Morgen : Am Stillen Punk
Die ganzen offenkundig zwangsspaßigen Namen für Gastwirtschaften können einem schon auf den Wecker fallen. Schön, dass sich hie und da der verkrampften Kreativität verweigert wird. Das nur für Eingeweihte und dialektkundige Menschen dechiffrierbare Highlight in Mitte war bislang „Die Baiz“: schweizerisch für Kneipe. Neueste Errungenschaft der Tendenz, Lokale auch so zu nennen und uns damit Orientierung und Halt zu geben, ist das, Tusch, „Lokal“. Dem Punk zu Ehren soll nur einen Gitarrenwurf vom Hackeschen Markt entfernt musiziert und gezecht werden. Gleich zum Eröffnungswochenende demonstriert die Crew dankenswerterweise, dass Punk sich nicht in Krach erschöpft, sondern eine Lebenseinstellung ist, die auch mit akustischer Gitarre oder gleich ganz ohne Instrument vermittelbar ist. Am Sonntag zeigen Spider, berlinbekannter Surfpoet, und Jonny Freedom, nicht weniger populärer, süffisanter Gitarrenschrammler, wie es geht. Spider glänzt mit Vorlesetexten, die aus eigentlich banalen Alltagsbeobachtungen brüllend komische Kritik an Lohnarbeitszwang und Konsumwahn destillieren, während der ähnlich gepolte Freedom das betreibt, was Joint Venture einst als „Extrem-Liedermaching“ bezeichneten.
Lokal, Eröffnungsfeier: 8./9. 12. ab 21 Uhr, Samstag: Moskito Spezial; Road Kill Zombies; Sonntag: Spider, Jonny Freedom, Ordinary Tom, Rosenthaler Str. 71