: Gewinn für die Kultur des Bauens
TAZ NEUBAU Der beste Entwurf für das neue Gebäude wird nun auch realisiert werden – alle anderen Vorschläge waren kaum weniger gut. Ein großer Dank!
VON KARL-HEINZ RUCH
Vielen Dank, liebe Architektinnen und Architekten. Am Ende gab es einen ersten Preis und damit einen Entwurf, wonach tatsächlich auch gebaut wird. Das Preisgericht des Architekturwettbewerbs „ein neues Haus für die taz“ hatte zwölf Stunden getagt und abends, am Donnerstag, 10. Juli, entschieden. Die anderen 24 Entwürfe, in denen viele Ideen, Wochen von Arbeit und nicht zuletzt hohe finanzielle Aufwendungen stecken, werden nicht realisiert.
Ein wahres Füllhorn kreativer Leistungen hat sich über uns ergossen – und die allermeisten eben werden nur unzureichend durch Preise und Anerkennungen belohnt werden.
Wer gewinnt? Die taz freut sich über den nun zu realisierenden Entwurf, mit dem sie sich wunderbar identifizieren kann – auch die Redaktion zeigte sich bei der Präsentation am Dienstag nach der Entscheidung entzückt. Für Berlin wird, zusammen mit der Realisierung der anderen Projekte des Kunst- und Kreativquartiers am Jüdischen Museum, in den nächsten drei Jahren ein Stück Stadtreparatur in der Südlichen Friedrichstadt beginnen. Dieser Kiez wird um kreative Arbeitsplätze und um einen neuen kulturellen Treffpunkt bereichert.
Die Architektenkammer Berlin hat den Wettbewerb unterstützt und begleitet. Trotzdem ist das Verfahren eines Wettbewerbs unter Architekten nicht unumstritten, schon wegen des immens hohen Aufwands.
Aber was wäre die Alternative zu einem Wettbewerb? Andere Vorhaben des Kunst- und Kreativquartiers werden in einem „qualifizierendem Verfahren“ entwickelt, bei dem die Bauvorhaben, an denen auch Architekten beteiligt sind, von externen Experten und Sachverständigen im laufenden Planungsprozess begleitet und beraten werden. Für ein solches Verfahren fehlt es der taz an eigener fachlicher Expertise. Für die taz war dieses Wettbewerbsverfahren ein guter Weg, den für sie besten Entwurf zu finden. Im Preisgericht war sie neben dem Baustadtrat des Bezirks und der Senatsbaudirektorin mit vier Sachpreisrichtern vertreten.
Die Aufgabe, die durchweg anonymen Entwürfe im Preisgericht zu analysieren, zu erläutern und kritisch zu diskutieren, kam vor allem den sechs Fachpreisrichtern, ihren Vertretern und den Architekten unter den Sachpreisrichtern und Sachverständigen zu. Die Besetzung dieses Preisgerichts mit kundigen und renommierten Architekten mag der attraktiven Wettbewerbsaufgabe geschuldet sein, mehr aber noch der großen Erfahrung der Architektin, die diesen Wettbewerb über sieben Monate im Auftrag der taz vorbereitet und koordiniert hat. Mit ihrem Team hat sie in den drei Wochen vor der Entscheidung die Entwürfe für das Preisgericht im Rahmen einer Vorprüfung auch auf Kosten- und Energieeffizienz begutachtet. So konnte die kompetente und durchaus kontroverse Diskussion im Preisgericht von der gewählten Vorsitzenden immer ergebnis- und zielorientiert geleitet werden.
Den vielen Architekten, die mit überzeugendem Sachverstand diesen Wettbewerb bis zum erfolgreichen Ergebnis möglich gemacht haben, gilt unser großer Dank. Insbesondere allen Architekten und ihren Mitarbeitenden, die sich für den Wettbewerb beworben haben, egal, ob sie ausgewählt wurden und Entwürfe einreichten, ob sie nun gewonnen haben oder auch nicht. Durch ihr Engagement und ihre Arbeit gewinnt die Kultur des Bauens. Das ist für uns alle der größte Gewinn.
■ Karl-Heinz Ruch, 60, ist seit Gründung der taz 1979 deren Geschäftsführer. Für den taz Neubau ging von ihm – tazintern – der entscheidende Impuls aus