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USA spielen pazifische Karte aus

■ Abkommen zwischen Washington und Tokio über währungspolitische Zusammenarbeit und wirtschaftliche Ankurbelung in Japan für mehr Importe aus den USA / Warnung an BRD und EG?

Von Ulli Kulke

Dreierkisten sind auf tönernen Füßen gelagert - diese Weisheit aus dem gesellschaftlichen Mikrokosmos hat bisweilen Gültigkeit auch auf der wirtschaftspolitischen Welt–Ebene. Die US–Regierung hat in ihrer Kiste mit der Bundesrepublik und Japan (dem Klub der drei mächtigsten Wirtschaftsnationen) jetzt die „pazifische Karte“ ausgespielt, sich mit Japan verbündet, während die BRD, und mit ihr die EG, vorerst draußen vor bleibt. Damit haben die USA jetzt ihre Drohung wahrgemacht, die sie zu Zeiten des Erdgas– Röhrenboykotts aufgestellt hatten, als die EG–Staaten sich den Querschüssen aus Washington gegen ihre Außenhandelssäule, die Ost–West–Beziehungen, zur Wehr setzten. Der Atlantik perdu, Pazifik ist Trumpf? Das Handelsblatt beschwört nun gar eine „G–2“ herauf, die neben der G–5 (Gruppe der fünf Kernländer der Industriewelt) und der „G–7“ bzw. „G–10“ (erweiterte Industriestaaten) den Kern der Kernländer abgeben könnten: Nippon und das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Vertragswerk, das dem bundesdeutschen Wirtschaftsblatt den Schrecken einjagt: Die USA und Japan haben jetzt eine Vereinbarung getroffen, die überdeutlich auch an die Adresse Bonns und Brüssels gerichtet ist: Stabilität des Wechselkurses Dollar/Yen einerseits und im Gegenzug die japanische Wirtschaftsankurbelung, die die US–Exporte über den Pazifik fördern sollen. Nach Washingtoner Wunschdenken sollte die Bundesrepublik die eigentliche Welt–Konjunkturlokomotive abgeben, die USA forderten von der Bundesbank Zinssenkungen, um den darniederlie genden US–Export zu stimulieren. Aber die wollte nicht, sie fährt aus übergroßer Inflationsangst nach wie vor den Austerity–Kurs des knappen Geldes. Am vergangenen Freitag haben nun die Finanzminister Baker und Miyazawa in einer gemeinsamen Erklärung kundgetan, der Dollar sei jetzt gegenüber dem japanischen Yen genug abgefallen. Beide verpflichteten sich, durch Interventionen auf dem Devisenmarkt das Verhältnis bei ca. 1 : 155 zu halten. Obwohl dies bereits beide Länder in die Pflicht nimmt, erreichte Washington zusätzlich eine erneute Zinssenkung der japanischen Notenbank - die vierte in diesem Jahr - und detaillierte Erklärungen über eine Steuerentlastung in Japan. All das soll die Importe aus den USA fördern. Dem Vernehmen nach hat die US– Regierung gar Einzelheiten der japanischen Zusage zur Steuerreform diktiert. Das Vertragswerk ist indes mehr als eine Warnung in Richtung Europa, weltwirtschaftlich abgehalftert zu werden. Es deutet an, wie sehr beide Nationen im Welthandelskonzert mit dem Rücken zur Wand stehen. Für die Reagan–Regierung war das japanische Zugeständnis eine letzte Chance, vor den Kongreßwahlen am vergangenen Dienstag weltwirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu demonstrieren - angesichts des katastrophalen Außenhandelsdefizits (taz v. Mittwoch). Andererseits täuscht sich die japanische Regierung auch nicht darüber hinweg, daß das Land trotz Rekordaußenhandelsplus (allein im September knapp zehn Milliarden Dollar!) vor Exporteinbrüchen steht: Der immer billigere Dollar macht ihre Waren - insbesondere Autos - auf dem bedeutsamen Absatzmarkt Amerika immer teurer, und der zunehmende Protektionismus vor allem in den USA wirkt in dieselbe Richtung. Ein kürzlich aufgelegtes Konjunkturprogramm, die Serie von Zinssenkungen und das Steuerentlastungsprogramm - alles eine recht deutliche Abkehr von der weltweit bis vor kurzem gültigen Politik des knappen Geldes - ist dabei „Good–Will“ an die Adresse der USA und soll gleichzeitig ganz offenbar die innerjapanische Nachfrage stärken. Kein Zweifel, die USA verlangen von der Welt, den Rubel wieder rollen zu lassen.

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