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Archiv-Artikel

Senecio jacobæa L. Der Tod auf der Weide

Von BES

JAKOBS-GREISKRAUT, 79 n. Chr. von Plinius erwähnt, ist außen hübsch, enthält aber fiese Pyrrolizidinalkaloide.

Man will’s kaum glauben, aber statistisch war es zu trocken, dieses Jahr. Und im Vorjahr auch. Und der Winter war zu warm. Deshalb breitet sich das Jakobs-Greiskraut – gelehrt: senecio jacobæa L. – aus. „Diese Information“, sagt Peter Wachter, Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, „ist korrekt.“ Und: „Wir warnen unsere Landwirte davor.“ Vor allem die Pferde- und die Rinderzüchter.

Zwar blüht sie gerade schön, diese Astern-Art, quietschgelb und leuchtend. Und sie hat auch ihre komische Seite: Ihre Früchte fallen – daher: Greiskraut – durch schütteres, weißes Haar auf. Aber das ist eine grobe Verharmlosung. Denn Jakobs-Greiskraut ist der Tod auf der Weide.

Es ist nämlich, laut veterinär-toxikologischer Datenbank der Universität Zürich, sehr giftig. Schuld sind die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide, zumal das vertrackte Senecionin (C18H25NO5). Nein, das verdaut man nicht so leicht. Also entstehen Metaboliten, die mit der DNS reagieren, und zwar in der Leber, die ihren Geist aufgibt – Cirrhose. Die letale Dosis betrage bei Pferd, Kuh und Gatte mindestens 5 Prozent des Körpergewichts, informieren die Zürcher, die Krankheit dauere entweder eine Woche, oder bis zu ein halbes Jahr – je nachdem, ob das Tier einen ganzen Hain Jacobaea auf einmal vertilgt hat, oder täglich ein Blümchen zupft. „Eine Behandlung der Vergiftung“, lassen die Experten dann noch wissen, „ist aussichtslos.“ Ruhe sanft. Und Astern aufs Grab.

Eine Meldepflicht wie in England oder gar eine „Ausrottungspflicht“ wie in der Schweiz gibt es in Deutschland nicht, sagt Wachter. „Die Pflanze ausreißen, bevor sie aussamt“, das sei „die wirksamste Methode“. Vorbeugend empfiehlt er, die Weide ordentlich zu pflegen.

Die bösen Buben der Botanik sind, glaubt man den Nachrichtenagenturen, meist Zuwanderer. Das Jakobs-Greiskraut ist ein Gegenbeispiel: Es war nämlich immer schon da. Auch Plinius erwähnt senecio, das Greisenkraut, die Westfalen beschimpfen es von alters her als „Dreckrübe“, die Oldenburger als „stinken Hinnerk“. Nur die Lübecker, oh, diese Lübecker! Bei denen heißt das Todeskraut: „lustiger Heinrich“. BES