Paris: Studentenrat beschloß Auflösung

■ Mandat der Delegierten im Nationalen Koordinationsrat nach Kapitulation Chiracs erfüllt / Wachsamkeitskomitees an den Unis gegründet

Aus Paris Th. Schmid

Die französischen Studenten haben das Ende ihrer Bewegung beschlossen. Die „Nationale Koordination“ der Studenten, die in der Pariser Universität Jussieu bis in den frühen Freitag morgen hinein debattierte, hatte auf ihrer Tagesordnung nur einen einzigen Punkt: ihre eigene Auflösung. Sie wurde von einer überwältigenden Mehrheit der fast 300 Delegierten, die aus dem ganzen Land angereist waren, schließlich gutgeheißen. Zwei unterschiedliche Motivationen summierten sich zu diesem überraschenden Mehrheitsvotum. Viele Delegierte sahen ihr Mandat erfüllt. Sie waren von ihrer studentischen Basis gewählt worden, um den Generalstreik für die Rücknahme der beabsichtigten Hochschulreform zu leiten. Nach Chiracs Kapitulation und dem Abbruch des Generalstreiks war also das Mandat hinfällig. Auf der anderen Seite waren auch zahlreiche Delegierte aktive Mitglieder des stärksten französischen Studentenverbands, der UNEF–ID, die der Sozialistischen Partei Mitterrands nahesteht. Viele von ihnen, so darf angenommen werden, hatten wenig Interesse an der Aufrechterhaltung einer parallelen Struktur zur UNEF–ID in „Friedenszeiten“. Um dennoch rechtzeitig mobil zu sein, wenn Chirac zum nächsten Anlauf ansetzt, wurde beschlossen, an allen Universitäten „Wachsamkeitskomitees“ zu gründen. Ebenfalls sollen im ganzen Land Hochschulgremien gegründet werden, die die universitätspolitischen Positionen der zu Ende gegangenen Bewegung aufrechterhalten und in eventuellen Verhandlungen mit dem Erziehungsministerium vertreten sollen. Interview mit dem StudentenDaniel Cawieu auf Seite 7 Zur Randale an Roms Unis Seite 2