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Archiv-Artikel

„Sehnsucht Sisterhood“

LESUNG Die Rotenburger Autorin Claudia Koppert stellt bei Belladonna ihren neuen Roman vor

Von Kawe
Claudia Koppert

■ lebt in Bremen und ist als Autorin und Lektorin tätig.

taz: Frau Koppert, in Ihrem Roman geht es unter anderem um die schwierige Beziehung der Mutter Martha zu ihrer inzwischen halbwegs erwachsenen Tochter Rosa.

Claudia Koppert: Die Tochter wird bald 16, sie ist in einer Phase, in der sie sich ablöst von der Mutter. Die Mutter hat große Mühe, ihre Tochter zu verstehen, insbesondere weil die Tochter auf äußerst traditionelle Muster von Weiblichkeit zurückgreift.

Diese Erfahrung machen auch andere. Ist in der Erziehung im Sinne des Feminismus etwas schief gelaufen?

Es ist noch nicht absehbar. Auch heute rebellieren Jugendliche. Mag sein, dass der Tochter das selbständige und selbstbewusste Leben der Mutter nicht gepasst hat. Die ist Krankenpflegerin, hat zu tun, ihr Lebensschwerpunkt ist nicht die Gestaltung ihres Äußeren. Ich habe mit vielen gesprochen, die sagen: Da hat die Konsumgesellschaft pädagogisch übernommen.

Weiblichkeit heißt aber nicht nur, Äußerlichkeiten zu pflegen, da geht es um Inneres, um Selbstwertgefühle in der Gemeinschaft.

Ja, aber das kann man bei einer 15-Jährigen überhaupt noch nicht absehen. In der Schlussszene des Romans kann die Mutter einen Blick auf die Party-Gesellschaft ihrer Tochter werfen und versteht, dass diese Generation in einem anderen Koordinatensystem lebt.

Die Mutter stellt sich in Ihrem Roma selbst infrage – was bedeutet das?

Der Titel bezieht sich auf die alte Parole: „Sisterhood is powerfull“, also die Erfahrung, dass die gemeinsame Kritik an herrschenden Geschlechterverhältnissen große Kräfte freisetzen kann, und gleichzeitig die Enttäuschung, dass sich das so nicht hat durchsetzen lassen. Die geschlechtsständische Ordnung weiblich-männlich ist ja tief verankert. Vieles von dem, was sie sich damals vorgestellt hat, hat nicht geklappt. Diese Erfahrung haben viele Frauen gemacht.

Ihre Lesung ist offen für alle – wäre das nicht ein Thema, das Frauen gern untereinander diskutieren?

Es geht in dem Roman nicht nur um die Mutter-Tochter-Beziehung. Martha erzählt ihrer Tochter von ihren Erfahrungen in der Frauenbewegung und damit überhaupt von einem politischen Aufbruch. Die Lesung ist so öffentlich wie das Buch selbst. Interview: Kawe

19 Uhr, Belladonna, Sonnenstraße 8, Lesung moderiert von Inge Buck