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„Partnerschaft — ein Partner, der schafft“

■ Deutsch-deutsches Frauentreffen in Marburg/ Die „Alltagspolitik“ stand im Mittelpunkt/ Städtepartnerschaften für Austausch unter Frauen nutzen/ Den Anfang machen Erfurt und Mainz

Marburg (taz) — Wenigstens Kabarettistin Hilde Wackerhagen sagte auf der Veranstaltung „Vereinigung — Eine Chance für uns Frauen?“ die einfache Wahrheit über das Wesen der künftigen Deutschlandpolitik. „Vereinigung“ sei eine pure Geschlechterfrage. Was die griffige Bezeichnung für die Beziehungen zwischen Ost und West und zwischen Frauen und Männern verrate? Der Begriff „die Partnerschaft“ leite sich wie folgt ab: „Ein Partner, der schafft“.

Gemeinsam hatten die Frauen aus Ost und West zumindest den Spaß an solchen Wortspielereien, und schon allein deshalb lohnen sich solche Begegnungen. Diese fand in Marburg statt, initiiert von Regine Walch, der hessischen Frauenreferentin der Grünen.

Die provokativen Behauptungen der Familienforscherin Gisela Erler, an die Adresse der westdeutschen Frauen gerichtet, verhinderten von vorneherein die gutgemeinten Verständigungsversuche, die jetzt häufig zu hören sind: „Ihr seid ziemlich arm dran, aber uns geht es durch die Ver-Einigung auch nicht besser. Na ja, das mit Eurem Stalinismus ist wirklich übel.“ Ob es den hiesigen frauenpolitisch Aktiven paßte oder nicht, ihnen wurde eine „moralische Selbstaufbesserung“ und dazu noch Vorteile auf dem neuen deutschen Arbeitsmarkt prognostiziert.

Tatsächlich gelang diesmal das schöne Kunststück, Voraussetzungen des Begreifens zu schaffen durch unideologische Beschreibungen der Unterschiede im Alltag und in der „Alltagspolitik“. Den eigenen Wünschen nach mehr Macht, Geld und Einfluß zum Trotz ist es einsichtig, zum selbstbewußten Standard zu stehen und die Erfahrungen vieler Frauen in Selbsthilfeprojekten, in Vernetzungs- und Forschungsarbeit und im Parlament gerade jetzt nicht zu verleugnen. Statt Lähmung ist also Austausch mit den Frauen aus den neuen Bundesländern angesagt.

Die Erfurterin Kerstin Schön, erprobt am runden Tisch und im Frauenwiderstand schon vor der Wende, gestand die Lähmung ihrer Kreativität ein. Denn der lange Weg der psychischen Verarbeitung des Scheiterns neuer Wege sei noch längst nicht zurückgelegt: „Ich benötigte das Feindbild BRD, um in der DDR bleiben zu können. Und ich weigere mich noch heute, eilfertig ein guter Wessi zu werden.“ Als Ärztin bekommt die Erfurterin zum Beispiel den brutalen Zusammenbruch der „Reha-Schiene“ mit, der das Aus in der Erwerbsarbeit für psychisch Kranke bedeute oder die Ablehnung von Krediten an ältere KollegInnen für die erforderliche Praxisniederlassung. Aber dennoch hatte Kerstin Schön den pfiffigen Einfall zu einer Ideenkonferenz für Frauen auf der Ebene bestehender Städtepartnerschaften. Der Anfang wird nun mit Erfurt-Mainz gemacht. Gisela Wülffing

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