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Trauma Wiedervereinigung

■ BILD spürt Gerüchten nach

So unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, daß Gorbatschow das Risiko seiner Abrüstungs– und Öffnungspolitik ausgerechnet noch durch die Verunsicherung der DDR und anderer Ostblockländer verschärfen würde, müssen die Gerüchte über eine drohende Gorbatschow–Offerte in Sachen Wiedervereinigung ernst genommen werden. Die Abrüstungsdiskussion hat die Bonner Politik zur Kenntlichkeit entstellt. Plötzlich ist die Regierung zu einem Haufen weltpolitisch isolierter kalter bzw. erkälteter Krieger geworden. Die Sympathien für Gorbatschow in der Bevölkerung sind schon zum Problem für Wahlkampfmanager geworden. Es läge also auf der Hand, jedes politischen Thema zu nutzen, das die klaren abrüstungspolitischen Alternativen verwirren könnte. Nichts scheint dies wirksamer als das Wiedervereinigungsthema leisten zu können. Einerseits ist der Schock des Stalin–Vorschlags aus dem Jahre 1952 immer noch unverdaut; andererseits ist die CDU/CSU trotz aller revanchistischen Ausfälle konzeptionslos im Entspannungsfahrwasser mitgeschwommen. Ein solches Gorbatschow–Angebot würde soviel Hektik auslösen wie ein Wiesel im Hühnerhof. Ist also die Verknüpfung von Abrüstungspolitik und Deutschlandpolitik unseriös und revanchistisch? Thematisiert sie nicht vielmehr ein ganzes Terrain von Tabus und politischer Gedankenflucht? Die gutnachbarlichen Rituale der Entspannungspolitik laufen leer. Auch die sogenannte zweite Phase der Entspannung, die die SPD fordert, ist nichts als ein leerer Komperativ der ersten Phase. Gleichzeitig sind die realen Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen BRD und DDR inzwischen intensiver, als es die offizielle politische Terminologie wahrhaben will. Ein weites Feld für politische Querdenker also. Klaus Hartung

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