: „Wir nehmen nur die ökologischen Vorreiter“
Öko-Unternehmen schneiden an der Börse besser ab als andere, sagt Norbert Schnorbach vom Natur-Aktien-Index
NORBERT SCHNORBACH, 50, ist Sprecher des Natur-Aktien-Index. Er arbeitet bei der Hamburger Versicherungsgesellschaft Securvita, die den Index mit ins Leben gerufen hat.
taz: Herr Schnorbach, der Wert des Natur-Aktien-Index (NAI) ist in zehn Jahren um 400 Prozent gestiegen. Wieso?
Norbert Schnorbach: Mit der Gründung des Natur-Aktien-Index wollten wir belegen, dass ökologisch orientierte Unternehmen an der Börse besser abschneiden als konventionelle Firmen. Das hat sich bestätigt. Dazu beigetragen hat sicherlich der Aufschwung der Solar- und Windenergie.
Welchen Effekt hat die Klimawandel-Diskussion?
Die Klimaziele der Politik haben der Branche der erneuerbaren Energien nochmals Schub gegeben. Der NAI spiegelt aber unabhängig von einzelnen Schwankungen auf dem Markt wider, wie wichtig ökologische und soziale Kriterien sind.
Der NAI stellt hohe Bedingungen an die Aufnahme neuer Unternehmen. Aber werden diese auch überprüft?
Die NAI-Auswahl ist konsequenter und strenger als etwa die des Dow Jones Sustainability Index oder des FTSE4Good Index. Diese nehmen zum Beispiel auch den Energiekonzern RWE oder den Autobauer BMW auf. Beim NAI ist ein unabhängiger Expertenausschuss für die Auswahl verantwortlich.
Was macht der Expertenausschuss genau?
Er beauftragt ein Marktforschungsinstitut, die ökologischen und sozialen Standards der Kandidaten für den Index zu überprüfen. Dabei werden die Ausschlusskriterien Punkt für Punkt recherchiert. Diskriminierung von Frauen, Rüstungsproduktion oder Atomenergie haben im NAI keine Chance.
Sind mal Firmen schon wieder rausgeflogen?
Ja, wir haben den Biolebensmittelhändler Whole Foods wegen Behinderung der Gewerkschaften nachträglich ausgeschlossen. Getrennt haben wir uns auch vom Schuhproduzenten Timberland, der sozial verträgliche Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern nicht garantieren konnte.
Einige NAI-Mitglieder geben sich doch nur einen grünen Anstrich. Oder was zeichnet etwa das Verkehrsunternehmen East Japan Railway Company aus?
Grundsätzlich ist das nicht auszuschließen, aber wir prüfen konsequent. East Japan Railway wurde als umweltfreundliches Schienenverkehrsunternehmen aufgenommen. Es arbeitet mit besonders energiesparenden Techniken, sodass dort die Kohlendioxid-Bilanz deutlich besser ausfällt als bei anderen Bahn-Gesellschaften. Es sind die ökologischen und sozialen Vorreiter aus den verschiedenen Branchen, die für den NAI ausgewählt werden.
Wird der NAI von größeren Indizes belächelt?
400 Prozent plus in den vergangenen zehn Jahren wird wohl kaum jemand belächeln. Ökologie an der Börse lohnt.
INTERVIEW: MORITZ SCHRÖDER