NSU-PROZESS : Kripo-Beamter schildert Fahndungspanne
MÜNCHEN | Im NSU-Prozess in München hat ein leitender Thüringer Kripo-Beamter am Donnerstag Behördenpannen geschildert, die die Flucht des mutmaßlichen Neonazi-Terrortrios Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos begünstigt haben könnten. Bei der Durchsuchung einer von Zschäpe gemieteten Garage in Jena habe seine Einsatzgruppe Materialien sichergestellt, die für drei zuvor gefundene Bomben verwendet wurden. Festnahmen seien aber nicht gelungen, obwohl zumindest Böhnhardt als Verdächtiger galt. Ein „Einsatzstaatsanwalt“ habe zwar wegen „Gefahr im Verzug“ zunächst die Festnahme angeordnet, ein anderer Staatsanwalt diese Entscheidung tags darauf aber zurückgenommen.
Es war der erste Prozesstag nach vier Wochen Sommerpause. Unter den Zuhörern war auch Grünen-Chef Cem Özdemir. Er kritisierte Grün-Rot in Baden-Württemberg: Es brauche auch dort einen NSU-Ausschuss. Der Prozess allein könne die Aufklärung nicht leisten. Das Land setzte im Juni nur eine Enquetekommission ein. In Heilbronn starb das zehnte NSU-Opfer: Polizistin Michèle Kiesewetter. (dpa, taz)