UNMÖGLICHER ZWISCHENRAUM : Schrill & abseitig
Nils Schuhmacher
Für die Eroberung musikalischen Neulands in dieser Stadt war 1997 eher Saure-Gurken- als Goldgräber-Stimmung angesagt. Während die einen noch mit den allerletzten Nachwehen der Hamburger Schule beschäftigt waren (Tomte), bereiteten sich die anderen auf eine neue Generation von deutschen Postpunk-Bands vor (in die eine Richtung Kettcar, in die andere Richtung Turbostaat). Im Bereich „Rock“ stand jedenfalls viel Verwaltungsarbeit an und wo dies nicht der Fall war, dominierten Ernsthaftigkeit, Verzagtheit und eine Art domestizierter Frust. Was lag also näher, als dem zur Biederkeit tendierenden Mittelschichts-Protest (Wir sind Helden) einen zwischen Dadaismus, jugendlichem Irresein, Kunst und Infantilität angesiedelten technoiden Gegenentwurf entgegenzustellen, der sich aber auch nicht in die Welt elektronischer Tanzmusik einpassen ließ. In diesem Zwischenraum unmöglicher Lösungen möchte man jedenfalls HGich.T. ansiedeln, die sich Ende der 1990er-Jahre mit einer Vielzahl entgrenzter Videos auf Youtube der Öffentlichkeit vorstellten. Bis 2009 die erste Platte erschien, war dieses personell recht bewegliche Kollektiv dann bereits mit klaren Befunden charakterisiert. Sie reichten von „Die nehmen das, was sie machen, total ernst“ (Plattenfirma), über „späte Rache der Rave-Kultur“ (“Spiegel online“) und „das Ganze soll wohl [...] eine Persiflage auf die Blödheit von Techno-Pillenopfern sein“ (Intro) bis hin zu „Wir sind [...] Cutter, Grafikdesigner, Kameramänner- und frauen“ sowie „Performancekünstler“ und vereinen „Satanisten, 16-Jährige, VW-Golf-Fahrer“ (Selbsteinschätzung). Es ist für jeden etwas oder nichts dabei. Und das nicht nur in recht schrill, sondern auch auf garantiert recht abseitige Weise (5. 9., 20 Uhr, Hafenklang).