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Nicaragua: Zum Geburtstag ein Porträt von Kohl

■ Die Christlich–Soziale Partei (PSC), stärkste Kraft der Rechtsopposition, feierte ihren 30. Geburtstag mit einer Kundgebung / Unter der internationalen Prominenz auch eine Delegation der CDU / Die neue Linie der PSC müßte mit Spaltung bezahlt werden

Aus Managua Ralf Leonhard

Mit einer Kundgebung und einer Kranzniederlegung auf den Gruften der Parteigründer krönte Nicaraguas Christlich–Soziale Partei am Sonntag die Feier ihres 30. Geburtstages. Etwa 3.000 Demonstranten skandierten Parolen wie „Ortega und Somoza sind dieselbe Chose“. Die Polizei schritt nicht ein. Als Festredner war Venezuelas Expräsident Luis Herrera Campins, der Generalsekretär der Christdemokratischen Internationale, geladen. Seine Partei, die COPEI, hat für die zentralameri kanischen Bruderparteien, von denen in den letzten Jahren immerhin zwei - in El Salvador und Guatemala - an die Regierung gekommen sind, die Rolle eines Mentors und Financiers. El Salvadors Präsident Napoleon Duarte, der seinen Besuch schon vor Monaten versprochen hatte, ließ sich entschuldigen und sandte sein alter ego, Julio Adolfo Rey Prendes, Minister für Fernmeldewesen. Generalamnestie für alle politischen Häftlinge, einschließlich der wegen Blutverbrechen verurteilten Contras und Nationalgardisten der 1979 gestürzten Dikta tur, die Aufhebung des Wehrdienstgesetzes und Direktverhandlungen der Regierung mit der Führung der von Washington finanzierten Contras sind die wichtigsten Forderungen, mit denen die PSC am 5. Oktober zum nationalen Dialog mit den Sandinisten antreten wird. „Wie zu Zeiten Somozas“, brüllte Parteichef Erick Ramirez der begeistert applaudierenden Menge entgegen, „kämpfen heute die Kräfte der Demokratie gegen die Diktatur.“ Die Stimmung im überfüllten Saal des Cabrera–Kinos in Managua grenzte an Karnevalsatmosphäre, als Horst Langes, CDU–Abgeordneter im Europa–Parlament, Erick Ramirez ein handgewidmetes Fotoporträt von Helmut Kohl als Gastgeschenk überreichte. „Nicaragua von Morgen wird christlich–sozial sein“, schallte es aus der Menge - ein reichlich optimistischer Slogan, aber zumindest reimt er sich auf spanisch. CDU– Hauptabteilungsleiter Rüdiger May und der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Christoph Boehr, komplettierten die BRD–Delegation, die von einem FAZ– Berichterstatter begleitet wurde. Das Hauptaugenmerk der Versammelten galt jedoch der langatmigen Rede des Expräsidenten von Venezuela. Den nicaraguanischen Parteibrüdern hielt er einmal mehr in aller Öffentlichkeit vor, „daß es ein historischer Fehler war, an den Wahlen 1984 teilzunehmen. Und manche Fehler muß man teuer bezahlen.“ Die PSC, seit zwei Jahren vom dynamischen Erick Ramirez geführt, ist im Begriff, Terrain gutzumachen. Aggressiv in der Rhetorik, aber pragmatisch in der Politik, hat sie sich weitgehend aus dem außerparlamentarischen Rechtsbündnis „Coordinadora democratica“ herausgelöst und bereitet sich auf die Gemeinderatswahlen vor, die im kommenden Jahr stattfinden müssen. Die Partei ist derzeit in jeder zweiten Gemeinde und in 15 von 16 Departements organisiert und rechnet sich mehrere Bürgermeisterposten aus. Die neue Linie, die nicht auf Boykott, sondern auf Nutzung und Erweiterung der bestehenden Freiräume setzt, mußte mit einer Spaltung der Partei bezahlt werden. Der rechte Flügel unter Eduardo Rivas und Julio Ramon Garcia Vilchez, der sich abgespaltet hat, erfreut sich zwar nicht der Anerkennung durch die internationale Christdemokratie, dafür aber des Beifalls der Reagan–Regierung. Aus seinem Verhältnis zur bewaffneten Konterrevolution macht er keinen Hehl. Innerhalb der in Dutzende Kleinparteien aufgesplitterten Opposition hat die PSC gute Chancen, zur führenden Kraft zu werden. Eine seriöse Einschätzung ihrer Anhängerschaft ist unmöglich, da sie eine Beteiligung an den Wahlen 1984 abgelehnt hat und Meinungsforschung in Nicaragua nicht existiert. Seit sich die Friedrich–Naumann–Stiftung Anfang des Jahres nach einer Spaltung der Unabhängigen Liberalen Partei (PLI) aus Nicaragua zurückgezogen hat, kann keine Partei auf so viel Hilfe aus dem Ausland zählen wie die PSC: Die Konrad–Adenauer–Stiftung steht nicht nur mit Kaderschulungen, sondern auch beim Aufbau der Parteistrukturen in der Provinz zur Seite.

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