: Anti-Atom-Protest diesmal ohne Castor
Weil der nächste Atommüll erst 2008 nach Gorleben rollt, demonstrieren die Gegner an den geplanten Endlagern
GORLEBEN taz ■ Über tausend Atomkraftgegner haben am Wochenende an den Gorlebener Atomanlagen gegen die Atommüllmisere und für den sofortigen Ausstieg demonstriert. Unter dem Motto „Gorleben brennt … uns unter den Nägeln“ startete am Samstagmittag in der wendländischen Ortschaft Gedelitz ein bunter Demonstrationszug, bei dem auch 50 Landwirte mit Traktoren und Abordnungen der anderen drei Endlagerstandorte Morsleben, Asse und Schacht Konrad Flagge zeigten.
Ein großes Transparent mit der Aufschrift „Gorleben und Schacht Konrad – so ‚sicher‘ wie die absaufenden und einstürzenden Endlager Asse und Morsleben“ wies auf die bislang katastrophalen Resultate der Endlagerung von Atommüll in deutschen Bergwerken hin. Einer Kundgebung auf dem Areal zwischen Endlagerbergwerk und Zwischenlagergelände schloss sich schließlich eine Stromwechselparty an, bei der Gruppen aus dem Wendland, Oldenburg und Berlin Hiphop, Rock und Jazzrock präsentierten und die erst am Sonntagmorgen um fünf Uhr ein Ende fand.
Die Vorsitzende der BI Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudeck, zog auf der Kundgebung aus den Erfahrungen mit Atommüllendlagerung in Deutschland den Schluss: „Hört endlich auf, Atommüll zu produzieren, ihr könnt mit dem vorhandenen schon nicht umgehen!“ Die BI-Vorsitzende erinnerte an die für die Endlagerung denkbar ungeeignete Geologie des Gorlebener Salzstocks, über dem anstelle eines wasserundurchlässigen Deckgebirges eine Halde von eiszeitlichem Geröll liegt. „Wir brauchen keine weiteren Experimente, die die Kontamination der Umgebung und der Bevölkerung einplanen. Gorleben muss endgültig vom Tisch“, verlangte sie auch mit Blick auf die gescheiterten Atommüllendlager Morsleben und Asse II. Udo Dettmann vom Koordinationskreis Asse II sagte: „Die katastrophalen Erfahrungen aus Asse II und Morsleben müssen Konsequenzen für den weiteren Umgang mit der Atomenergie haben.“ Wer die Erfahrungen mit der Endlagerung – Morsleben wird derzeit notverfüllt und in das Salzbergwerk Asse dringt Wasser ein – ernst nehme, müsse die weitere Produktion von Atommüll sofort stoppen.
Atomkraftgegner der vier deutschen Endlagerstandorte wollen am 13. Oktober am geplanten Endlager Schacht Konrad in Salzgitter erneut demonstrieren. Die Demo in Gorleben war auch eine Art Ersatz für den Anti-Castor-Protest, der mangels eines Transportes in diesem Jahr entfällt. Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums ist der nächste Transport nach Gorleben erst im Herbst 2008 geplant. JÜRGEN VOGES