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Archiv-Artikel

boubacar sanogo, jetzt bremer Neues Spiel, alte Vorurteile

Von bes

BOUBACAR SANOGO, Jahrgang 1982, spielte beim HSV den Sündenbock. In Bremen darf er wieder stürmen.  FOTO: DPA

Der Stürmer Boubacar Sanogo hat eine grausame Saison hinter sich. Kurz nachdem er, zehnfacher Torschütze beim Absteiger Kaiserslautern, zum HSV gekommen war, brach bei den Hamburgern die sportliche Krise aus. Weil es am Publikumsliebling und damaligen Trainer Thomas Doll nicht gelegen haben durfte, brauchten die Fans andere Sündenböcke: Timothée Atouba aus Kamerun war der eine. Sanogo, 1982 in Dimbokro, Elfenbeinküste, geboren, der andere. Zwei Schwarzafrikaner, aber das muss ein dummer Zufall gewesen sein, denn es gab, wie Vereins-Chef Bernd Hoffmann nicht müde wurde zu betonen, „kein Rassismus Problem im HSV-Stadion“.

Sanogo, schon mit 17 Jahren von zu Hause weg in die weite Fußballwelt gezogen, hatte trotzdem genug. Und dass es gleich zwei Interessenten für den athletischen, zweikampf- und kopfballstarken Angreifer gab, dürfte die Hamburger Kaufleute gefreut haben: Meister Stuttgart und Liga-Dritter Bremen lieferten sich ein fröhliches Wettbieten. Für rund 4,5 Millionen erlöst Werder ihn aus dem bis 2010 laufenden Vertrag – nur eine halbe Million mehr, als der HSV einst an die Pfälzer überwiesen hatte. In Hamburg zog die Boulevardpresse damals zur Begrüßung über den „Spar-Stürmer“ her.

Nur, wenn sich Sanogo erfolgreich in die Mannschaft einbauen lässt – sprich: Tore schießt – bekommt der HSV noch rund 1,5 Millionen Euro Nachschlag. Bild drechselte trotzdem die Schlagzeile „Für 6 Millionen Euro! Werder holt HSV-Flop Sanogo“, sprach von einem „Horror-Transfer“ und einer „Unsumme für einen HSV-Versager“.

Nicht nur, weil manche Spieler unter Anleitung des Bremer Trainers Thomas Schaaf besser reüssieren als anderswo – Parma-Versager Johan Micoud und Porto-Loser Diego und der Klassestürmer Ailton zum Beispiel – haben die Hamburger gute Chancen, am Ende die komplette Summe einzustreichen: Während Sanogo dort als einer von fünf Neuzugängen in eine Mannschaft kam, deren Leit-Figuren abgewandert waren, stößt der Ivorer in Bremen zu einem im Kern unveränderten Team – dem ein lustloser Stürmer abhanden gekommen ist. bes