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Archiv-Artikel

KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Halligalli in nahezu jedem Winkel. Wer noch denkt, die Music Week schwenkt das Partypendel am weitesten, ist wahrlich naiv. Nur wenige Tage später begann bereits der inoffizielle Teil der Art Week, und die schlägt jedes Jahr von Neuem alte Rekorde. Für etwa zwei Wochen wird nicht gejammert, sondern geklotzt. Da kann im Sommerloch auch noch so sehr vom Galeriesterben gewinselt werden. SammlerInnen gab es in Berlin noch nie genug. Wie auch, bei der Menge an Präsentationsorten mit Verkaufsanspruch. Die erste Afterparty, zu der ich letzte Woche ging, fiel zum Glück nicht allein dadurch auf, dass das Bier um ca. 23 Uhr am Ende war, der rosa „Brut de Champagner“ aber noch zwei Stunden getrunken werden musste. Ein Segen, es blieb noch genug für den armen Martin Klosterfelde übrig, der letztes Jahr seine Galerie schließen „musste“ und in besagtem Jammerbrief zum Sommerloch als ein Opfer missbraucht wurde. Ein Opfer mit drei Hausangestellten, so sagt man, das mal Neues erleben wollte. Ich sag nur: „Solidarität mit Klosterfelde! – Und wer hält meine Bude sauber?“ Wenige Tage später betütscher ich mich hingebungsvoll beim Fußball mit Bier. Nach dieser Nacht ist 14 Tage Alkoholstopp angesagt … Art Week hin oder her, ich will überleben. Ein Vorsatz, den ich bereits bei deren Eröffnung verteidigen muss. Zu viele Menschen stürzten in die Akademie der Künste und schienen auf der Flucht vor der Realität zu sein. Bald werden sie allerdings festgestellt haben, dass „Schwindel der Wirklichkeit“ vor allem eines vermittelt: Realität. Man bekommt halt nicht immer das, was man will. An diesem Abend werden wohl die wenigsten von KünstlerInnen angestoßene partizipatorische Momente erlebt haben. Aber vieles, was ich in dreißig Minuten erspähen und probieren konnte, bevor mir die Nerven durchgingen und der Körper versagte, war beeindruckend. Also am besten ein paar Tage ins Land ziehen lassen (bis 14. 12, tgl. 11–19 Uhr, Hanseatenweg 10). Ansonsten warte ich auf den Moment, der unweigerlich kommt, dass ich Kunst zu hassen beginne. Sie verstehen mag und starrköpfig werde. Ich hoffe nur, dass es nicht in dem 5 Quadratmeter kleinen Die Raum passiert, wo Fahrstuhlmusik von Otavio Schipper präsentiert wird (bis 26. 9., Mo.–So., 0–24 Uhr, Oderberger Straße 56). Mehr Platz bietet dagegen das „Imperium“ von Luca Vitone im Neuen Berliner Kunstverein. Aber Achtung! Vitones Werke rufen das kollektive Gedächtnis auch über den Geruchssinn in Habtachtstellung, damit man ganz sicher ökonomische, politische, legislative und kulturelle Wege zur Macht aufstöbert (Eröffnung: 19. 9., 19 Uhr, Di.–So. 12–18 Uhr, Chausseestr. 128).