: Schwere Randale auf der Autobahn
■ Massenkarambolage auf der A 3 mit 69 Fahrzeugen fordert 33 Verletzte / Unfallursache zu hohe Geschwindigkeit / Bundesregierung lehnt jedes Tempolimit ab / EG–Vorschläge bei Warnke ohne Chance
Von Manfred Kriener
Berlin/Düsseldorf (taz) - Nur wenige Stunden nachdem die Bundesregierung am Freitag im Bundestag erneut ein Tempolimit abgelehnt hatte, kam es auf der Autobahn A 3 Frankfurt–Köln zu einer schweren Massenkarambolage, 69 Fahrzeuge rasten ineinander, 33 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zwischen den Anschlußstellen Siebengebirge und Siegburg–Honnef hatte ein „plötzlicher wolkenbruchartiger Niederschlag“ die Autobahn unter Wasser gesetzt. Die mit hohen Geschwindigkeiten auf dieser dreispurig ausgebauten Strecke fahrenden Autos konnten nicht mehr abbremsen und prallten am Ende einer langen Linkskurve auf die jeweils zuvor verunglückten Fahrzeuge. Als Unfallursache nannte die Autobahnpolizei Siegburg die zu hohe, nicht angepaßte Geschwindigkeit. Auf der betreffenden Autobahnstrecke gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Bei dem Unfall entstand ein Schaden von „weit mehr als einer Million Mark“. Der SPD–Bundestagsabgeordnete Harald Schäfer hat Umweltminister Töpfer (CDU) am Sonntag vorgeworfen, „beim Tempolimit zu kneifen“. Der Geschwindigkeitsrausch auf den Straßen fordere seine Opfer. 9.000 Menschen seien 1986 im Straßenverkehr ums Leben gekommen, das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesverkehrsminister Warnke hat demgegenüber deutlich gemacht, daß er nicht nur ein nationales Tempolimit ablehnt, sondern auch die von der EG– Kommission vergangene Woche einheitlich vorgeschlagenen 130 km/h auf Autobahnen in allen EG– Ländern verweigern werde. Der EG–Vorschlag sieht Tempo 90 auf Landstraßen und Tempo 50 innerhalb von Ortschaften vor. Neben der BRD (einziges europäisches Land ohne Tempolimit) sträubt sich auch Großbritannien gegen eine EG–einheitliche Regelung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen