: Ein Handbuch für Mitmischer
JUGEND Möglichkeiten zur politischen Teilhabe gibt es für junge Menschen zuhauf – es kennt sie nur kaum jemand. Eine neue Broschüre des Jugendrings informiert über Verbände und den rechtlichen Rahmen
JHA, GSV oder AStA – an Abkürzungen bestand beim Stelldichein der politisch aktiven Jugend am Donnerstag kein Mangel. Hinter den Kürzeln verbergen sich zahlreiche Möglichkeiten, am politischen Geschehen teilzuhaben. Doch öffentlich bekannt sind die wenigsten davon. Eine Broschüre, die der Jugendring an diesem Abend vorstellte, soll das nun ändern: „Macht. machen. – Einmisch-Orte für junge Menschen im Land Bremen“.
Ein nahe liegender Weg, politisch mitzumischen, sind die Jugend-Gruppen der Parteien und Gewerkschaften – allein schon wegen der Bekanntheit ihrer Mutterorganisationen. Andere betreffen die Lebenswelten junger Menschen aber noch unmittelbarer: die GesamtschülerInnenvertretung (GSV) etwa oder die Gremien der Studierendenvertretung.
Dass Jugendpolitik mehr als nur symbolisches Politikspielen ist, haben im vergangenen Sommer die Jugendbeiräte der Neustadt bewiesen: Mit ihrer fast fünfmonatigen Besetzung des Freizis Buntentor haben sie sich selbst auf die politische Agenda gekämpft – mit Erfolg. Aber so spannend die tatsächliche Arbeit solcher Gruppen auch ist – einen systematischen Überblick der Strukturen zu schreiben, ist dennoch erst mal eine ziemlich dröge Angelegenheit. Umso erstaunlicher ist, wie spannend sich die 50 Seiten von „Macht. machen.“ lesen.
Denn neben den Kontaktdaten der Gruppen finden sich in dem Heft informative Exkurse über Aktionsformen wie Demos oder Flashmobs – vor allem aber Passagen, die weiterführende Fragen aufwerfen statt Antworten vorzukauen. So lautet ein Infokasten im Kapitel über Parteien schlicht: „Nur 2 Prozent der Deutschen sind Mitglied einer Partei. Die Tendenz ist fallend.“
Mit Hinweisen auf Internetseiten und weiterführende Literatur ist die Broschüre damit eine Einladung zur eigenen Recherche zu politischen Themen – von den rechtlichen Grundlagen der Wahlen bis zur Arbeit des Jugendhilfeausschusses (JHA), der Jugendarbeit, Politik und Verwaltung vernetzt.
Die rund 80 BesucherInnen der Veranstaltung scheinen die Komplexität des politischen Geschehens dann auch eher als Herausforderung denn als Hürde zu begreifen. Eine Schülergruppe der Wilhelm-Focke-Oberschule plädierte auf der Bühne gar für ein Unterrichtsfach Bürokratie. JAN-PAUL KOOPMANN
„Macht. machen.“ ist für zwei Euro beim Jugendring in Bremen und Bremerhaven erhältlich