: Fröhlich makaber
MALEREI In Hannover ist die erste umfassende Einzelausstellung von Dana Schutz zu sehen
Der letzte Mensch auf Erden: ein Bursche namens Frank; ein zusammengewürfelter Haufen narzisstischer Kannibalen; immer wieder auseinandergeschnittene Menschen auf Operationstischen; und nun eben Gott. Dana Schutz liebt es, ihren skurrilen Themen und schrulligen Charakteren Leben einzuhauchen mit üppigen Farben, sie in unmögliche Situationen zu bringen und wieder auseinanderzunehmen.
Die Bilder der 28-jährigen New Yorkerin schwanken zwischen Form und Chaos, Figürlichem und Abstraktem, banalen Szenarios und erschreckenden Konstruktionen. Mit nicht selten düsterem Humor erzählt Schutz ihre bruchstückhaften Szenen: eine komische Heransgehensweise an Malerei; eine, die immer wieder eher einem unglücklichen Schnappschuss ähnelt, als sich mit ernstem Eifer an der Malereigeschichte abzuarbeiten.
Es ist eine unbeschwerte Grausamkeit und fröhliche Lust am Makabren, die sie antreibt. Ihre „Self-Eaters“ sind keine Porträts von Menschen, die der Selbsthass verzehrt, sondern der Versuch, eine selbstgenügsame Gattung zu erschaffen: Kreaturen, die sich von eigenen Körperteilen ernähren, für deren Ersatz sie ebenfalls selbst sorgen.
In New York zählt Dana Schutz seit ein paar Jahren zu den Shooting Stars der zeitgenössischen Malerei. Längst hängen ihre Gemälde im Museum of Modern Art, im Whitney Museum of American Art und im Guggenheim Museum. In Hannover ist nun, nach drei Einzelausstellungen im Berliner Contemporary Fine Arts, erstmals eine umfassende institutionelle Präsentation der New Yorkerin im Norden zu sehen.
Gezeigt wird neben bekannteren Bildern – wie „Getting dressed All at Once“ und „Shaving“ – sowie eigens für die Ausstellung angefertigten Zeichnungen auch Schutz’ neueste Bilderserie „Gott“: Darin imaginiert sie, wie Gott ohne vorgefasste Bedeutungen aussehen könnte. Heraus kommt dann eben mitunter eine Kreuzung aus dem Restaurantmaskottchen Bob’s Big Boy, einem mondgesichtigen Wesen aus einer 1980er-McDonald’s-Werbung und dem Entertainer Liberace. „Irgendwie zusammengemischt“, sagt Schutz, „in dieser Popkultursoße.“ MATT
■ Eröffnung: Do, 24. 7., 19 Uhr, Kestnergesellschaft Hannover; bis 26. 10.