Unser aller Recht auf Spaß

KARNEVAL DER KULTUREN In Kreuzberg gab’s wieder Party – aber auch Klagen über Geldmangel

VON ALKE WIERTH

Pfingstsonntag, 12 Uhr Mittag, die Sonne strahlt – eigentlich alles wie immer beim Kreuzberger Karneval der Kulturen. Eigentlich. Denn vielleicht ist es das letzte Mal, dass die gelb-weiß gekleideten TänzerInnen der Gruppe Afoxé Loni und ihr Candomblé-Priester wie jedes Jahr am Anfang des Umzugs mit einem religiösen Ritual um Schutz und gutes Gelingen bitten. In einem offenen Brief beklagten sie, dass die Hauptakteure des Karnevals, „die migrantischen Einwohner Berlins“, die mit „zigtausenden ehrenamtlich geleisteten Stunden und ihrem eigenen spärlichen Geld das alles ermöglichen“, bis heute keinerlei finanzielle Unterstützung von der Stadt erhalten – obwohl sie „mit ihrem unbezahlten Engagement eine grandiose kostenlose Imagekampagne geführt und Berlins Ruf als tolerante, weltoffene und friedliche Weltmetropole maßgeblich mitgeprägt“ hätten.

Diesmal lockten 93 Gruppen etwa 750.000 BesucherInnen zum Karnevalsumzug. Durchschnittlich 7.000 Euro kostet dort der Auftritt: Kosten für den Wagen, Kostüme, Proberäume, auch Übernachtungs- und Reisekosten. Das Geld bringt jede Gruppe selbst auf. Die 270.000 Euro, mit denen der Senat den Karneval fördert, fließen vor allem in Sperrung und Reinigung der Strecken und Festplätze.

Beim mehrtägigen Straßenfest am Blücherplatz spielten auf vier Bühnen knapp 100 Bands. Die sieben Preise, die beim Umzug verliehen werden, erhielten in diesem Jahr die kolumbianische Gruppe Comparsa Chamanes, die das Recht auf Wasserversorgung thematisierte, die Ungarischen Schnurrbärte aus Berlin und die Kidz 44, Neuköllner SchülerInnen. Wagenpreise bekamen Tarantella-Basilicata, die auf dem Müll-Vulkan tanzten, sowie die Keller- und Mondkinder des Dorfes Sisyphos. Die Jugendpreise gingen an den „Freiwilligen-Dschungel“ und die wunderbaren HipHop-TänzerInnen der StreetUnivercity.

■ Einen längeren Essay zum Thema finden Sie auf www.taz.de/Berlin