: Einblick (534)
Christoph Keller, Künstler
■ Christoph Keller studierte Mathematik, Hydrologie und Physik in Freiburg, Berlin und Santiago de Chile sowie Kunst an der HdK Berlin bei Katharina Sieverding. Es folgte ein Postgraduiertenstudium für Film und Medien in Köln. Für seine Projekte erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter das P.S.1 studio program, New York (2003), oder die Capacete Residency in São Paulo (2013). In wie Versuchsanordnungen anmutenden Installationen nutzt Keller die diskursiven Möglichkeiten der Kunst, um sich mit Phänomenen der Wissenschaft und ihren Utopien zu beschäftigen.
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Christoph Keller: Seit Langem interessiere ich mich für Sommerausstellungen in Museen und Galerien – eine unterschätzte künstlerische Kategorie – insofern ist gerade Hochsaison. Kunst beschreibt für mich einen Dialog beziehungsweise ein Wahrnehmungsverhältnis zwischen Dingen, Personen und Netzwerken. Und das lässt sich an der Peripherie manchmal besser erproben als in einer Blockbuster-Ausstellung, in der das zu Sehende bereits viel zu sehr vorgegeben ist. In meiner Arbeit geht es zurzeit eher um eine Art postarchäologische Situation, in der die Narration, welche ein Objekt mit einer Geschichte verbindet, infrage gestellt wird. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Begeistert hat mich Tarek Atoui’s Soundperformance „Seven studies on the circulation of microsamples in den noch leerstehenden Räumen der Galerie Hetzler in der Goethestraße. Während der Künstler fast bis zur ekstatischen Erschöpfung die Regler der selbstkonstruierten Klangmodule bediente, konnten wir als ZuhörerInnen in den Räumen der ehemaligen Poststelle umherschweifen und uns traumartig verlieren. Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Als strikter Anhänger der Komparatistik lese ich immer diverse Bücher parallel. Wärmstens empfehle ich Ariane Müllers wunderbares „Handbuch für die Reise durch Afrika“, erschienen im Starship Verlag. Bei dem Projekt über das Nichts haben mich unter anderem Karen Barad’s „Meeting the Universe Half Way, Gershom Sholem, Martin Buber, Eberhard Roters, François Jullien und diverse Autoren und Autorinnen der frühen Berliner Avantgarde begleitet. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Den Sommer über bin ich sehr gerne in Berlin, da man an den langen warmen Tagen in den Seen schwimmen gehen und trotzdem noch arbeiten oder etwas ganz anderes unternehmen kann. Ansonsten freue ich mich auf die Ausstellung ANARCHEOLOGY, die ab 19. 9. in der Galerie Schipper zu sehen sein wird.