schalker kult : Ein Leben lang
Auch andere haben Pech im Fußball. Leverkusen wurde viermal Zweiter und in Vizekusen umgetauft. Mainz schaffte es zweimal hintereinander, am letzten Spieltag den Bundesligaaufstieg zu vermasseln. So gesehen ist es nicht ungewöhnlich, dass Schalke nach 2001 wieder mal eine Meisterschaft verpasst hat. Auch sporthistorisch stehen die Knappen nicht allein: Frankfurt wartet seit 48 Jahren, die Hertha seit 76 Jahren auf eine erneute Meisterschaft. Doch gefühlt ist das Schalker Pech unvergleichlich – im Fernsehen wurde nach einem Gendefekt des „Nicht-Meister-werden-können“ geforscht. Keine schlechte Frage.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Tatsächlich ist Schalke ein Generationenprojekt, ein Ahnenkult. Schalker stehen auf den Schultern ihrer Vorfahren und singen dazu „Königsblau – ein Leben lang“. Wenn Schalkes Manager Andreas Müller die Anhänger seines Arbeitgebers nüchtern als „beste Fans der Welt“ bezeichnet, dann hat er damit Unrecht und Recht: Zwar sind seine Schalker mehr Traditionspfleger und Nachkommen als Fußballfans – aber das macht sie wirklich weltweit einmalig. Und einmalig anstrengend.
Wer am Samstag in den neun Minuten Tabellenführung in der Arena, als ein zischelndes Gerücht zum Orkangebrüll wurde, die Erleichterung in den Gesichtern sehen konnte, als ginge eine schlimme Zeit, ein Krieg?, zu Ende, weiß, wie schwer es ist, hier Fußball zu spielen. Hier Meister zu werden.
Natürlich muss Schalke mit dieser Bürde weiterleben. Und der Verein kann das, weil der Kult ihn ausmacht. Im Schalker Kreisel, dem Stadionmagazin, fanden sich zum Saisonfinale auch die Geschäftszahlen. Die hohen Verbindlichkeiten des Clubs wurden nicht schamhaft versteckt, sondern grafisch als steile Aufwärtskurve dargestellt – jetzt rund 130 Millionen Euro. Und weil auch die Gazprom-Kreml-Connection eingestiegen ist, ist überhaupt kein Ende absehbar für das Familienunternehmen mit den vielen offenen Rechnungen.