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Archiv-Artikel

Der Schattengipfel

Obwohl der neue Integrationsbeirat erst einmal tagte, sind seine prominenten Mitglieder zufrieden

Viel hat er noch nicht getan – und das kleine Bisschen soll auch niemand erfahren: Nur einmal tagte bislang der Integrationsbeirat des Landes Nordrhein-Westfalen. Um einen „breiten gesellschaftlichen Konsens in der Integrationspolitik herbeizuführen“, hatte NRW-Integrationsminister Armin Laschet das Beratungsgremium vor einem halben Jahr mit großem Spektakel ins Leben gerufen. Doch was die rund 20 Mitglieder dort beschäftigt, bleibt bislang geheim.

Man habe sich beim ersten Treffen noch beschnuppern müssen, verteidigt Tayfun Keltek, Vorsitzender der kommunalen Migrantenvertreter in NRW, die Diskretion. Substanzielles gebe es noch nicht zu berichten. Außerdem sei ein Beratungsgremium oft viel produktiver, wenn die Medien nicht einbezogen würden: „So muss sich niemand profilieren – anders als beim Integrationsgipfel der Bundeskanzlerin.“ Das nächste Treffen des Beirats findet im August statt – im Schatten von Angela Merkels zweitem Integrations-Event.

Zweimal im Jahr sollen die Sitzungen stattfinden. Kein Wunder, die Mitglieder sind viel gefragt und müssen weit anreisen: Wie etwa der Grüne EU-Abgeordnete Cem Özdemir oder die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth (CDU). Oder auch Wladimir Kaminer, prominenter russischstämmiger Autor und DJ aus Berlin. Kaminer hat das konstituierende Treffen im Dezember verpasst. Doch ihm gefällt das Konzept, dass sich dort Menschen mit dem Thema Integration beschäftigten, die es tatsächlich betrifft. Tatsächlich sind mehr als die Hälfte der Mitglieder MigrantenvertreterInnen. „Das ist eine Art Selbsthilfegruppe“, mutmaßt der Gründer der Russendisko im taz-Interview, das morgen erscheint.

Auch Klaus Bade, Migrationsforscher an der Uni Osnabrück, war beim ersten Treffen nicht dabei, freut sich aber über seine Berufung in den Beirat: Er könne sich vorstellen, auf der nächsten Sitzung über Armin Laschets 20-Punkte-Integrationsplan zu beraten. Der Plan, der unter anderem eine Einbürgerungskampagne, Sprachtests für Vierjährige und mehr Ganztagsschulen vorsieht, ist mittlerweile auch Vorlage für den Nationalen Integrationsplan. „Laschet ist ja eine Kultfigur für die Integration in Deutschland“, sagt Bade. Geht es nach ihm, soll der Beirat jedoch kein Geheimzirkel bleiben: „Ich verstehe den Beirat auch als Brücke nach außen, die Prominenten als Multiplikatoren der Ergebnisse.“ NATALIE WIESMANN