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■ Die Welt“ feiert. Es gibt Sushi und Ente, und Matthias Doepfner sieht aus wie der traurige Mann am Anfang von „Blade Runner“

Von hier oben sieht die Berliner Republik fantastisch aus. Lichter, Straßen, Menschen, Autos, Scheinwerfer, Baustellen, Kanäle, Bäume, Buden und Kräne. Ein Ausblick vom Feinsten. Eine Sicht aufs Großstadtmeer, die sich (Wassermetapher!) gewaschen hat. Und bei der man für einen schwindeligen Moment nicht weiß, ob man mehr Lust hat, in dieser Stadt unterzugehen oder sich auf ihren Wogen treiben zu lassen.

Kurz muss man an den Anfang des Filmes „Blade Runner“ denken, wie der Mann, der kurz darauf schon sterben wird, am Fenster einer dieser Hochhauspyramiden steht und verloren auf die Megalopolis hinuntersieht. Aber nein. Dies ist Berlin, Mensch, nicht Los Angeles und schon gar kein Ridley-Scott-Film. Schon fühlt man sich wieder ganz heimisch in unserer kleinen, bunten, umtriebigen, vergnügungssüchtigen, arbeitslosen Hauptstadt.

Wir sind im 24. Stock des Sony-Hochauses am Potsdamer Platz, mit uns schauen noch mehr Menschen durch die Glasfassaden. Die Welt feiert, dass sie nun zum ersten Mal einen Literaturpreis vergeben hat – einer dieser Anlässe, bei denen der Wunsch zur Repräsentation (seitens des Gastgebers), der Zwang zur Innovation (für den Partyservice) und der Wille dazuzugehören (bei den Gästen) zusammenkommen.

Und, kurz gesagt: Im Grunde geht es bei solchen Empfängen immer nur um dieselben drei Fragen: Wer ist eingeladen worden? Ist es die richtige Veranstaltung für diesen Abend? Wie feiere ich, dass ich zu den Eingeladenen gehöre? Darüberhinaus freut man sich über jeden wirklich interessanten Menschen.

Soweit die allgemeinen Betrachtungen. Im Konkreten konnte man die Tatsache, eingeladen zu sein, bei der Welt mit Sushi, gebackener Ente, diversen Fleisch- und sonstigen Schweinereien und mit Zigarren feiern. Ja, mit Zigarren, irgendwo standen hilfsbereite Herren rum, die sie sogar für einen anzündeten. Man hat an diesem Abend 25-jährige Frauen mit dicken Havannas in der Hand gesehen. Sah irgendwie nicht unbedingt schlecht aus. Aber so ein bisschen angeberisch eben doch. Obwohl es natürlich noch schöner gewesen wäre, hätte Die Welt auch noch Hundertmarkscheine gestiftet, mit denen man sich dann die Zigarren stilecht hätte anzünden können. Das kommt beim nächsten Fest.

Neben solchen üblichen kulinarischen Unterhaltungen gibt es aber immer auch die wirklichen Vergnügungen. Mathias Döpfner beobachten beispielsweise. Hat es eben auch nicht leicht, der Welt-Chefredakteur. So gegen Mitternacht stand er einmal am Eingang herum und verabschiedete einen dieser ungefähr 77-jährigen Männer, deren Einfluss bei der Welt wohl immer noch nicht zu unterschätzen ist. Gerade war der ungefähr 77-Jährige weg, kam schon ein etwa 36-Jähriger auf Döpfner zu, der hofiert werden wollte. Schließlich will man bei Springers Flaggschiff jünger werden. Und zwischen dem einen Gespräch und dem anderen stand Döpfner für vielleicht zehn Sekunden allein und irgendwie verloren da. Wie der Mann am Anfang von „Blade Runner“.

Unsereiner hätte vorher nie, nie!, gedacht, einmal einen Welt-Chefredakteur mit diesem Film zu assoziieren. Man muss es sich auf alle Fälle bewahren, einfach mal staunen zu können.

Dirk Knipphals

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