: Gen–Forschung für Bio–Waffen?
■ Grün–Alternative: „Beweise“ für Aufträge des Verteidigungsministeriums an die Tierärztliche Hochschule Hannover / Institut für Virologie bestreitet die „leichtfertigen Unterstellungen“
Aus Hannover Axel Kintzinger
Wird an der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover an biologischen Waffen geforscht? Für das „Forum Gentechnik“ und die Grün–Alternative Bürgerliste (GABL) ist der Fall klar. Was sie schon seit längerem vermuteten, meinen sie jetzt belegen zu können. Grundlage der Behauptungen sind Dokumente, die den Genforschungs–Kritikern zugespielt worden sind: Das Protokoll einer nichtöffentlichen Anhörung der Bundestags–Enquete–Kommission „Risiken und Chancen der Gentechnologie“ zum Thema „Mögliche militärische Nutzung der Gentechnologie“ sowie die Kopie eines Ergänzungsantrages, indem weitere Mittel für die Entwicklung monoklonaler Antikörper (damit lassen sich Lungenpest, Milzbranderreger und andere potentielle Biowaffen nachweisen) gefordert werden. Der Arbeitsplan für dieses Vorhaben sei, so der GABL–Experte und Molekularbiologe Dr. Manuel Kiper, „in enger Zusammenarbeit mit der Wehrwissenschaftlichen Dienststelle der Bundeswehr in Munster entwickelt“ worden. Von dort sollen auch die Pest– und Milzbranderreger bezogen werden. Kipers harter Vorwurf gegen das Institut für Virologie an der TiHo: Dort „werden systematisch die modernen Biotechnologien für militärische Zwecke genutzt“. Einer der angeblich daran beteiligten Wissenschaftler, Prof. Kaaden, bestätigte bereits im März seinem ehemaligen Doktoranden Kiper in einem privaten Gespräch, schon seit drei Jahren an monoklonalen Antikörpern zu forschen. Auch die Bundesregierung räumte auf Anfrage der Grünen ein, daß das Verteidungsministerium als Auftraggeber in der Genforschung engagiert sei. Bei der geheimen Anhörung der Enquete–Kommission äußerte sich der BMV–Vertreter Dr. Sailer ähnlich konkret: „Wenn wir einen Arbovirus–Impfstoff entwickeln, dann doch nur deshalb, weil die anderen Bundesressorts daran kein Interesse haben.“ Und weiter: „Für uns ist es ein Verteidigungsauftrag, unsere Soldaten zu schützen“. In Hannover ist über die Vor würfe der Genforschungskritiker nun ein Streit entbrannt, der eventuell die Justiz beschäftigen wird. Das Institut für Virologie bestreitet die „leichtfertigen Unterstellungen“. Zwar räumt Institutsleiter Prof. Ließ ein, mit Antikörpern zu arbeiten. Dies seien jedoch ausschließlich zivile Forschungsarbeiten. Auch der vorliegende Ergänzungsantrag, bei dessen Faksimile eine Unterschrift fehlt, sei nicht von ihnen verfaßt worden. Das Insitut läßt momentan prüfen, rechtlich gegen Kiper vorzugehen. In dem möglichen Verfahren käme alles auf die Aussage des Bundesverteidigungsministeriums an. Von dort waren zum Genforschungsprojekt bislang noch keine Dementis zu hören. (Siehe auch Bericht auf Seite 4)
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