Mehr Bücher für den Hühnerposten

Das Provisorium wird zur Dauerlösung: Mietvertrag für Zentralbibliothek wird um 15 Jahre verlängert. Kinder- und Jugendbibliothek sollen miteinziehen. Zusätzlich ist ein Lernzentrum mit Schwerpunkt „Sprachen“ geplant

Die Zentralbibliothek wird lange Zeit am Hühnerposten bleiben. Wie der Senat gestern mitteilte, ist der Vertrag für die Immobilie um 15 Jahre verlängert worden. Die Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) will zusätzliche Flächen in dem Gebäude mieten, die Räume verschönern und alle Spezialbibliotheken unter dem Dach der Zentralbibliothek zusammenführen.

Mit dem Beschluss, die Zentralbibliothek am jetzigen Standort auszubauen, reagierte der Senat auf das Scheitern seiner Pläne für den Domplatz. Dort hatte die Bibliothek das Kernstück und der Besuchermagnet eines Kulturzentrums mit Bürgerschaftsforum werden sollen. Das Konzept scheiterte, weil Form und Format des geplanten „gläsernen Diamanten“ stark kritisiert wurden. Jetzt soll die „Bibliothek des 21. Jahrhunderts“ am Hühnerposten entstehen.

Dieser Standort habe sich bewährt, sagte Kultursenatorin Karin von Welck (CDU), auch wenn er nicht maßgeschneidert sei wie der Bau auf dem Domplatz. „Der Kristall wäre toll geworden“, sagte auch HÖB-Direktorin Hella Schwemer-Martienßen. Notgedrungen arbeiteten sie und ihre Mitarbeiter die Pläne für den Hühnerposten um.

Die HÖB mieten zu den heutigen 10.500 Quadratmetern gut 700 hinzu. Eine auch für den Domplatz geplante Reorganisation der Verwaltung spare Platz, so dass für die eigentliche Bibliothek per Saldo 1.400 Quadratmeter mehr zur Verfügung stünden – Platz genug, um 2008 die Kinderbibliothek vom Grindel und 2012 die Jugendbibliothek von den Zeisehallen in die Zentrale umziehen zu lassen. Erstmals wären damit alle zentralen Bibliotheksangebote in einem Haus untergebracht.

Hinzu kommen soll „ein multimediales Lernzentrum mit Schwerpunkt Sprachen“. Der Bestand an Medien soll von 425.000 auf eine halbe Million wachsen. Es soll neue Lese- und Arbeitsbereiche geben, dazu Gruppenräume und alle sollen länger offen sein. Die zurzeit extrem günstige Miete von 7,50 Euro pro Quadratmeter wird sich allerdings auf 12,50 Euro erhöhen. „Sehr zufrieden“ gab sich von Welck dennoch: „Das wäre am Domplatz teurer geworden.“

Von ehemals 57 öffentlichen Bücherhallen sind in den vergangenen zehn Jahren 23 geschlossen worden. Trotzdem haben die HÖB nach eigenen Angaben 300.000 Nutzer hinzugewonnen. GERNOT KNÖDLER