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Zählstellen als Trutzburgen

■ Unter starken Sicherheitsvorkehrungen bereiten sich die Städte des Ruhrgebiets auf die Volkszählung vor: Stahltüren, private Wachleute und Schäferhunde schützen das Datenmaterial / Man fühlt sich „relativ sicher“

Aus Bochum Petra Bornhöft

Starke Sicherheitsvorkehrungen treffen die Städte im Ruhrgebiet für die Volkszählung am 25. Mai. Längst verwandelten sich graue Amtsstuben in kleine Festungen. Neue Maßnahmen stehen in den wenigsten Fällen im Zusammenhang mit den Anschlägen auf die Rathäuser in Leverkusen und Oberhausen. Das ergab eine Umfrage der taz bei verschiedenen Revier–Kommunen. Nur in Oberhausen, wo die Po lizei am Dienstag einen Sprengsatz beim Amt für Statistik und Wahlen entschärfte, beraten Polizei und Verwaltung „ganz vertraulich“, wie die in einem entfernten Stadtteil etablierte Erhebungsstelle in Zukunft zu schützen sei. Dort, wo die Büros in der fünften Etage des Hauptverwaltungsgebäudes liegen, wie in Gelsenkirchen, „fühlt man sich relativ sicher“. Eigens hochgezogene Mauern und neue Gitter schotten Mitarbeiter und Datenberge vor Fremden ab. Dennoch sei man be müht, „das System noch wasserdichter zu machen“. Über Einzelheiten mochte der Zählungsleiter, der die taz–Anfrage für ein „befremdliches Anliegen“ hält, keine Auskunft geben. Auch die Duisburger scheuen sich vor „Hinweisen an potentielle Täter“. Man habe die gesetzlichen Vorschriften zur „Abschottung und Absicherung des Gebäudes“ genauestens befolgt. Besucher müssen sich beim Pförtner anmelden und werden dann von Angestellten begleitet. Die Arbeiten für die Volkszählung seien „optimal gesichert“, daher sähe die Verwaltung keinen Grund zu weitergehenden Überlegungen. Die haben Dortmunds Oberzähler längst abgeschlossen. In den Souterrain–Räumen der Erhebungsstelle macht sich nach Auskunft des Bürovorstehers „jeder verdächtig, der hier mit einer Plastiktüte reinkommt“. Beschäftigte wurden angewiesen, „in Büros und Fluren auf Personen und Gegenstände zu achten, die hier nicht hergehören“. Rund um die Uhr patroullieren private Wachleute mit Schäferhunden in der Umgebung des Gebäudes. Zusätzlich observieren vermehrt Polizeistreifen das Gelände. Ergänzend dazu hat Essen den „Objektschutz“ verstärken lassen. Dort versperren dicke Stahltüren den Zutritt zur Erhebungsstelle im zehnten Stockwerk eines Hochhauses. Bedienstete gelangen nur mittels eines Codewortes an ihren Arbeitsplatz. Auch hier hat der Erhebungsstellenleiter das Personal angewiesen, „auf dem Weg zur Toilette die Augen aufzuhalten“. Mit ziemlicher Gelassenheit reagiert Herr S. auf militante Aktionen der Volkszählungsgegner: „Die sind doch böse auf die Sache und nicht auf uns“.

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