“-Erfinder Judge den alltäglichen Nonsens-Overkill und bastelte daraus eine gallige Abrechnung mit einer Gesellschaft, die an ihrer Ignoranz und Arroganz erstickt. Da ist es verzeihlich, dass nicht jeder Witz zündet. Slapstick gepaart mit garstiger Gesellschaftskritik und hohem Kultpotenzial.“ (Cinema) HH

Die innere Sicherheit Deutschland 2000, R: Christian Petzold, D: Julia Hamer, Barbara Auer

“Die 15-jährige Jeanne lebt mit ihren Eltern, den ehemaligen RAF-Mitgliedern Clara und Hans, in Portugal. Aus Angst vor Enttarnung bleiben sie nirgends für längere Zeit. Als Jeanne endlich einen netten Jungen kennen lernt, heißt es schon wieder flüchten. Bewegendes, mit vorzüglich kühlen Bildern gestaltetes Drama um ein Terroristenpaar auf der Flucht, das seine Geschichte nicht als Politkrimi erzählt, sondern die belastende Familiensituation einfühlsam aus der Sicht der Tochter schildert.“ (Blickpunkt:Film) HB

J

Jagdfieber USA 2006, R: Anthony Stacchi, Roger Allers, Jill Culton

„Der Computeranimationsfilm ‚Jagdfieber‘ erzählt vom zahmen und bequem bei der Rangerin Beth lebenden Grizzlybären Boog, der dank der unseligen Aktivitäten des chaotischen und dauerquasselnden Hirschs Elliot in die Wildnis gerät und sich dort irgendwie zurechtfinden muss. Doch die wirklich gelungenen Gags sind eher rar gesät, und auch die finale Auseinandersetzung der Tiere mit ballerfreudigen Jägern fällt enttäuschend unoriginell aus.“ (tip) H, HB

K

Kansas City USA 1996, R: Robert Altman, D: Jennifer Jason Leigh, Miranda Richardson, Harry Belafonte / Originalfassung mit Untertiteln

“Im Zentrum des Films ist eine Sequenz die cooler ist als alles, was Altman in den letzten Jahren gedreht hat: die Rekonstruktion des legendären Saxophon-Duells zwischen Lester Young (Joshua Redman) und Coleman Hawkins (Craig Handy), das 1934 in Kansas City stattfand. Beim Finale fliegen beide Musiker und alles, was Altman zu tun bleibt, ist mit der Musik schrittzuhalten, und dabei fließend und unaufdringlich zwischen ihnen hin und her zu schneiden. Es ist nur peinlich, daß der dramatischste Zusammenprall des ganzen Film nichts mit den Hauptpersonen zu tun hat. Warum konnte nicht einfach jemand die beiden Hauptdarstellerinnen aus diesem Film entführen und die Leinwand ganz und gar den Jungs aus dem Hey Hey Club überlassen.“ (New Yorker) HH

L

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„Das Leben der Anderen“ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt. (hip) HB, HH, KL

Lichter der Vorstadt Finnland 2006, R: Aki Kaurismäki, D: Maria Järvenhelmi, Janne Hyytiäinen

„Schnellstraßen, Rolltreppen, U-Bahnen, Chromstahl und Glas: Dieses Finnland ist neu im nostalgischen Mikrokosmos von Aki Kaurismäki, dem treuen Hagiografen der ewig zu spät und zu kurz Kommenden, denen nichts Geringeres als das Leben selbst übel mitspielt. Doch was neu ist, ist nicht gut. Koistinen, der jüngste der gefühlsscheuen Kaurismäki-Helden, dem die Einsamkeit des Nachtwächters ins Gesicht gegraben ist, dreht seine Wach-Runden unter den Videokameras einer modernistischen Shopping-Mall. Wenn er nach Dienstschluss in seine karge Bude zurückkommt, hat das den befreienden Atem der Heimkehr in ein früheres Jahrhundert. Koistinen ist nicht von heute. Leider gibt es in seiner Welt Bösewichter, eine fleischige Blondine mit Kobrablick, die ihm erst den Kopf verdreht und dann eine Droge in seinen Drink kippt: So nimmt – mit Carlos Gardel und Puccini sentimentalisiert – die Passion ihren Lauf. Kaurismäkis Bilder zitieren klassische Vorbilder und behalten dabei eine eigene Unschuld, Einfalt, Keuschheit: ihr offenbares Geheimnis. Alles wie gehabt und doch bewegend; was er kann, kann sonst niemand mehr.“ (Der Spiegel) HH, KL

Liebe braucht keine Ferien USA 2006, R: Nancy Meyers, D: Cameron Diaz, Kate Winslet

„‚Liebe braucht keine Ferien‘, erkennen die Londoner Journalistin Iris (Kate Winslet) und die Filmproduzentin Amanda (Cameron Diaz) aus L. A., als sie über Weihnachten ihre Häuser tauschen, um im Leben der anderen über gescheiterte Beziehungen hinwegzukommen. Die Regisseurin Nancy Meyers (‚Was Frauen wollen‘) bedient in ihrer überdrehten Komödie jedes Klischee um weibliche Sehnsüchte und lässt dabei ihre Hauptdarsteller Jude Law und Jack Black zu windelweichen, überzuckerten Märchenprinzen verkümmern.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KL, OL

Little Miss Sunshine USA 2006, R: Jonathan Dayton, Valerie Faris, D: Abigail Breslin, Greg Kinnear

„Eine schrullige amerikanische Familie, deren Mitglieder mehr oder weniger an unterschiedlichsten Varianten des ‚Amerikanischen Traums‘ gescheitert sind, reist in einem klapprigen VW-Bus quer durch die USA, damit die kleine Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann. Eine wunderbar einfallsreiche Komödie in Form eines subversiven Road Movie, das ein sympathisches Hohelied auf die Familie anstimmt und vor allem auch durch die hervorragenden Darsteller vorzüglich unterhält.“ ( filmdienst) H, HH, KL

Lucy Deutschland 2006, R: Henner Winckler, D: Kim Schnitzer, Gordon Schmidt

„Eine 18-Jährige Mutter in Berlin versucht, zwischen ihren Gefühlen und Pflichten gegenüber ihrem einjährigen Baby sowie ihrem früheren Mädchenleben zu vermitteln und privates Glück zu finden. Die Ansprüche und Verantwortlichkeiten, die die Erziehung des Kindes notwendig macht, überfordern sie und die Beziehung zu ihrem neuen Freund. Ein aufmerksamer, genau beobachtender Film als ‚éducation sentimentale‘, der durch die große Präzision gegenüber dem Milieu sowie das nuancierte Spiel der jungen Hauptdarstellerin überzeugt. Dabei stellt die Kamera eine fast dokumentarische Intensität und Nähe zu den Figuren her.“ (filmdienst) HB

M

Marseille Deutschland 2004, R: Angela Schanelec, D: Maren Eggert, Marie-Lou Sellem / Originalfassung mit Untertiteln

“Eine junge Frau verbringt einige Zeit in Marseille, bevor sie nach Berlin zurückkehrt. Ihre Freundin, eine von Alltag und Familie überforderte Theaterschauspielerin, und deren Mann, ein Fotograf, leben eine sprachlose, entfremdete Beziehung, in die sie sich verstrickt, bis sie wieder nach Marseille reist. Doch der neuerliche Auf- und Ausbruch beginnt ernüchternd. Eine in langen statischen Einstellungen und präzisen Bildkompositionen entwickelte Reflexion über Einsamkeit, Orientierungsverlust und die Suche nach einem Platz im Leben. Die vielen Auslassungen in der Erzählung verlangen die Kreativität des geduldigen Zuschauers, der sich den Reichtum des ebenso präzisen wie poetischen Films selbst erschließen muss.“ (filmdienst) HB

M.A.S.H. USA 1969, R: Robert Altman, D: Donald Sutherland, Elliott Gould

„Die Abkürzung M.A.S.H. steht für ‚Mobile Army Surgical Hospital‘. Das Verb ‚to mash‘ bedeutet unter anderem zerdrücken und zerquetschen. Eine passende Wortspielerei also für Robert Altmans gallige Farce aus dem Jahre 1969. Deren Handlung spielt zwar vor dem Hintergrund des Koreakrieges, aber zweifellos war der Vietnamkonflikt das eigentliche Thema. Die beiden despektierlichen Hauptfiguren, die Chirurgen Hawkeye und Trapper John, waren in ihrer Aufsässigkeit, ihrer Unverfrorenheit gegenüber Autoritäten und Bürokraten und ihrem unkonventionellen Auftreten typische Figuren der Sechziger.“ (taz) HH

Die maskierte Bande – Irak (Maskeli Besler – Irak) Türkei 2006, R: Murat Aslan, D: Safak Sezer, Peker Acikalin / Originalfassung mit Untertiteln

„Die maskierte Bande aus Istanbul marschiert in den Irak ein und bringt eine Erdölanlage der Amerikaner in ihre Gewalt. Dies ruft eine Krise zwischen der Türkei und den USA hervor. Fortsetzung des türkischen Comedy-Erfolges.“ (tip) H, HB, HH, KI

Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler Deutschland 2006, R: Dani Levy, D: Helge Schneider, Ulrich Mühe

„Humor ist Geschmackssache. Ich will lieber geschmacklos als humorlos sein. So schaut man sich ‚Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler‘ an und spürt: Humor. Bitteren, sardonischen Humor. In Trümmern, aus Zerstörung, Versagen und Niederlage heraus – regt sich ein pompöser Führer hervor, der seine Pompösität verloren hat. Vielleicht kann Deutschland sich nur heilen, wenn Deutsche wirklich über diesen Mann lachen können, als Verführer statt Führer. Es wird kein feiner Humor sein – aber doch heilsam. Dani Levys Film ist superb. Kulissen, Location, Kamera, Inszenierung, Licht, Ton, die feinen Details – alles wunderbar. Und der Inhalt. Man lacht, und man denkt, und man weint. Weil die wahrste Wahrheit immer scherzhaft und schmerzhaft sein muss.“ (so der Berliner Rabbiner Walter Rothschild in der taz) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

N

Nach der Hochzeit Dänemark/Schweden 2006, R: Susanne Bier, D: Mads Mikkelsen, Rolf Lassgård

„Jacob Petersen hat sein Leben den Straßenkindern in Indien gewidmet. Als sein Waisenhaus von der Schließung bedroht ist, bietet wir ihm eine großzügige Spende angeboten – unter der Bedingung, nach Dänemark zu kommen. Dort trifft er den geheimnisvollen Spender und dessen Familie, die die Hochzeit der Tochter vorbereiten. Er wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Melodrama von Susanne Bier, die schon in ‚Open Hearts‘ und ‚Brothers‘ bewies, wie subtil sie menschliche Emotionen zeigen kann ohne in den Kitsch zu rutschen.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH

Nachts im Museum USA 2006, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Robin Williams

„Ein Vater will seinen Sohn und seine geschiedene Frau von seiner Beharrlichkeit in Sachen Arbeitsplatz überzeugen. Deshalb nimmt er eine Stelle als Nachtwächter im örtlichen Geschichtsmuseum an, hat bald aber mehr zu tun als ihm lieb ist, da alle Exponate in der Nacht ein turbulentes Eigenleben führen. Nur mäßig unterhaltsame Komödie, die weder den Hauptdarsteller noch die prominent besetzten Nebenrollen fordert, sodass der Reiz der Geschichte schnell verpufft und nur wenige hübsche Gags bleiben.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

Nashville USA 1975, R: Robert Altmann, D: Michael Murphy, Keith Carradine / Originalfassung ohne Untertitel

„‚Nashville‘, dieses Epos aus Öde und Farbigkeit, nimmt als durchgehendes Transportvehikel die Musik: Country und Western, Folklore, elektronisch und akustisch verstärkt. Der Film birst vor Musik, guter, und gewollt im Sinne der Verfremdung schlechter Musik. Wenn Tom (Keith Carradine) sein ‚I’m easy‘ singt und sich dies später in seinem Hotelzimmer zur Kopulation vorspielt: Gebiert auch der Film hier einen Hit? Man muss ein weiteres Lob den Schauspielern schreiben. Altman hat sie wie in vielen seiner Filme improvisierend am Dialog mitarbeiten lassen. Er erreichte so eine Authentizität in Rede und Gestus, deren Intensität auch sie, in einem Film nach dem Bilde der Stadt Nashville in Tennessee, ‚Nashville‘ werden ließ.“ (Frankfurter Rundschau) HH

O

One Way Deutschland/Kanada 2006 , R: Reto Salimbeni, D: Til Schweiger, Lauren Lee Smith

„Es imponiert, wie Til Schweiger sich mit geradezu kamikazehaftem Ehrgeiz für seine internationale Karriere ins Zeug legt: Er begnügt sich nicht damit, auf tolle Angebote zu warten, sondern produziert sie sich selbst - und das nicht auf Nummer sicher. In seiner jüngsten Produktion „One Way“, einer recht professionellen Nachahmung amerikanischen Genrekinos, präsentiert Schweiger sich in der Rolle eines unwiderstehlichen Kotzbrockens, den kein Skrupel dabei bremst, in einer glamourösen New Yorker Werbefirma ganz nach oben zu kommen. Zu diesem Zweck will er die Tochter des Chefs heiraten und rettet deren Bruder, der ein übler Vergewaltiger ist, durch einen Meineid vor dem Knast. Wenig später aber kommt er – wie zur Strafe – unschuldig als dessen Mörder vor Gericht. Der manchen Grisham-Thrillern nacheifernde Prozess-Plot, den der Schweizer Autor und Regisseur Reto Salimbeni zum Teil an sehr langen Haaren herbeigezogen hat, spitzt sich auf das moralische Dilemma der Selbstjustiz zu.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Ostkreuz Deutschland 1991, R: Michael Klier, D: Laura Tonke, Suzanne von Borzody

„Im Niemandsland zwischen Ost- und Westberlin strandet ein 15jähriges Mädchen, das allmählich lernt, sich durch ein tristes Leben zu schlagen. Seine „Lehre“ absolviert es bei einem polnischen Ganoven. Von der Mutter verlassen, tut sie sich mit einem ebenfalls alleingelassenen Jungen zusammen. Eine bewußte Überhöhung deutsch-deutscher Tristesse, deren kalte Farbfotografie die Gefühlskälte der Personen spiegelt. Interessant im Ansatz, aber durch die Anhäufung pessimistischer Momentaufnahmen nicht ohne Larmoyanz.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

P

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) HB, HL

Paris, je t‘aime Frankreich/Schweiz 2006, R: Joel Coen, Ethan Coen, Tom Tykwer, u.a. , D: Juliette Binoche, Steve Buscemi

„‚Paris, je t’aime‘ heißt ein Bündel von Kurzfilmen, 18 Stück in zwei Kinostunden - lauter Mini-Liebesgeschichten, die in Paris spielen, aber längst nicht alle wirklich etwas mit Paris zu tun haben. Prominente Regisseure aus vielen Weltecken von Japan bis Mexiko, mehrheitlich aber Franzosen und Amerikaner, haben je eine Miniatur zu dem Bukett beigesteuert, und lang ist die Liste der Stars, die kurz mal vorbeischauen, von Gena Rowlands bis Juliette Binoche, von Bob Hoskins bis Elijah Wood. Läppische Bagatellen und ausgefeilte Geschichten folgen einander nach dem Krautund-Rüben-Prinzip, und wie immer bei solchen Potpourris bleibt die Bilanz unbefriedigend: Die Menge der Häppchen macht eher hungrig als satt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

Prestige – Meister der Magie USA/Großbritannien 2006, R: Christopher Nolan, D: Hugh Jackman, Christian Bale

Mit der Zauberkunst hat Christopher Nolan eine grandiose Metapher für das Filmemachen gefunden. In seiner Geschichte von zwei verfeindeten Illusionisten im späten 19. Jahrhundert führt der Regisseur selber ständig filmische Zauberkunststücke vor, und immer, wenn man glaubt, er lasse sich dabei in die Karten schauen, hat er noch ein Trumpf im Ärmel. Wie alle seine Filme ist auch dieser äußerst kunstvoll konstruiert. Nolan wechselt virtuos zwischen den Zeitebenen und Erzählperspektiven hin und her, aber er kann auch in kleinen Szenen genau auf den Punkt kommen. „Prestige“ ist ein hochintelligenter Unterhaltungsfilm, der ganz nebenbei komplexe und existenzielle Themen berührt. (hip) H, HB, HH, KLOL

Princesas Spanien 2005, R: Fernando León de Aranoa Candela Peña, Micaela Nevárez

„Eine aus der Dominikanischen Republik stammende Madrider Prostituierte lernt eine Frau aus kleinbürgerlicher Familie kennen, die ihrer Arbeit im Geheimen nachgeht. Beide freunden sich an, und obwohl die Bürgerliche selbst hilfs- und schutzbedürftig ist, schlüpft sie in die Rolle des Schutzengels ihrer Kollegin. Der präzis beobachtende, intensiv inszenierte und überzeugend gespielte Film erzählt mit semidokumentarischen Mitteln vom Straßenstrich in der spanischen Hauptstadt sowie vom täglichen Rassismus. Dabei fragt er nicht nach gesellschaftlichen Wurzeln und setzt gelegentlich zu sehr auf Unterhaltungswert.“ (filmdienst) H, HH

Q

Die Queen Großbritannien/Frankreich/Italien 2006, R: Stephen Frears, D: Helen Mirren, Michael Sheen

Wohl jeder weiß noch genau, wo er war und was er tat, als er erfuhr, dass Princess Diana in einem Autounfall starb. Es war einer der entscheidenden Momente der 90er Jahre - und ein Wendepunkt für Großbritannien. Die Briten benahmen sich angesichts der Trauer um Diana anders als gewohnt, und ihre alten Tugenden schienen obsolet geworden zu sein. „That’s the way we do things in this country“, sagt Helen Mirren als Elisabeth II angesichts des Trauerfalls und hält sich reserviert an die Etikette – ohne dabei zu ahnen, wie gefährlich falsch sie damit liegt. Diese vielleicht schwerste Krise des britischen Könighauses der letzten Jahrhunderte, steht im Mittelpunkt des neuen Films von Stephen Frears. Eine immense Neugier scheint ihn und sein Team dazu angestachelt zu haben, hier sehr tief zu bohren und dabei nach Wahrhaftigkeit zu suchen. „The Queen“ besteht zum größten Teil aus intimen, häuslichen Szenen (wobei das Wort „häuslich“ bei den Royals allerdings neu definiert werden muss). Alle Schauspieler fangen meisterlich die Manierismen der jeweiligen Figuren ein, und erreichen so einen hohen Wiedererkennungswert, obwohl sie den Vorbildern nicht einmal besonders ähnlich sehen. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

R

Rache ist sexy USA 2006, R: Betty Thomas, D: Jesse Metcalfe, Brittany Snow

„Pfiffige Teenagerkomödie über drei Mädchen, die sich am Schulschönling rächen wollen, der sie gegeneinander ausgespielt hat und die sich ein raffiniertes ‚Gefährliche Liebschaften‘-Konstrukt zusammenspinnt und dann im Stil von Genreklassikern wie ‚Heathers‘ oder ‚Girls Club‘ mit ebenso viel Humor, Herz und Biss durchexerziert. Betty Thomas, zuletzt mit dem weniger gelungenen ‚I Spy‘ in den deutschen Kinos, läuft zu alter ‚Private Parts‘-Form auf, hält das Tempo hoch und verlässt sich auf die Attraktivität ihrer Hauptdarsteller.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, OL

Repoman USA 1984, R: Alex Cox, D: Emilio Estevez, Harry Dean Stanton

„Freche ‚Punk‘-Komödie um einen Jungen, der im Auftrag einer Finanzierungsgesellschaft die Autos säumiger Ratenzahler zurückstiehlt. Ein Film, der auf originelle Weise mit der ‚New Wave‘-Ästhetik und den Pop-Mythen der 80er Jahre spielt und dabei einige Unterhaltungsqualitäten entwickelt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

The Return USA 2005, R: Asif Kapadia, D: Sarah Michelle Gellar, Peter O’ Brien

„Atmosphärischer Horrorfilm über eine junge Frau, die der Ursache ihrer unheimlichen Visionen auf den Grund geht. Nach ‚Buffy‘ im TV und ‚The Grudge‘ im Kino bleibt Sarah Michelle Gellar dem Horrorgenre treu. ‚The Return‘ arbeitet mit den Konventionen des Schreckens, lässt verwundbare Heldinnen einsame Häuser durchsuchen und konfrontiert sie mit übernatürlichen Erscheinungen. Doch die verstörende, stilsichere Bildsprache des Briten Asif Kapadia hebt diesen Thriller über das Niveau des Genredurchschnitts.“ (Blickpunkt:Film) HB

Die Rotkäppchen-Verschwörung USA 2005, R: Cory Edwards, Todd Edwards, Tony Leech

„Vor dem Hintergrund des mysteriösen Diebstahls von Süßspeisenrezepten im Märchenwald ermittelt die Polizei auch wegen eines Einbruchs im Haus von Rotkäppchens Großmutter. Sowohl das Mädchen als auch die dort in flagranti erwischten Verdächtigen geben mit ihren Aussagen ein höchst unterschiedliches Bild vom Tathergang, tragen aber zur Enttarnung des Bonbon-Banditen bei. Aberwitzige, auf jugendlichen Zeitgeist getrimmte Trickfilm-Variation des Grimmschen Märchens, die nicht immer stilsicher, aber mitunter sympathisch subversiv unterhält.“ (filmdienst) H, HB, HH

S

Saw III USA, 2006, R: Darren Lynn Bousman, D: Tobin Bell, Shawnee Smith

„Geld stinkt nicht. Warum den schnellen Dollar nicht mitnehmen, wenn ihn der Markt hergibt? Doch auch wenn diese Motive menschlich verständlich sind, so ist ein derartiges Vorgehen im Filmgeschäft nicht immer das cleverste. Mit ‚Saw‘ schufen James Wan und Leigh Whannell aus dem Nichts einen Mythos. Der dreckige, kleine hundsgemeine Genre-Faustschlag eroberte sich eine kolossale Fangemeinde. Doch der Fehler, der schon bei der Fortsetzung ‚Saw 2‘ gemacht wurde, wird mit Sequel Nummer zwei wiederholt. Die Gier, die Kuh im Jahresrhythmus gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste zu melken (ja Teil 4 und 5 sind bereits angekündigt), schlägt sich negativ auf die Qualität aus. ‚Saw 3‘, wieder unter der Regie des zweitklassigen No Names Darren Lynn Bousman, reduziert sich gänzlich auf die Markenzeichen des Horror-Franchise und lässt dabei jegliche Finesse und Innovation vermissen.“ (filmstarts.de)

HB, HH, HL, KI, OL

Schweinchen Wilbur und seine Freunde USA 2006, R: Gary Winick, D: Dakota Fanning, Siobhan Fallon

„Charmante Verfilmung eines vor allem im amerikanischen Sprachraum bekannten Kinderbuches von E.B. White. In einer Kombination aus Realfilm und vergleichsweise realistischem Computertrick erzählt der Familienfilm von der Freundschaft zwischen dem Ferkel Wilbur und der Spinne Charlotte, die sich schon etwas Besonderes einfallen lassen muss, um ihren Kumpel vor dem drohenden Schlachtermesser zu retten. Das ist oftmals auf eine nette Weise komisch, manchmal auch gekonnt rührselig und tricktechnisch absolut auf der Höhe der Zeit.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, OL

Schwere Jungs Deutschland 2006, R: Marcus H. Rosenmüller, D: Sebastian Bezzel, Michael A. Grimm

„Vier übergewichtige Hobbysportler aus Bayern wollen beweisen, dass sie im Bob zur Weltspitze gehören – und mischen damit eine ganze Olympiade auf. Marcus H. Rosenmüller, der mit „Wer früher stirbt, ist länger tot“ den Überraschungshit des Jahres 2006 ablieferte, gelingt hier ein liebevoller Blick auf Deutschtümelei und sportlichen Ehrgeiz. In seiner schrulligen David-gegen-Goliath-Geschichte siegen die Zwischentöne über den Knalleffekt. Schon das ist ein kleines Kinowunder.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL

Das Streben nach Glück USA 2006, R: Gabriele Muccino, D: Will Smith, Jaden Smith

„‚Das Streben nach Glück‘, festgeschrieben in der amerikanischen Verfassung, beflügelte vor 26 Jahren auch den real existierenden, erfolglosen Vertreter und späteren Finanzier Chris Gardner (Will Smith): Gardner, verschuldet, ohne Job und Ehefrau, dafür aber die Sorge um den fünfjährigen Christopher (Smith-Sprössling Jaden) tragend, schaffte es durch Intelligenz, zähe Arbeit und Fortbildung aus bitterer Obdachlosigkeit bis in höchste Millionärsetagen. Ein perfekter US-Traum vom standhaften Amerikaner, den Regisseur Gabriele Muccino zwischen Hochglanz-Armut und Hochdruck-Einsatz seines ehrgeizigen Superstars leicht ermüdend inszeniert hat.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

T

Texas Chainsaw Massacre: The Beginning USA 2006, R: Jonathan Liebesman, D: Jordana Brewster, Taylor Handley

„Vier Teenager fallen einer texanischen Kannibalenfamilie in die Hände und werden auf bestialische Weise abgeschlachtet. Die Vorgeschichte zum Remake von ‚Texas Chainsaw Massacre‘ ist weniger ein Prequel als ein Remake des Remakes und erweist sich als grobschlächtiger, von extremem Sadismus und Nihilismus gezeichneter Splatterfilm, der sich ästhetisch und technisch an die Filme der frühen 1970er-Jahre anlehnt.“ (filmdienst) H, HB, HH, KL

The Great Rock’n’Roll Swindle Großbritannien 1980, R: Julien Temple / Originalfassung ohne Untertitel

“Kultfilm? Fake Dokumentation über die Sex Pistols? Malcolm MacLarens wirre Gedankenwelt als knapp zweistündiger Musik Clip? Wer weiß das schon. Sicher war damals nur eins. Die ganze Welt ist eine Riesengroße Verarschung und die Sex Pistols lieferten den Soundtrack dazu.“ (b-movie) HH

The Wind That Shakes the Barley Großbritannien/Irland/Deutschland/Italien/Spanien 2006, R: Ken Loach, D: Cillian Murphy, Pádraic Delaney

„Nachdem er mehrere grausame Übergriffe britischer Soldaten gegen irische Zivilisten miterleben musste, tritt ein junger Arzt 1916 der Widerstandsgruppe seines Bruders bei, die im Untergrund gegen die Besatzer kämpft. Während sich die Gewalt auf beiden Seiten hochschraubt, verwischt die zunächst klar scheinende Grenze zwischen Gut und Böse mehr und mehr. In seinem neuesten Film befasst sich Regisseur Ken Loach mit den Anfängen der IRA und entwirft dabei ein zunehmend komplexes Geschichtsbild. Dabei hätte er Gewalt als Mittel der Politik noch nachdrücklicher infrage stellen können, um somit den Film vor der Lesart einer blutromantischen Heldenverehrung zu bewahren.(Rheinischer Merkur) H, HH, KI

U

Unser täglich Brot Österreich 2005, R: Nikolaus Geyrhalter

„‚Unser täglich Brot‘ zeigt einen Albtraum von Ordnung und Effizienz, den wir täglich als Konsumenten im Supermarkt in Gang halten. Seine Wucht verdankt er auch einer Aussparung: keine Interviews, kein Kommentar, keine moralischen Haltegriffe. Es werden keine Schuldigen dingfest gemacht und keine Konzernchefs vorgeführt. Geyrhalter zeigt in achsensymmetrischen Tableaus endlose Kornfelder, immer wieder fährt die Kamera durch scheinbar menschenleere Tomatenzuchtanlagen. Bilderbögen von kalter Schönheit, die wie fotografische Stillleben wirken. Auch die serielle Tötung von Fischen, Kühen, Schweinen und Hühnern ist zu sehen – auch Blut spritzt. Doch der Schrecken, der diesen Bildern innewohnt, ist subtiler. Die Äcker, die Treib- und Schlachthäuser scheinen ebenso menschenleer zu sein wie die Autofabriken. Wir sehen eine Maschinenwelt, ein System, dessen Perfektion seine Perversion ist. „Unser täglich Brot“ ist kein Splatter-, eher ein Science-Fiction-Film. Wenn Kubrick eine Dokumentation über die Agrarindustrie gedreht hätte, sie hätte so ähnlich ausgesehen.“ (taz)H, HB, HH

Die Unzerbrechlichen Deutschland 2006 , R: Dominik Wessely, Marcus Vetter

„Der Dokumentarfilm von Dominik Wessely erzählt von einer Handvoll Idealisten, die die stillgelegte Glashütte Theresienthal im Bayerischen Wald wieder ins Leben rufen wollen. Wessely gelingt es, die Glasbläser so zu zeigen, wie sie sind: sehr schweigsame Menschen, die einfach wieder arbeiten wollen, und denen eine Tradition, das Kunsthandwerk des Glasblasens, das vielfach ihre Eltern und Großeltern schon ausübten, einfach am Herzen liegt. Es sind fast schon archaische Momente, wenn im Film der Glasofen in Theresienthal zum ersten Mal wieder brennt, wenn die schwitzenden Männer in staunenswerter Kunstfertigkeit das Glas blasen und einfach nur konzentriert bei der Arbeit sind - glückliche, zufriedene Augenblicke. Bis dahin war es ein langer Weg, den Wessely genauestens dokumentiert - unzählige Gespräche mit meist norddeutschen Unternehmensberatern, Designern und Vertriebsprofis werden geschildert. Aber die größte Freude hat man beim Zuschauen, wenn niederbayerische Gelassenheit auf norddeutschen Hyperaktivismus trifft – das Zusammenprallen der Kulturen gehört mit zum Besten in diesem Film.“ (br-online) HL, OL

Utz Großbritannien/Italien/Deutschland 1991, R: George Sluizer, D: Armin Mueller-Stahl, Brenda Fricker

„Das Persönlichkeitsbild eines Barons, der in Prag als leidenschaftlicher Sammler von Meißener Porzellanfiguren während des sozialistischen Systems einen Lebensinhalt sucht. Eine in kunstvoller Rückblenden-Technik verfaßte Studie über die Stellung von Kunst und Sammlern innerhalb einer von Ideologie und Diktatur beherrschten Zeit sowie über die persönlichkeitsgefährdenden Auswirkungen von Individualismus in exzentrisch ausgelebter Form.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

V

Verfolgt Deutschland 2006, R: Angelina Maccarone, D: Maren Kroymann, Kostja Ullmann

„Wie schon in ihrem Film ‚Fremde Haut‘ wagt sich Regisseurin Angelina Maccarone diesmal mit ‚Verfolgt‘ wieder an ein provokantes und sensibles Thema. Geschildert wird die sexuelle Beziehung zwischen der 52-jährigen Bewährungshelferin Elsa und ihrem 16 Jahre alten Schutzbefohlenen Jan. Aus ihrem monotonen Eheleben ausbrechend lässt sich Elsa auf die Affäre mit dem masochistisch veranlagten Jan ein, nur um statt Erlösung Ernüchterung zu finden. Mit seiner erfreulich unkonventionellen Variation des Lolita-Mythos ist ‚Verfolgt‘ ein irritierender Film über die Liebe zweier einsamer und verletzter Menschen.“ (Rheinischer Merkur) HH, KL

Vitus Schweiz 2005, R: Fredi M. Murer, D: Teo Gheorghiu, Bruno Ganz

„Ein hochbegabter Junge, dessen Karriere als Pianist von seiner ehrgeizigen Mutter forciert wird, findet eine kindgerechte Rückzugsmöglichkeit bei seinem erdverbundenen Großvater, der auch noch zu ihm hält, als er durch einen Sturz vom Balkon zum ‚normalen‘ Kind wird. Die mit märchenhaften Untertönen konventionell erzählte Geschichte einer Menschwerdung mit geschliffenen Dialogen und eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen. Eine Liebeserklärung an die Kindheit und die Musik.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

W

Der weiße Planet Kanada/Frankreich 2006, R: Jean Lemire, Thierry Piantanida, Thierry Ragobert

„In diesem Dokumentarfilm ist die Geburt eines Eisbärenbabys erstmals aus nächster Nähe zu sehen. Angesichts solch bewegender Naturaufnahmen setzen die Dokumentaristen Thierry Piantanida und Thierry Ragobert in alter französischer Tierfilmersitte zu poetischen Höhenflügen an und dichten Walrosse zu den Philosophen der Arktis um. Und tatsächlich: Den Tieren wachsen Sloterdijk-Schnauzer. Kein Wunder also, dass dieser vom Bund für Umwelt und Naturschutz unterstützte Film die Zuschauer eindringlich vor der Erderwärmung warnt: Wenn das Walross schwitzt, wird für die Menschen das Eis immer dünner.“ (Der Spiegel) HB, HH, HL, Kl, OL

Wo ist Fred? Deutschland 2006. R: Anno Saul, R: Til Schweiger, Jürgen Vogel

„Der fitte Bauarbeiter Fred (Til Schweiger) gibt sich als Behinderter aus, um einen signierten Basketball für den flegelhaften Sohn seiner Freundin zu ergattern. Mit Jürgen Vogel als prolligem Sidekick findet sich Schweiger in einer Serie von Behinderten-Slapsticknummern wieder. Als Vorbild dienen amerikanische bad taste-Komödien, aber weder ihr Witz noch ihre Schärfe werden erreicht.“ (tip) HB, HH, KL