ALTROVINO : Nie gekannte Weine
VON MICHAEL PÖPPL
Allein die Namen der Reben klingen poetisch: Pignoletto, Minutolo, Groppello, Ciliegiolo oder Rondinella. In den Regalen des Ladens an der Grimmstraße stehen nur autochthone italienische Weinsorten: Inhaber Stephan Pelzl hat ihn „altrovino“ genannt – anderer, ganz besonderer Wein, das ist das Konzept. Das Angebot im ochsenblutrot gestrichenen Raum ist bewusst übersichtlich, Pelzl bietet im Moment knapp 40 verschiedene Weine an. Seit März 2014 hat er geöffnet, die Idee vom eigenen Weinladen beschäftigte Pelzl schon länger, dann verhalf ihm der Zufall zur passenden Location im Graefekiez. Der Wein-Werbetexter lebt schon seit 2006 in Kreuzberg, ganz in der Nähe, er schätzt die Multikulturalität des Kiezes, viele Verkaufsgespräche führt er in Englisch. Inzwischen ist auch die Ausschankgenehmigung beantragt, um vor und in dem Laden Gäste bewirten zu dürfen.
Eigentlich hatte der gebürtige Eckerförder ganz andere Berufspläne. Während des Jurastudiums in Kiel, das er später erfolgreich abschloss, wurde ihm klar, dass er etwas Neues erleben will. Italien liebte er sehr, 1993 zog er für ein Jahr nach Bologna, um dort zu leben und die Sprache richtig zu lernen. „Danach war ich von der italienischen Lebensart infiziert“, sagt Pelzl. Zurück in Deutschland fand er einen Job im Marketing beim Hanseatischen Wein- und Sektkontor (Hawesko) in Hamburg, dem größten deutschen Weinimporteur. Der kommende Weinspezialist lernte dort viel dazu, er besuchte Weinmessen, probierte Weine aus aller Welt und lernte dabei einige ganz besonders spannende Winzer kennen, deren Erzeugnisse er nun verkauft.
Ganz besonders stolz ist Pelzl darauf, den „Emiliana Malvasia frizzante“ in seinem Sortiment zu haben. Der prickelnde Wein wird von der Winzerin Lodovica Lusenti in traditioneller Flaschengärung ausgebaut. Anders als üblich, wie etwa bei der Champagnermethode, bleibt der Hefesatz in der Flasche. Der perlende Wein wird zu 100 Prozent aus den Trauben der Malvasia di Candia Aromatica gepresst, die nur in dieser Region der Emilia Romagna vorkommt. Die Hefeflocken geben dem Frizzante eine milchig-trübe Farbe, neben der Hefe schmeckt man Noten von Apfelmost und Stachelbeeren. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber schon beim zweiten Glas erweist sich der Emiliana als veritabler Sommerhit. Als zweite Empfehlung lässt Stephan Pelzl einen roten Lacrima di Morro d’Alba probieren, vom Weingut Tenuta San Marcello nahe Ancona. Die Lacrima-Traube soll schon Kaiser Friedrich Barbarossa geschätzt haben, der im 12. Jahrhundert für ein paar Jahre in der Gegend residierte. Der Rote schmeckt rund, mit Beerennoten, aber nicht zu marmeladig. Besonders intensiv ist der Duft nach Veilchen, ein Hauch von Blumen und Kräutern ist auch auf der Zunge zu spüren – spannend und sehr fein.
■ Altrovino, Grimmstr. 17 (Kreuzberg), Fr. 14–21 Uhr, Sa. 14–21 Uhr, weitere Öffnungszeiten: www.altrovino.de ■ Satt-&-Selig-Angebot für taz-Leser: Für den „Emiliana Malvasia frizzante“ (Ladenpreis 11,80 Euro) sowie für den roten „Lacrima di Morro d’Alba“ (Ladenpreis 8,90 Euro) gibt es bei Abnahme von sechs Flaschen eine praktische 6er-Flaschen-Tasche BottleGo im Wert von 8,50 Euro gratis dazu (pro Kunde einmal), Versandkosten 5,70 Euro pro Kiste mit 12 Flaschen, Bestellung über info@altrovino.de