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Strommast zu Boden gezogen

■ Zwei Stunden Stromausfall / Fotograf vorübergehend festgenommen / Angeblich der Tat verdächtigt / Hausdurchsuchung mit gezogener Waffe / Festgenommener will Strafantrag stellen

Frankfurt (taz) - Erstmals ist in der Bundesrepublik ein Strommast nicht umgesägt, sondern mit dem Stahlseil zu Fall gebracht worden. Er fiel in Rödermark (Kreis Offenbach) am Sonntag morgen gegen 3.00 Uhr. In den umliegenden Kreisen Darmstadt– Dieburg und Offenbach fiel für rund zwei Stunden der Strom aus; ein Teil des Rödermarker Umspannwerkes soll außer Betrieb gewesen sein. Als Sonntag vormittag der frei arbeitende Pressefotograf Klaus Wenzel am Tatort auftaucht, um Fotos zu machen, gerät er unter Verdacht, an der Strommast–Fällung beteiligt gewesen zu sein: Ein Beamter des Spurensicherungszuges glaubt zu erkennen, daß Wenzels Schuhe, sogenannte „Springerstiefel“, den vorgefundenen Spuren entsprächen. Auf dem Offenbacher Polizeipräsidium, in das Wenzel gebracht wird, wird vorsorglich eine Durchsuchung der Frankfurter Wohnung des Fotografen angeordnet. Ein Durchsuchungsbefehl wird allerdings erst am späten Nachmittag von der Bundesan waltschaft in Karlsruhe nachgereicht. Augenzeugen der Hausdurchsuchung haben angegeben, ein Kriminalhauptmeister der Abteilung K–42 habe mit gezogener Pi stole der Mitbewohnerin Wenzels den Telefonhörer aus der Hand geschlagen, als sie versuchte, einen Anwalt über die Festnahme des Fotografen zu informieren. Bis Wenzel wurde schließlich am Sonntag nachmittag freigelassen. Er will jetzt Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung im Amt sowie wegen Behinderung seiner beruflichen Tätigkeit erstatten. Michael Blüm K O M M E N T A R E

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