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Dank dem grauen Fischerdübel

■ Eine längst überfällige Hommage auf den großen Festmacher

Wir hängen in den Seilen – stehen auf unsicheren Füßen. Die sozialen Netze sind rissig. Große Zusammenhänge wirken bedrohlich undurchschaubar. Aber auch enge Beziehungen scheinen unbeherrschbar. Scheitern wir nicht allenthalben daran, unser wakkeliges Dasein in den Griff zu kriegen? Und – suchen wir nicht alle irgendwo Halt? Wenn man sicher sein will, daß etwas hält; wenn man Gewißheit will, daß man sich darauf verlassen kann; wenn man darauf angewiesen ist, daß das Angebrachte bleibt, wo es ist, dann ist es angebracht, zu ihm zu greifen. Der kleine, unscheinbare Nothelfer. Der gute Freund. Der graue „S-Dübel“ von Fischer. Der Fischer-Nylondübel.

Die Welt verläßt sich auf ihn. Fest verankert in allen Erdteilen hält er die Dinge der Menschen an dem von ihnen gewünschten Platz. Der S-Dübel, the Fischer-wallplugg, le cheville Fischer, el taco Fischer!

Der Klassiker unter den Befestigungssystemen. Mit dem Patent Nr. 1097117 wurde sein Triumph begründet. 1958 erblickte er in der Fischerwerkstatt im idyllischen Örtchen Waldachtal im Schwarzwald das Licht der Welt. Seitdem ist er uns stiller Begleiter und vertrauenswürdiger Kamerad. Niemand, der ihn nie brauchte. Und keiner, der glaubte, auf ihn verzichten zu können und anschließend nicht eines Besseren belehrt wurde: Als die ganze Bescherung wieder aus der Dekke riß; als der blöde Mist wieder von der Wand kam; als das Scheißding wieder umkippte. Weil wir meinten, wir könnten es kleben. Weil wir glaubten, der Nagel täte es auch, weil wir – ja – weil wir frevelten und nicht zu ihm griffen. Zu ihm – dem großen Festmacher, dem Fischerdübel.

Sicher, anfangs hatten wir nicht nur unbeschwerte Freude mit ihm. Wir bohrten mit zu großen Steinbohrern in bröseligen Putz und bauten ihm einen Krater statt eines schlanken Lochbettes. Wenn wir 6-mm-Bohrer für S5- oder S6-Dübel hätten nehmen sollen, griffen wir zum 8-mm-Trumm und umgekehrt: Wenn der Fischer S8 ein passendes 8-Loch wollte, zwängten wir ihn mit dem Hammer in einen 7er-Kanal, so lange, bis seine Einschraub-Öffnung faserig zertrümmert war.

Als seine Widerhaken keinen Griff fanden, wenn wir die Schraube eindrehten, und er sich schwängrig nach außen wölbte, manschten wir ihm mit fragwürdigem Modelliergips einen dürftigen Nothalt. Ja – die Geschichte unserer Beziehung zu ihm ist auch eine Geschichte von Fehlern. Von dummen Fehlern, sämtlich von uns und nie von ihm begangen, aber doch eine Geschichte verzeihlicher und letztlich auch von ihm verziehener Anfängerfehler.

Denn er war uns stets ein guter Pädagoge. Er lehrte uns: Wer nicht pfuschen will, muß dübeln – und: Sicherheit kann nur verlangen, wer selbst Sicherheit gibt. So examinierte er uns unaufdringlich, bis wir heute – endlich – seine Partner sind. Jetzt schaffen wir seriöse Voraussetzungen, bevor wir ihm die Schraube eindrehen. Und jetzt wissen wir, daß extreme Umstände extreme Sicherheitsmaßnahmen erfordern. Umstände, die selbst er, der Fischer-Universal, nicht beherrschen kann. Ein weiteres Indiz für seine unbedingte Zuverlässigkeit.

Er kennt seine Grenzen. Hinter diesen Grenzen aber wohnen die zahllosen Angehörigen der Fischer-Dübel-Großfamilie. Die Abkömmlinge des S-Klasse-Urvaters. Die-für-jedes-Loch-das-richtige-System-Nachkommen des Stammvaters. Die Gipskarton-Neffen. Die Federklapp-Bügel-Cousins. Die Nagel-, Rahmen- und Hohlraumdübelkinder, bis hin zu den gewaltige Lasten tragenden Schwerlastbefestigungswonneproppen: den gigantischen Ankerbolzen. 3.600 Schutzrechte im Befestigungsbereich weltweit sprechen eine deutliche Sprache. Der blaue Planet hängt am grauen Fischerdübel. Und er hängt sicher.

So viel steht fest, es ist Zeit, ihm zu danken: Danke – Fischer-Dübel! Fritz Eckenga

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