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Archiv-Artikel

Licht und Schatten auf dem Jobmarkt

BESCHÄFTIGUNG Bald gibt es zu wenig Leute für zu viel zu tun – da hilft auch die Zuwanderung nichts

Von EST
„Schleswig-Holstein ist kein Hochlohnland“

Jürgen Goecke, Agentur für Arbeit

„Die Krise am Arbeitsmarkt ist vorbei“: Das war die gute Nachricht, die Jürgen Goecke, Chef der Regionaldirektion Nord der Agentur für Arbeit, gestern in Kiel zu verkünden hatte. So sind aktuell in Hamburg 75.800 und in Schleswig-Holstein 106.600 Menschen arbeitslos gemeldet. Hier wie dort sind die Zahlen damit gegenüber dem Vorjahr spürbar gesunken. Im Sommer könnte Schleswig-Holstein die Zahl von 100.000 Arbeitsuchenden unterschreiten, ähnlich gut sah es zuletzt Mitte der 90er Jahre aus.

Wenn also ab Mai die Grenzen für Arbeitskräfte aus den osteuropäischen EU-Ländern geöffnet werden, stoßen sie „in den Boom und in den sichtbaren demografischen Wandel“, so Goecke. Denn das war seine schlechte Nachricht: Der Markt kippt, bald gibt es zu viel Arbeit für zu wenig Menschen, und die Zuwanderung reiche in den Flächenländern nicht aus, die Löcher zu stopfen: „Die Leute werden sich danach orientieren, wo sie Geld verdienen“, sagte der Arbeitsamts-Direktor, „und Schleswig-Holstein ist kein Hochlohnland“.

Während einige Gewerkschaften mit Blick auf die neue Freizügigkeit vor einer Welle von Billigkräften warnen, rechnet die Bundesagentur mit niedrigen Zuwanderungszahlen: 100.000 bis 140.000 bundesweit pro Jahr. Nach Hamburg und Schleswig-Holstein kommen demnach in den nächsten vier Jahren jeweils 14.000 Arbeitspendler, also etwa 3.500 pro Jahr. Goecke zufolge handelt es sich dabei überwiegend um Fachleute: „Ausbildung hat mit Mobilität im Kopf zu tun, das führt zu äußerer Mobilität.“ Weil viele gute Leute bereits in andere Länder gegangen seien, so Goecke, „könnte man spekulieren: Wäre es vor zwei, drei Jahren besser gewesen, die Grenzen zu öffnen?“

Gerade in Schleswig-Holstein suchten vor allem die Niedriglohn-Branchen nach Personal: Tourismus, vor allem Gastronomie, Gesundheit, vor allem Pflege. Für Pflegekräfte in Privathaushalten ändert sich ab dem 1. Mai wenig: Sittenwidrig niedrige Löhne und Scheinselbstständigkeit bleiben illegal. EST