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Archiv-Artikel

verbrechen an kindern: die anderen über die freisprüche im „fall pascal“ und den verdacht gegen die eltern im fall der verschwundenen maddie

Die Märkische Allgemeine schreibt zu den Freisprüchen im „Fall Pascal“: Ein Urteil, an dem man verzweifeln kann und an dem offensichtlich auch der Richter verzweifelt ist. Da ist das Martyrium eines Fünfjährigen, dessen unerträgliche Einzelheiten nur deshalb bekannt sind, weil Leute sie beschrieben haben, denen man so detailliertes Erfinden intellektuell kaum zutraut. Es hat wohl auch den Richter umgetrieben, dass „im Zweifel für den Angeklagten“ in diesem Fall „im Zweifel für die Täter“ bedeuten könnte.

Die Rhein-Neckar-Zeitung meint: Im Zweifel für die Täter – so muss man das Urteil des Saarbrücker Landgerichts werten. Denn es ist wohl absolut sicher, dass sich unter den angeklagten acht Männern und vier Frauen die Vergewaltiger und Mörder des fünfjährigen Pascal befinden. Nur konnte die Tat nicht individuell einem oder mehreren Tätern zugeordnet werden. Wieso der Vorsitzende Richter die Angeklagten laufen ließ, bleibt sein Geheimnis. Der BGH jedenfalls dürfte dieses dürftige Urteil kassieren.

Zur Wende im „Fall Maddie“ meint die Londoner Sunday Times: Nachdem sie von Angang an viel zu langsam auf das Verschwinden von Madeleine reagierte, schien die portugiesische Polizei stets einen Schritt hintendran. Sie behauptet, zum Stand der Ermittlungen keine Angaben machen zu können, dabei scheint die portugiesische Presse bestens informiert zu sein. Wir müssen darauf hoffen, dass die Anschuldigungen der Polizei gegen die McCanns „irrsinnig“ sind – oder das Vertrauen vieler wird heftig erschüttert sein.

Der Daily Telegraph äußert Zweifel: Die ganze Nation empfand Mitgefühl für Kate und Gerry McCann, als sie um die Welt gereist sind in einem geborgten Privatjet, um die Aufmerksamkeit auf ihre verschwundene Tochter zu lenken, die wie ein Engel aussieht, was günstig ist für die Medien. Doch hat man wirklich niemals ein gewisses Unbehagen verspürt angesichts ihrer Omnipräsenz in den Zeitungen und im Fernsehen? Kein Aspekt ihrer Trauer blieb privat. War das, um Trost zu bekommen oder weil es PR-Berater empfohlen hatten?

Die Neue Osnabrücker Zeitung meint: Gerade das Unfassbare macht die Strategie der Polizei glaubwürdiger. Kein Ermittler der Welt würde einen solchen Verdacht leichtfertig formulieren, erst recht nicht in einem Fall, der den Papst, J. K. Rowling und Millionen in Europa bewegt. Das macht Madeleines Vater und Mutter noch lange nicht zu Tätern, gar zu Mördern. Aber seit gestern erscheint es doch wahrscheinlicher als je zuvor, dass sie zumindest etwas wissen, was sie der Polizei bislang verschwiegen haben.