: Betrug im Netz
ANKLAGEVERLESUNG Acht mutmaßliche Betrüger sollen mit so genannten Abofallen etwa 70.000 Internet-Nutzer um Millionen gebracht haben
Der Prozess um einen groß angelegten Internet-Betrug mit so genannten Abofallen ist am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht mit der Verlesung der Anklage fortgesetzt worden.
Neben gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs, werden den sieben Männern und einer Frau Urkundenfälschung sowie Verstöße gegen das Marken- und Urheberrecht vorgeworfen.
Die 24 bis 36 Jahre alten Angeklagten werden beschuldigt, mutmaßlich 70.000 Internetnutzer zwischen 2007 und 2010 mit kopierten Internetseiten von seriösen Unternehmen, versteckten Kostenhinweisen, präparierten Webseiten und so genannten „Vertipperdomains“ um mehr als fünf Millionen Euro geprellt zu haben.
Als Kopf der mutmaßlichen Betrüger-Bande vermutet die Staatsanwaltschaft einen 28 Jahre alten Angeklagten, der in Untersuchungshaft sitzt. Mit seinem 31-jährigen Mitangeklagten soll er mit Scheinfirmen Downloadportale im Internet betrieben haben, auf denen kostenlose Programme wie „Adobe Reader“ zum Herunterladen angeboten wurde. Um seriös zu wirken, imitierten sie laut Anklage mit ihren Internetseiten den Auftritt der Hersteller – ohne Lizenz, dafür mit einem verstecktem Kostenhinweis. Registrierte sich nun ein Interessent auf der Seite, wurde ihm wenig später die Bestätigung über ein Jahresabo per E-Mail zugeschickt.
Weigerten sich die Nutzer, die rund 60 bis 100 Euro für ein Jahresabo zu bezahlen, soll der ebenfalls angeklagte Rechtsanwalt Mahnschreiben verschickt haben. Laut Anklage gründete er sogar ein Inkasso-Unternehmen, das unter dem Namen „Zahl doch einfach“ die ausstehenden Forderungen eintreiben sollte.
Den Antrag eines Verteidigers, der die Unterbrechung des Verfahrens forderte, lehnte das Gericht ab. Er vermutete eine Befangenheit bei der Kammer und legte sogar eine Liste der Facebook-Freunde einer Schöffin vor, die daraufhin untersucht werden sollte, ob einer von ihnen ein Mahnschreiben von einer der Firmen seines Mandanten erhalten habe. Der Prozess soll am kommenden Mittwoch fortgesetzt werden. Ein Urteil wird nicht vor Ende Januar 2012 erwartet. (taz/dpa)