: Schüler filmen gegen Rechts
Beim Wettbewerb „Wölfe im Schafspelz“ gegen Rechtsextremismus gewannen fünf niedersächsische Film-Spots
Ein Neonazi steht im Raum, auf dem Sofa liegt seine Freundin. Nach und nach verschwinden Möbelstücke, dann seine Kleidung und schließlich die Freundin. Die Erklärung folgt: der Stuhl kam aus Schweden, die Freundin war Holländerin und seine Klamotten wurden auch nicht in Deutschland produziert. Im Bild erscheint der Satz: „Ohne Ausländer gäbe es kein Deutschland.“
„National Befreite Zone“, so heißt der etwa einminütige Film-Spot der Haupt- und Realschule aus Ritterhude. Bei der Landesentscheidung des Jugendwettbewerbs der Informations- und Aufklärungskampagne „Wölfe im Schafspelz“ gewann er gestern den dritten Platz. Die Schule aus Ritterhude bei Bremen belegte mit ihren Spots „Versteckspiel“ und „Braune Pause“ auch gleich Platz eins und zwei. Der Sieger-Spot „Versteckspiel“ zeigt, dass der Neonazi nicht in fernen Randbezirken wohnt, sondern der eigene, unauffällige Nachbar sein könnte. Das Motto kommt zum Schluss: „Man sieht sie nicht immer, aber sie sind immer da.“ Platz vier belegte das Gymnasium Bad Nenndorf mit einem Spot ohne Titel.
Die bundesweite Kampagne „Wölfe im Schafspelz“ der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes hatte bereits im März letzten Jahres einen Kreativwettbewerb unter der Thematik „Rechtsextremismus in seinen neuen Erscheinungsformen“ ausgeschrieben. Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren waren aufgefordert als Team, Klasse oder Verein einen 60-Sekunden-Spot zu diesem Thema zu drehen. Aus 24 eingereichten Film-Spots wählte die Jury gestern die fünf besten aus. „Viele haben sich nur mit der allgemeinen Problematik beschäftigt“, sagt Frauke Diersing von der Kriminalprävention des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen, „es kam aber darauf an, die neue Masche der Rechtsextremen darzustellen, also nicht den Skin mit Bomberjacke sondern den Wolf im Schafspelz, nett und hilfsbereit.“ Das sei den fünf Gewinnern gut geglückt.
„Diese Beiträge sind ein positives Beispiel dafür, dass politische Aufklärung und Bildung Mittel sind, um dem Rechtsextremismus wirkungsvoll entgegentreten zu können“, sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bei der Preisverleihung.
Die besten vier Spots nehmen Ende März am Bundesentscheid teil. Der erste Preis umfasst dann eine professionelle Neuverfilmung des Spots und 1.000 Euro für die Klassenkasse.JULIA BRODERSEN