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Archiv-Artikel

Lob der Langeweile

BILANZ Bremer Landesbank beweist, dass klein sein im Geldgeschäft Vorteile hat und fehlende Abenteuerlust den Gewinn der öffentlichen Hand steigert

Eckwerte

Die Bremer Landesbank-Oldenburger Kreditanstalt wies 2010

■ 34.801 Millionen Bilanzsumme nach International Financial Reporting Standards aus

■ 47,5 Millionen Jahresüberschuss nach Steuern und

■ 9,3 Prozent Kernkapitalquote.

Klein sein und langweilig lautet das Erfolgrezept: Der Vorstand der Bremer Landesbank greift offensiv auf die negativ besetzten Adjektive zurück, um die eigenen Geschäfte zu beschreiben. Die waren, anders als bei großdenkenden Landesbanken, auch in der Krise gewinnträchtig.

„Wir sind keine Kostgänger der öffentlichen Hand“, betont Vorstands-Chef Stephan Andreas Kaulvers bei der Vorstellung der Jahres-Bilanz. So beträgt allein die Dividende für die Träger Bremen und Niedersachsen 28 Millionen Euro, hinzu kommen 1.000 Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Investitionen: Im kommenden Jahr wird die Zentrale in Bremen neu gebaut, im vergangenen Jahr ist das Oldenburger Stammhaus für 14 Millionen Euro saniert worden.

Langweilig heißt: Man konzentriert sich auf „echte Kunden, meist aus Fleisch und Blut“. Deren Kredite machen rund 70 Prozent der Aktiva aus. Klein bedeutet, man orientiert sein Wachstum an den Grenzen der Region, nicht aber: Man koppelt sich vom Weltgeschehen ab. Japan ist auch hier ein wichtiges Thema.

Wobei die nüchterne, volkswirtschaftliche Betrachtung im Katastrophen-Kontext immer etwas Brutales hat. Kaulvers ist sich dessen bewusst. „Das macht uns sehr betroffen“, sagt er, „das ist eine schreckliche Geschichte, auch und gerade menschlich“. Aber eben nicht geschäftlich. Da sei es, sagt er leicht beschämt, „fast ein Konjunktur-Programm“, gerade für den Nordwesten. Dass Japan nach Erdbeben, Tsunami und Fukushima-GAU neue Infrastruktur und Fabriken baut, hält er für sicher.

Das aber wäre günstig für Anlagenbauer und die Schwergut-Schifffahrt, wobei man betont nur in sehr geringem Anteil an der havarierten Beluga-Reederei beteiligt gewesen zu sein. Besonders günstig für die Landesbank: Viel deutet auf einen veritablen Windkraft-Boom. Und die Finanzierung von Festland-Windparks zählt das Institut zu seinen Kernkompetenzen. Das off-shore-Geschäft eher nicht. Die sind im Schnitt zehnmal so teuer. „Derartige Summen sind für unsere Risikotragfähigkeit zu groß“, so Kaulvers. Da berät man nur – Kunden der Mutter NordLB.

Das ist vielleicht der einzige Nachteil geringer Größe – bestimmte Geschäfte nicht wuppen zu können. Sonst hat sie der kleinsten der Landesbanken nicht geschadet. Im Gegenteil: Auch im Geschäftsjahr 2010 hat man Gewinn gemacht. Der ist zwar um knapp 30 Prozent auf 47 Millionen Euro zurückgegangen. Aber Gewinn bleibt Gewinn. Und selbst die ähnlich solide Mutter NordLB – die in diesem Jahr 236 Millionen Plus meldet – hatte 2009 ordentlich Miese eingefahren, wegen der neu geordneten Risikovorsorge. Die Bremer hatten dieselben Auflagen – aber ihren Gewinn zum zweiten Mal in Folge verdoppelt. „Gerade die Kleinen sind in der Krise stabiler als die Großen“, so Chef-Banker Kaulvers. BENNO SCHIRRMEISTER