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Videoturnen

■ Laut „Callanetics“ hat Fernsehfrühgymnastik ausgedient Turnübungen nun per Video

Die Fitneßwelt hat ein neues selbsternanntes Leitbild: Callan Pinckney. Über Dekaden hinweg hatten sich viele von Haltungschäden zermarterte Menschen im Zuge des sich immer weiter aufblähenden Körperkultes nach einem neuen Trainingsprogramm gesehnt. Während die einen es mit der im Fernsehen übertragenen Ski-Gymnastik des Christian Neureuther versuchten, kauften sich andere ganze Batterien von Videokassetten mit Jane Fondas damals noch hochmodischen Aerobicübungen. Aber keiner vermochte seinen Körper über längere Zeit konsequent zu ertüchtigen. Meist waren die Übungen zu schwer und das Fleisch zu schwach.

Die Namen obengenannter Gymnastiker verblichen, der inzwischen 53jährige Stern am Fitneß-Firmament leuchtet jedoch zunehmend stärker: Die geschäftstüchtige Callan Pinckney baut seit geraumer Zeit eine immer größere Gefolgschaft auf, die sich zu ihren Video-Lehrkassetten (CIC-Video) Verspannungen und die verhaßte Cellulite wegturnen will. „Callanetics“ nennt sich dieses völlig neue Turn-Dogma, unbescheiden in Anlehnung an den Vornamen seiner Schöpferin, die diese Übungen einst aus reinem Eigennutz entwickelte, war sie damals noch ein rückengeschädigtes Opfer des Rucksacktourismus.

Eine wichtige Eigenschaft der „Callanetics“ ist, daß sie weniger bewegungsintensiv sind, als die meisten vorher propagierten Methoden und laut Prospekt endlich „mal was für die Gesundheit“ tun sollen. Ziel sei es, eine „Meditation in Bewegung“ zu erreichen, wie Pinckney selbst über dieses Programm sagt, in dem weder große Sprünge, noch sonstige ruckartige Bewegungen zu erwarten sind. Dafür jedoch konzentriere man sich vornehmlich darauf, intensiv „Muskelgruppe für Muskelgruppe“ einzeln zu bearbeiten.

Menschen, die bereits Erfahrungen mit besagten Übungen sammeln konnten, sprechen wie erleuchtet von den Erfolgen, die sie mal schwerer mal leichter erturnt haben. „Für mich gibt es nur noch Callanetics“, sagen manche, als wären sie neue Menschen geworden. Jan-Christoph Wolter

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