: Der Fahnenflucht ein Denkmal
■ Bremer Bürgerschaft streitet um Deserteur–Denkmal
Von Dietmar Bartz
Bremen (taz) - Das Bremer Denkmal für den Unbekannten Deserteur bleibt stehen, entschied die SPD–Fraktion in der gestrigen Sitzung der Bremischen Bürgerschaft (Landtag). Die CDU hatte beantragt, daß der Senat dafür sorgen solle, die Büste aus dem Foyer des Gustav–Heinemann–Bürgerhauses in Bremen–Vegesack zu entfernen. Um das Denkmal hatte es monatelange scharfe Auseinandersetzungen in der Hansestadt gegeben. Auf dem Kopf des „Unbekannten Deserteurs“ sitze ein Nato–Helm mit Tarnnetz; sie fordere deshalb zur Fahnenflucht aus der Bundeswehr auf, meint die CDU–Fraktion. Ihr Vorsitzender Bernd Neumann meinte, es sei „schamlos, unerhört und skandalös“, Deserteure aus der Wehrmacht mit solchen aus der Bundeswehr gleichzusetzen, und zitierte den SPD–Bürgermeister Wedemeier. Der hatte sich auf einem SPD–Forum über Rüstungskonversion bei den Genossen beklagt, daß er im Verteidigungsministerium erst über den Deserteur reden müsse, bevor er über Rüstungsaufträge verhandeln könne. Wedemeier wies jedoch die Kritik, seine Partei habe ein gespaltenes Verhältnis zu Bundeswehr und Nato, zurück. „Eine Desertion aus der Bundeswehr ist eine strafbare Handlung. Wer den Wehrdienst nicht will, kann ihn verweigern.“ Die Büste, von der Gruppe „Reservisten verweigern sich“ im letzten Oktober aufgestellt und mit einem Zuschuß von 800 Mark aus dem Hause des Senators für Bildung, Wissenschaft und Kunst gefördert, hat damit genau den Wirbel veranstaltet, den die Initiatoren auch beabsichtigt hatten: einen „Stein des Anstosses“ gegen das Tabu–Thema Desertion aufzustellen. Zuvor hatte sich auch die Bundeswehr in die Diskussion eingeschaltet: der örtliche Brigadegeneral Richter kündigte an, er könne das Bürgerhaus so lange nicht betreten, wie das Denkmal dort aufgestellt sei. Der Kreisvorsitzende der Jungen Union in Bremen–Nord formuliert sogar: „Die wegen einer solchen schweren Pflichtverletzung verurteilten Soldaten waren in den vergangenen Kriegen oft schuld am Tod ihrer Kameraden.“
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