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Archiv-Artikel

„Große Übereinstimmung“

GESPRÄCH Ein Pfarrer aus Kiew diskutiert mit Grünen-Politikerinnen über die Ukraine

Von KAWE
Ralf Haska

■ 48, ist Pfarrer aus Brandenburg und Pfarrer der deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde im Zentrum von Kiew.

taz: Herr Haska, aus der Entfernung ist man versucht, die Ukraine auf der Folie der Erfahrungen beim Zerfall Jugoslawiens zu vergleichen – kann es einen Frieden geben ohne Aufteilung des Landes?

Ralf Haska: Das Minsker Abkommen vom September 2014 sieht eine weitgehende Unabhängigkeit der umkämpften Gebiete im Osten der Ukraine vor, dem haben damals alle zugestimmt, auch die Terroristen. Das könnte eine gute Basis sein. Die Mehrheit der Ukrainer möchte, dass die Ukraine ein souveräner Staat bleibt.

In Bosnien sind auch Familien und Freundschaften zerbrochen – gibt es so etwas auch in der Ukraine?

Natürlich geht der Riss manchmal durch Familien, aber ich erlebe in Kiew die sehr starke Überzeugung, dass der Krieg von außen herein getragen wird in die Ukraine. Das mag im Donbaz anders sein. Aber in Kiew gibt es eine ganz große Übereinstimmung darüber, dass man für die Freiheit, die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität des Landes einsteht.

Sie sind Pfarrer einer kleinen deutschen lutherischen Gemeinde in Kiew – was kann so eine Gemeinde in dem großen Konflikt tun?

Wir stehen zusammen mit der ökumenischen Gemeinschaft der Ukrainer, der Kirchen und der Religionen. Es gibt da eine ganz starke Übereinstimmung, wir sind Mitglied im All-Ukrainischen Rat der Kirchen und Religionen. Unsere Kirche liegt im Zentrum von Kiew, wir konnten unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen für Freiwillige, die dort Medikamente lagern und verteilen, die für Krankenhäuser und Kinderheime sammeln. Sie müssen sich das so vorstellen, dass sich in der Ukraine viele Leute in freiwilligen Organisationen gegen die drohende humanitäre Katastrophe engagieren. Da sind wir dabei.

Ist die orthodoxe Kirche auch in der Gemeinschaft der Religionen, von der Sie sprachen?

Alle orthodoxen Kirchen. Die russisch-orthodoxe Kirche ist natürlich vorsichtig, aber auch das Moskauer Patriarchat hat neulich erklärt, dass es zu der territorialen Integrität der Ukraine steht. Das war sehr wichtig. INTERVIEW: KAWE

Gespräch mit Ralf Haska, Karoline Linnert + Marieluise Beck: 19 Uhr, Kapitelsaal des St.-Petri-Domes