: Hertha überlistete die Füchse
■ Beim Spitzenspiel der Fußball-Oberliga konnte Tabellenzweiter Hertha03 den Reinickendorfer Füchsen die Tour vermasseln / Erst kurz vor Ende waren die Kicker zum schießen bereit
Kein Zweifel: Die Zehlendorfer Fußballspieler mußten sich etwas Geniales ausdenken. Denn durch eine Niederlage gegen die um drei Punkte besser plazierten Reinickendorfer Füchse wäre der Oberliga-Meisterschaftszug wohl erneut ohne die „kleine Hertha“ abgefahren. So blieb den Herthaner nicht viel mehr übrig, als gnaden- und pausenlos Druck auf die unbequemen Gäste auszuüben. Zumindest theoretisch, denn trotz Oberantreiber und Ex-Profi Gaedke vergab Podkowik aus unerfindlichen Gründen, obgleich er recht gut hätte treffen können. Doch schon der dreiste Schußversuch verärgerte die favorisierten Reinickendorfer Füchse: Sie konterten im folgenden gefällig und zeigten nettes Kurzpaßspiel unter raffinierter Ausnutzung der in heftigen Böen auftretenden Winde. In der neunten Minute besaßen sie folgerichtig die bislang größte Chance, die Afamaniego leichtfertig durch einen Lattenschuß vereitelte. Das schockte die Mannen dermaßen, daß bis zum Halbzeitpfiff die Hertha wieder Oberwasser bekam. Doch alle Bemühungen von Herbst, Podkowik und Gaedke endeten beim Füchse-Torhüter Voigt.
In der Pause hatten die Gäste offensichtlich beschlossen, die Faxen so nicht mehr mitzumachen und die Meisterschaft durch entschiedenes Auftreten in Tateinheit mit Toreschießen frühzeitig klar zu machen. Minutenlang besetzten sie den Kasten der sich heftig widersetzenden Hertha, ohne jedoch den Ball hineinzuschießen. Das gefiel den Zehlendorfern, allmählich konnten sie sich befreien und bestürmte zur Strafe ihrerseits das Tor der Nordberliner. Dann, in der 80. Minute, geschah das schon nicht mehr für möglich gehalten: Schmedding zieht Volley ab, Tor, 1:0 für Hertha. Um die ebenso tapferen wie genügsamen ZuschauerInnen, die sich schon vor Abpfiff zum Gehen entschieden, zu versöhnen und doch noch auf den Rängen zu halten, legte sich Gaedke eine Minute vor Schluß nochmals ins Zeug. Trotzdem bleibt es beim Endstand von 1:0, die Füchse sind sauer, die Meisterschaft bleibt offen.
Jürgen Schulz
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