■ Soundcheck: John Scofield Quartett
Gesehen & gehört: John Scofield Quartett. Die verschmitzte Freude, mit der Gitarrero Scofield und Saxophonist Joe Lovano ihre musikalische Liebesheirat zelebrieren, wirkt manchmal schon fast schrullig. Auch am Montag, als sie in der Fabrik vorwiegend das Repertoire des letzten Albums What We Do zum Klingen brachten, butterten sie einander mit breitem Grinsen und schiefen Grimassen die Einsätze zu. Im Einverleiben von so ziemlich allem, was dem Jazz seit Bebop-Zeiten widerfuhr, haben die beiden inzwischen ein Maß an Ebenbürtigkeit erreicht, das nur noch mit vollem Risiko aufs Spiel gesetzt werden kann. Also passierte, einmal mehr, genau das. Und die Beinarbeit? Wie festgeschraubt am Bühnenboden der Fabrik gingen die Solisten, verläßlich sekundiert von den Trauzeugen Dennis Irwin und Bill Stewart an Bass und Schlagzeug, der Bändigung ihrer verwegenen Ideen nach. Sympathisch beiläufig und sehr geschmeidig Scofields Beweisführung, daß er so und so viele Sachen einfach besser packt als die ganzen anderen guten Gitarristen. Die allerkühnsten Licks aber und diese wunderbar unsittlichen zweistimmigen Anträge, die beherrscht nur er. Mit dem rockig rollenden Schlachtroß „Chariots“ hätte es dann gut und gern in die zweite Runde gehen können. Aber es kam leider nur noch eine mittelschwere Zugabe obendrauf, und schon waren die freundlichen Hochzeiter verschwunden.
Text: Andreas Schäfler
Zeichnung:Martin Tom Dieck
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